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“Man muss nicht der Innovation zuliebe Innovationen schaffen”

Können Fernsehsender Format-Innovationen hervorbringen? Bei einer Veranstaltung des Café Numerique in Brüssel treffe ich Yves Thiran, Chefredakteur für Neue Medien beim öffentlichen Fernsehsender RTBF. Ein Gespräch zeigt: Das Fernsehen muss gar nicht innovativ sein, weil es auch so sehr erfolgreich ist.

 

“Fernseh-Konsumenten sind konservativer: Sie wollen alle vier Jahre die Fußballweltmeisterschaft sehen, alle vier Jahre die Olympischen Spiele und dasselbe Entertainment jeden Freitagabend. Man muss nicht der Innovation halber Innovationen schaffen- ich denke nicht, dass das dem Geist des Fernsehens entsprechen würde.” © Vincent Diamante, 2007

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Vernetzt um Santa Maria

Wie der tragische Brandunfall im Süden Brasiliens in den sozialen Netzwerken Widerhall fand.

 

 

Am 27. Januar wurde Brasilien von einer Tragödie erschüttert. Der Tod von über 230 Jugendlichen durch einen Brand in einem Nachtclub in Santa Maria wurde schnell zur Nachricht in aller Welt. In Bulgarien, mit vier Stunden Zeitverschiebung, habe ich vielleicht zu den ersten Brasilianern gehört, die an dem dunklen Sonntagmorgen von dem furchtbaren Geschehen erfuhren – über Facebook.

Der erste Post mit Verlinkung zum Artikel eines grossen Medienunternehmens war für eine Weile noch der einzige auf der Pinnwand. Perplex sah ich wie in kurzer Zeit mehrere Medien darüber berichteten. Betroffen, wie mit den häufigeren Updates auch die Opferzahl immer höher wurde. Es muss gegen Mittag in Bulgarien gewesen sein (etwa 8 Uhr morgens in Brasilien), als plötzlich das Netzwerk von Trauer und Schock überflutet wurde. Brasilien war erwacht. Und es begann einer der traurigsten Tage unserer Geschichte.

Es fällt schwer, selbst nach einem Monat, das Ereignis von einem anderem Blickwinkel zu sehen, wenn nicht dem des schmerzhaften Verlusts. Doch für jemanden, der alles machtlos nur aus der Ferne mitbekommen konnte, zeigten sich die sozialen Netzwerken als wichtige Akteure der gemeinsamen Verarbeitung dieses Unglücks – und hier vielleicht einer Reflexion Wert.

 

Polemische Berichterstattung

Noch am selben unglücklichen Tag war online zu lesen, wie ein Mädchen kurz vor ihrem Tod von dem Nachtclub aus über Facebook um Hilfe bat. Ihr Post, die Kommentare von Freunden, sowie die Bestätigung ihres Todes über das Facebook Profil ihrer Mutter wurden von verschiedenen Nachrichten Portalen publiziert. Persönlich, war ich von der morbiden Veröffentlichung geschockt. Journalistisch konnte ich aber den Zeugenwert des Hilfeschreis nicht ignorieren. Doch mehr als die herkömmliche Diskussion wo Journalismus endet und wo Sensationalismus beginnt, blieb für mich die Frage wo, in solch einem Unglück, und in Social Media Zeiten, die Privatsphäre der Opfer und das Interesse der Öffentlichkeit aneinander grenzen.

Estadão, eineCaptura de Tela 2013-01-28 às 08.41.37 der wichtigsten Zeitungen Brasiliens, musste sich auch mit dem Thema auseinandersetzen. Im Laufe des Tages schrieb die Zeitung Folgendes auf ihre Facebookseite: Die erste Liste von identifizierten Opfern wurde veröffentlicht. Es sind 141 Menschen. Alle unsere Reporter, sowohl in São Paulo als in Rio Grande do Sul, sind darin engagiert eine grosse Berichterstattung für unsere online und print Editionen zu machen. Wenn Sie das Facebook Profil von einem der unten genannten Namen kennen, bitte hinterlassen Sie den entsprechenden Link im Kommentarfeld. Vielen Dank”. Der Post weckte große Polemik unter den Lesern. Der erste Kommentar “Wozu sollen wir den Link hinterlassen?” bekam 146 Likes innerhalb von vier Minuten. Die Antwort der Zeitung dagegen, – “Für unser einziges Ziel in der Gesellschaft: Reportage”- erhielt nur 21. Die kritischen und empörten Äußerungen wurden zahlreicher und Estadão löschte nach einigen Minuten den Post.

