Hengame Yaghoobifarah

Hengame Yaghoobifarah

Trendblogger-Jahrgang 2013/2014 Modeblogs mit Instagramfotos von Vintage-Läden und Zimtschnecken, gepaart mit einem Hauch Feminismus: Mit diesem Eindruck von Schweden begebe ich mich für ein Semester nach Linköping. Nicht nur Land und Leute, sondern auch User und Medien werde ich dort beobachten und für euch beschreiben. Ob die Leute da wirklich so schön sind, wie das Internet wirken lässt, ob wirklich alles sofort mit dem Smartphone fotografiert wird, ob Schweden wirklich das europäische Musterland schlechthin ist? Mythen hin oder her, ich werde es austesten.


Gleichstellung? Ist doch egal.

Die feministische Tageszeitung dieStandard.at steht vor dem Aus. Die Verantwortlichen drücken sich allerdings um klare Aussagen – wohl aus Feigheit?

dieStandard.at: Heute ein Einzelstück der deutschsprachigen Medienlandschaft, bald nur noch ein Schatten seiner selbst?

dieStandard.at: Heute ein Einzelstück der deutschsprachigen Medienlandschaft, bald nur noch ein Schatten seiner selbst?

Stell dir vor, es gäbe eine deutschsprachige, tagesaktuelle Onlinezeitung mit feministischem Schwerpunkt. Ein Medium, welches das Spektrum in der typendominierten Landschaft erweitert. Ein Ort, an dem der Fokus auch auf sonst in Mainstreammedien untergehenden Themen fällt.
Weißt du was? So eine Zeitung gibt es! Auf dieStandard.at, einer Subzeitung der österreichischen Tageszeitung derStandard, wird Innovatives geleistet. Es sollte 2014 eigentlich nichts Ungewöhnliches sein, dass eine feministische Zeitung als Selbstverständlichkeit geführt wird.

Gerüchten zu folge wird aber aus Ressourcenmangel die Redaktion von dieStandard.at aufgelöst, auf der Seite werden nur noch Meldungen aus der Hauptredaktion übernommen. Es entsteht quasi eine Phantomseite. Lea Susemichel von den an.schlägen hat einen sehr differenzierten Kommentar zur ganzen Geschichte geschrieben. Dass das Projekte ohne Redaktion weitergeführt werden soll, würde seinem Sinn gar nicht mehr gerecht werden:

Diese Ressourcen braucht es jedoch unbedingt. Denn frauenpolitische Inhalte kommen in Österreichs Medien sonst kaum vor. Nur punktuell werden dort Meldungen und Zahlen zu Themenklassikern wie etwa der Gehaltsschere oder zu Gewalt gegen Frauen gebracht. Engagierte Analysen und Aufarbeitungen solcher Nachrichten hingegen oder gar generell eine geschlechtssensible Betrachtung gibt es in aller Regel nicht. Diese Aufgaben erfüllen nach wie vor einzig feministische Medien.

Seitdem die an.schläge diese Information öffentlich machten, ist viel Enttäuschung und Wut ausgebrochen. Über den Twitter-Account von dieStandard.at wurde sofort reagiert:

 

Dies verstärkt den Eindruck, dass es zum Bestehen der Marke anstatt der Redaktion kommen wird – und das unkommentiert, damit es keine_r merkt. Auf ein klares Statement der Verantwortlichen wird vergeblich gewartet, zu groß ist wohl die Angst vor einem Shitstorm. Damit schießt derStandard ein Eigentor und katapultiert sich selbst zurück ins 20. Jahrhundert.



App the pain away

Angstzustände, Sozialphobie und Panik lähmen Betroffene in ihrem Handlungsspielraum und erschweren ihren Alltag. In Stockholm wird momentan eine App entwickelt, die dem entgegenwirken soll. Kann eine herkömmliche Therapie digital ersetzt werden?

Persönliche Grenzerfahrungen herausfordern um Ängste zu mildern: Wie viel psychische Belastung kommt dabei auf Betroffene zu? (Bild: porschelinn/flickr)

Persönliche Grenzerfahrungen herausfordern um Ängste zu mildern: Wie viel psychische Belastung kommt dabei auf Betroffene zu? (Bild: porschelinn/flickr)

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Aktivistische Musicals und proletarische Balladen

Schwedens queer_feministisch_anarchistische Allianz ist subversiv und bunt. Ihre Medienaffinität zahlt sich aus: Auch im Netz wird ihre DIY-Ästhetik gefeiert.

