Das aktuelle Thema im Monatsdossier der Trendblogger heißt „Journalisten als Marken“. In Schweden wird das beim Wort genommen und von der Medieakademin und dem Meinungsforschungsinstitut TNS SIFO ein jährlicher Vertrauensindex herausgegeben: mit einer Rangliste von Journalisten.
Nach dem Förtroendebarometer genießt dabei der gesellschaftskritische Journalist Janne Josefsson vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen svt die größte Wertschätzung unter den schwedischen Kollegen. Bekannt wurde der 60-Jährige aus der Nähe von Göteborg durch die so genannte Wahlstubenreportage, in der Politikern ein gewisser Alltagsrassismus nachgewiesen wurde.
Befragt für das Vertrauensbarometer (außerdem interessant und ebenfalls von der Medieakademin: Twitterbarometern) wurden Mediennutzer, ob sie eine Person in der schwedischen Presse, Radio, Fernsehen oder digitalen Medien besonders schätzten. Beeindruckend ist für mich, dass unter den ersten zehn Platzierungen sechs aus dem TV-Bereich (svt) stammen. Hat die von uns gestellte Frage nach der Zukunft und den Innovationsmöglichkeiten des Fernsehens also keine unmittelbare Auswirkung auf die Reputation der Gesichter dieses Mediums?
Nach den gesamtmedialen Ergebnissen haben die Rundfunkmedien (48 % Vertrauen) gegenüber der Tagespresse ebenfalls deutlich besser abgeschnitten (29). Lediglich zwei Printjournalisten (darunter Jan Guillou von der Boulevardzeitung Aftonbladet auf Rang zehn) und zwei Radiostimmen haben es in der Rangliste in die Top Ten geschafft.
Fredrik Wass spekuliert auf seinem Bisonblog über die Gründe für Janne Josefssons Erfolg und den dritten Platz der bestplatzierten Frau, Lotta Bromé (Schwedisches Radio, SR). Wass positioniert sich dabei allerdings gegen die Analyse von Medienwissenschaftler Lennart Weibull. Dieser erklärte Bromés dritten Platz mit ihren anderweitigen Auftritten im Fernsehen. Wass verweist aber vor allem auf ihre eigene, sehr abwechslungsreiche Radiosendungen mit Aktuellem, Neuigkeiten und Unterhaltung.
In jedem Fall: Schwedische Mediennutzer scheinen dem, was sie sehen und hören definitiv mehr zu trauen als dem, was sie lesen.
Hast Du mal den Vertrauensindex und den Twitterindex verglichen? Wäre interessant zu sehen, ob es Überschneidungen bei den platzierten Personen gäbe … Denn wenn ich Deinen Artikel richtig interpretiere, genießen die Rundfunkmedien in Schweden überdurchschnittliches Vertrauen, die digitalen Medien scheinbar im Vergleich sehr wenig …
Das unterstreicht der Vergleich (vermeintlich) auch! Ich habe niemanden der vertrauenswürdigen Personen im Twitterindex wiederentdeckt. Natürlich ließe sich davon auch die Vermutung ableiten, dass vor allem bekannte Rundfunk- und Pressejournalisten keine weitgehende Aktivität auf Twitter entwickeln. Vielleicht ist hier ein gewisser Konservatismus abzuleiten?
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