Engagierte Hilfe

Captura de Tela 2013-01-27 às 19.50.03Doch auch einheitlich positive Beiträge wurden durch die soziale Netzwerken ermöglicht. Am gleichen Tag entstand die Bürgerinitiative “Somos Todos Santa Maria” (Wir sind alle Santa Maria). Eine unter dem Namen auf Google Docs hergestellte Datei diente als Datenbank für Menschen, die Hilfe anbieten wollten. Hauptsächlich nach Unterkunft in Porto Alegre (die Hauptstadt von Rio Grande do Sul) für Familienmitglieder der Verletzten wurde gefragt, da sich dort die besten Krankenhäuser des Bundeslands befinden. Schnell wurden auch Aufforderungen zur Blutspende auf Facebook geteilt, sowie Hinweise, die Umgebung von Krankenhäuser und das Parken in Porto Alegre zu vermeiden, um dem Krankenwagenverkehr und der Notlandung von Hubschraubern nicht im Weg zu stehen. Hier zeigte sich das immer wieder in der Theorie akklamierte Potential einer vernetzten Community praktisch und deutlich. Denn wenn man überhaupt von etwas Gutem in solch einem unglücklichen Ereignis sprechen kann, dann war es das Engagement der brasilianischen Gemeinschaft, in der rührenden Bemühung den Schmerz der Opferfamilien zu mindern.

Lektorat: Victoria Scherff

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Qualität in Serie

Können nur noch Amerikaner Serien fabrizieren über die sich deutsche Feuilletons freuen? Trotz genügend Selbstzweifel könnten britische Produktionen in Europa den Weg weisen zum Phänomen Qualitäts-Serie

wire

Kann in Deutschland eine Serie wie “The Wire” nicht produziert werden? Quelle: http://brodnig.org/2011/07/05/trau-dich-orf/the-wire/

Wir schreiben das Zeitalter der Serie. Zwar sind Serien an sich kein neues Phänomen, aber so eng eingebunden in das persönliche Portfolio wie heute waren sie noch nie. Es heißt nicht: „ja Breaking Bad gucke ich auch immer mal wieder gerne“. Sondern: „Ja, ich gucke Breaking Bad“. Und zwar treu, jede Folge, ohne Wenn und Aber. Die Serien die wir als „unsere“ angeben, gehören irgendwie zu uns und, dass sie sich mit dem regulären Fernseh-Programm messen müssen, steht nicht zur Diskussion.

Mit einer neuen Generation von Serien hat sich nicht nur das Verhalten der Medienkonsumierenden verändert, sondern (entgegen vieler düsteren Prophezeiungen) scheinen niveauvolle Produktionen höchst kompetitiv geworden zu sein.  “Wir erleben die künstlerisch reichste Periode der Fernsehgeschichte”, meint das sonst mit Kritik nicht zimperliche “New York Magazine”. Diese künstlerische Blütezeit scheint aber auf ein Land begrenzt: die USA. Was über den Ozean nach Europa kommt sind Geschichten die sowohl inhaltlich relativ komplex und ästhetisch anspruchsvoll sind und so schaffen es Serien wie The Wire, Madmen oder Breaking Bad in die deutschen Feuilletons – und das keinesfalls als Beispiel des Kulturverfalls, wie so oft deutsche Fernsehformate.

Im Land, das sich gerne als das der Dichter und Denker sieht, wird so beim Thema Qualitäts-Fernsehen neidisch auf die USA geschielt. Im Einklang klagen die deutschen Medienjournalisten (z.B. zuletzt groß im Spiegel), wie jämmerlich und niveaulos alles ist, was die deutschen Sender im Vergleich zu ihren amerikanischen Counterparts auf den Markt bringen. In Deutschland bedeute Serie entweder kitschige Soap oder seichte Unterhaltungen mit immer wiederkehrenden, eindimensionalen Charakteren: Lebensnahe Geistliche, Polizisten, (Land-)Ärzte etc.

Die Entscheidende Frage (die ja auch schon Trendbloggerin Mareike stellt) ist somit: woran liegt das nur, dass in Deutschland das Format Serie sich mit Qualität nicht zu vertragen scheint? Die lauteste Antwort ist: Geld und eingefahrene Strukturen. So verteidigt beispielsweise ARD- Vorsitzender Lutz Marmor das Fehlen von Qualitätsserien in Deutschland gegenüber dem Spiegel damit, dass die amerikanischen Serien Produktionsbudgets hätten, „die in Deutschland nicht zu stemmen sind.“

Hier wird nun der Blick nach Großbritannien interessant. Im Gegensatz zu den deutschen öffentlich-rechtlichen Sendern hat die BBC schließlich einiges hervorgebracht, was durchaus in einer Reihe mit den umjubelten amerikanischen Serien genannt wird. Man denke nur an Sherlock oder Downton Abbey. Und das mit einem geringeren Budget als es ARD und ZDF zur Verfügung haben! Und auch im kleineren Rahmen zeigt sich das britische Fernsehen manchmal überraschend innovativ: so wird schon mal im daytime TV, inmitten von Game- und Talkshows, eine ambitionierte  Dickens – Verfilmung gesendet – und zwar nicht verstaubt und verkrampft auf einen Bildungsauftrag schielend, sondern frisch in Scherlock-Manier.