Von der Textzeile eines DIY-Musicals zur Catchphrase einer großen Gruppe: Einfach zurückschlagen.

Von der Textzeile eines DIY-Musicals zur Catchphrase einer großen Gruppe: Einfach zurückschlagen.

Es ist die Erzählung über vier mehrfachdiskriminierte Queers. Sie erzählen sich gegenseitig von ihren Ängsten, ihren alltäglichen Kämpfen und der rückschließenden Resignation. (Mit Hilfe der englischen Untertitel auch ohne Schwedisch-Skills nachvollziehbar.) Sobald sie gemeinsam auf eine Veranstaltung gehen, bestätigen sich alle Befürchtungen hinsichtlich unsensibler, ignoranter Mitmenschen. Wildfremde Typen fragen nach der Geschlechteridentität oder dem Begehren der vier. Auf der Schlange zur Toilette wird Baby Meinhof auch noch darauf hingewiesen, dass dies ein „Mädchenklo“ sei. Es ist zum Verzweifeln.

Plötzlich ertönt eine eindringliche Melodie, alle fangen an zu singen. Die Gruppe wird größer, die Outfits sind schrill und erinnern ein bisschen an die sportlichen Seiten der 80er.
Die Titelmusik des D.I.Y.-Musicals Moralist Instruction Musical wird zur Hymne und ist auch offline allgegenwärtig: Auf Demonstrationen, auf Partys, als Handyklingelton.

Ähnlich populär steht es um Gråt Allianz Av Vårt Hat („Weine, Allianz unseres Hasses!“). Mit der Allianz ist das rechtes Wahlbündnis Schwedens gemeint, weitere wichtige Infos zur schwedischen Politik wird in der Description-Box auf Englisch erklärt, sodass das Identifikationspotenzial über Landesgrenzen hinausgehen kann.

Ein großes Problem innerhalb der linken Szene: Macho-Bullshit

Ein großes Problem innerhalb der linken Szene: Macho-Bullshit

Bonnie Tylers Total Eclipse Of The Heart wurde zum Song über die queere_anarchistische Revolution umgeschrieben. Mit Hilfe der englischen Untertitel wissen wir alle: Dieses Lied ist nicht minder herzzerreissend, definitiv aber auch aufpeppend und zum Aufstand ermunternd. Die subversive Aneignung von oftmals gehörten Parolen macht nicht nur die Kritik innerhalb linker Kreise sichtbar, sondern ist verdammt empowernd.

Aktivistische Filmprojekte bleiben dabei nicht nur im Internet. Zum Beispiel wird der durch Fundraising finanzierte queere Film Dyke Hard diesen Frühling seine Kinopremiere feiern. Zunächst aber leider nur in Schweden.

Folge der Autorin @sassyheng auf Twitter.  



Hair Riot 2.0

Während im deutschen Internet diese schäbigen Necknominationen herumkursieren, widmet eins sich in Schweden der Körperbehaarung. Ob auf Facebook, Twitter oder Instagram, es gibt starken Widerstand gegen sexistische Körpernormen. 

"Wie jetzt, Frauen* wachsen Haare unter den Armen? Das hab ich aus Pornos aber anders in Erinnerung!" (Quelle)

„Wie jetzt, Frauen* wachsen Haare unter den Armen? Das hab ich aus Pornos aber anders in Erinnerung!“ (Quelle)

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Mehr Grrrlpower in Popkultur

Wer denkt, Frauen* warten drauf, dass die Mainstream-Medien endlich eine angemessene Repräsentation anbieten, täuscht sich: Anstatt sich abhängig von männerdominierten Zeitungen zu machen, kümmern sich Frauen* einfach selbst um ihre Repräsentation.

Optisch ansprechend, übersichtlich und gratis: Die App Tjejsamlat kann was.

Optisch ansprechend, übersichtlich und gratis: Die App Tjejsamlat kann eine Menge.

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