Geschimpft wird dennoch auch in Großbritannien. Ein Problem, dass hier genauso viel diskutiert wird, wie in Deutschland, ist, dass für Autoren mit kreativen Ideen im bürokratischen Sumpf der Öffentlich-Rechtlichen kein Durchkommen ist. Die BBC ruhe sich auf ihrem Monopol aus beschwert sich Peter Jukes im Prospect Magazine. Fraglos ein Vorwurf der ARD und ZDF nicht fremd sein dürfte. Im Serien-Wunderland USA hingegen sahen sich Sender durch harte Konkurrenz gezwungen –ja, tatsächlich- Qualität zu produzieren.

Amerikanische Sender haben verstanden, dass man um etwas Außergewöhnliches zu kreieren künstlerische Freiräume lassen muss.  Bei HBO zum Beispiel wird „der Autor zum König gemacht“,  wie Serien Autor Gary Shteyngart begeistert feststellt. Und so entstehen gewagte Serien, die andernorts vielleicht kaputtdiskutiert würden.

Werden wir also auch in Zukunft statt den Fernseher anzuschalten uns lieber per Stream oder Video nach New York oder Baltimore versetzen? Prinzipiell gibt es ja durchaus noch Hoffnung für Europa. Großbritannien jammert sowieso auf einem hohen Niveau – und der Erfolg von Qualitätsserien wie Downton Abbey oder Sherlock kann langfristig eigentlich nicht übersehen werden – selbst von Entscheidungsträgern in den Fernsehanstalten. Und auch in Deutschland gibt es doch eigentlich alles, was eine gute Serie am grundlegendsten braucht: künstlerisches Talent und (bei richtiger Prioritätensetzung auch) Geld. Der langjährige Programmverantwortliche bei Kirchmedia, Mojito, betont:” Die deutschen öffentlich-rechtlichen Sender sind die am besten ausgestatteten in ganz Europa. Sie könnten mehr daraus machen.” Und vielleicht machen sie das ja auch irgendwann.

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MTV Finnland startet Social-TV-Sender

Als ich gerade dabei bin einen ernüchternden Artikel zu fehlenden Fernsehinnovationen zu finalisieren, bekomme ich eine Twitter-Nachricht: “MTV Media Finland launches social TV”.
Das hat mich natürlich neugierig gemacht: Was steckt dahinter?

avatv
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Innovation nur durch Integration

Schwarzer Fernsehschirm dank Internet: Eine Frontstellung?

Schwarzer Fernsehschirm dank Internet: Eine Frontstellung?

IKEA – die schwedische Botschaft unter den Unternehmen – überraschte im vergangenen April mit der Ankündigung, jetzt auch Fernseher ins Angebot aufzunehmen. Mich quält dabei weniger die Angst vor fehlenden Schrauben als die Frage: Hat dieses Gerät überhaupt eine Chance gegen das Internet?

Spätestens Kinder der 70er kennen das TV-Gerät als bestimmendes Alltagsmedium. Seit dieser Zeit ist der Fernsehkonsum in Deutschland fast kontinuierlich gestiegen, erreichte zuletzt fast vier Stunden pro Tag. Doch in Schweden sinkt die Fernsehzeit junger Menschen zwischen 15 und 24, von 2009 bis 2011 nahm sie um 18 Minuten ab: zu Gunsten des Internets. Doch ist wirklich ein Kampf zwischen den zwei Medien zu erwarten?

Carolina Nyman, Chefin einer Filiale der skandinavischen Möbelkette Bolia bestätigte gegenüber Dagens Nyheter, dass es einen neuen Trend bezogen auf den Status des Fernsehens gibt: Viele Kunden träumten von einer Möblierung, die vom Möbeltrend der 50er und 60er inspiriert sei – wo der Fernseher noch kein „Hausgott“ war. Warum bringt IKEA also gerade jetzt Möbel mit integriertem Fernseher auf den Markt? read more…

Datenjournalismus/Internet   |   Tagged , , ,   |  

Journalisten müssen programmieren lernen

Was können Journalisten von Programmierern lernen? Viel meint Christoph Kappes. Mir sind noch ein paar mehr Dinge eingefallen.

Christoph Kappes schreibt in seinem Blogartikel in der BerlinerGazette namens “Code für Alle”:

Programmierung ist ein Handwerk, das sicherlich gut erlernen kann, wer ein Grundverständnis für Analyse, Mathematik und Logik mitbringt. Es zu Erlernen braucht – wie jedes andere Handwerk auch – seine Zeit. read more…