Lyon,
Trendblogger-Jahrgang 2012/2013 Bonjour. Ich heiße Mareike, bin ein Berliner Urgestein und 24 Jahre alt. Ich studiere Kulturwissenschaften in Frankfurt Oder, verbringe die kommenden 10 Monate jedoch in Lyon und erkunde die französische Universitätslandschaft am Institut d’Études Politiques. Während es die meisten nach Paris verschlägt, war für mich Lyon die erste Wahl. Lyon ist nicht nur „la ville de gueule“ (frei: „Stadt der Gaumenfreuden“), sondern bietet allerlei Entdeckenswertes. Um nicht vollends dem guten Essen zu verfallen, widme ich mich sinnvolleren Beschäftigungen und werde mich für euch auf die Suche nach den neuesten Medientrends und -innovationen machen. Fragen, Kritik und Anregungen sind absolut erwünscht. Na dann, allons-y!


„Mein Blog, das bin ich“ – Journalisten als Marke

Manuel-Dorne-KorbenAnlässlich unseres Märzdossiers habe ich mich virtuell per Skype mit dem französischen Blogger Manuel Dorne alias Korben getroffen und mit ihm über das Bloggen in Frankreich, seine Selbstvermarktung und die Tatsache, dass man auch als bekannte Marke noch Geld verdienen muss, gesprochen.

Der 30-jährige gelernte Informatiker betreibt seit 2004 einen Blog, in dem er über seine Lieblingsthemen Technik, das Web und witzige Fundstücke berichtet. Außerdem hat er die Jobbörse Remix Jobs ins Leben gerufen, die auf Berufe im Bereich „Tech und Web“ spezialisiert ist.

Im Jahr 2011 warst du auf dem fünften Platz des Klout-Rankings der 100 einflussreichsten Personen in sozialen Netzwerken

Wenn du das sagst.

Ach, wusstest du das noch gar nicht?

Doch, aber du weißt ja, wie das mit solchen Rankings ist…

Also warst du nicht stolz?

Nein, mir ist das ziemlich egal.

Vielleicht könntest du uns trotzdem erklären, wie man eine einflussreiche Person in sozialen Netzwerken wird.

Ich lege es darauf nicht unbedingt an. Mein Ziel ist es nicht, berühmt zu werden. Mein Ziel ist es, einen Beruf auszuüben, den ich sehr gerne mag und über die Dinge zu schreiben, dir mir gerade einfallen. Daneben gibt es dann aber sicherlich einige Dinge, die den Leuten ganz gut gefallen. Ich schreibe zum Beispiel sehr viel und zu sehr aktuellen Themen auf Twitter. Dazu habe ich dann natürlich auch meinen Blog, auf dem ich noch zusätzlich viel berichte. Dann versuche ich vor allem, ich selbst zu sein. Ich erzähle ab und zu auch etwas aus meinem Leben, mache Witze, antworte den Leuten. Ich nutze den Blog absolut nicht auf professionelle Weise, das klingt vielleicht etwas komisch, aber ich setze mir da absolut keine Grenzen.

Glaubst du, dass es schwierig ist, Blogger in Frankreich zu sein und vor allem schwieriger als zum Beispiel in den USA?

Ja, auf jeden Fall, denn die Blogger dort schreiben auf Englisch und werden von allen gelesen, sogar von Franzosen. Wir schreiben hier nun mal auf Französisch und das grenzt die Leserschaft natürlich schon einmal deutlich ein. Es gibt natürlich auch hier Leute, denen man folgen sollte und die auch eine gewisse Reputation haben. Es gibt natürlich nicht nur Blogger, vor allem in den sozialen Netzwerken, sondern diejenigen, die vielleicht auch nur einen Tumblr oder ähnliches haben und trotzdem mehr Follower als ich aufweisen können. Da hat jeder seine Spezialität.

Wie du ja weißt, sprechen wir in diesem Monat über das Thema „Journalisten als Marke“.  Was hältst du vom „personal branding“ der Journalisten und Blogger? Ist das heutzutage notwendig?

Ja, das ist auf jeden Fall notwendig. Es kommt natürlich ein wenig darauf an, was man genau macht. Im Falle von Journalisten, die für eine große Zeitung arbeiten, steht diese Zeitung natürlich im Vordergrund. Dort ist das personal branding weniger sinnvoll. In meinem Fall: Mein Blog, das bin ich. Alle Inhalte dort, das bin ich. Ich verkörpere das. Wenn ich also von  mir spreche, spreche ich gleichzeitig auch von meiner Seite und andersherum. Daher spielt das personal branding für mich natürlich auch eine Rolle. Dazu bin ich auch in gewisser Weise gezwungen. Das liegt auch in der Natur der Sache, meiner Arbeit. Das ist auch dermaßen vermischt in den Köpfen der Leute: Ich bin Korben und das lässt sich auch nicht trennen in zwei Persönlichkeiten. Dann gibt es natürlich auch verschiedene Arten des personal branding. Für mich ist es nicht das Hauptziel, das läuft eher nebenbei. Ich versuche, gute Artikel zu schreiben, auf meine Leser einzugehen, diskutiere mit ihnen. Das bringt mich meiner Leserschaft näher und liegt mir eher, als mein Ego in den Vordergrund zu stellen. Aber es ist natürlich auch eine Form von Selbstvermarktung. Journalisten gehen viel weniger auf das Feedback ihrer Artikel ein. Wenn jemand meine Seite kritisiert, kritisiert er eben auch mich. Ich glaube nicht, dass Journalisten von Le Monde oder deren Chefredakteur sich persönlich angegriffen fühlen im Falle von Kritik.

Bist du eine Marke?

Ja. Ich bin in gewisser Weise eine Marke geworden.

Hast du auch schon Werbung für dich gemacht?

Ich hab in dem Sinne keine Werbung für mich gemacht. Dafür fehlt mir auch das Budget. Ich verweise natürlich auf meinen Blog, in Diskussionen zum Beispiel. Das mache ich aber nicht allzu oft.

Wie wurde dein Blog dann bekannt?

Das lief vor allem durch Mund-Propaganda. Dazu schreibe ich zwar auch über aktuelle Themen, veröffentliche vor allem aber auch Artikel, in denen ich technische Kniffe erkläre, für Windows, Mac etc. Ich behandele Themen eben nicht wie ein Journalist, sondern gebe meine ganz eigene Meinung dazu, versuche einen eigenen Blickwinkel zu beschreiben. Ich konzentriere mich vor allem auch auf Themen, zu denen ich wirklich etwas zu sagen habe. Ich hatte natürlich auch einige Artikel, die sehr populär waren, zu Hadopi zum Beispiel. Die Bekanntheit steigt langsam und allmählich.

Als Marke, als Blogger reicht es aber nicht immer unbedingt, bekannt zu sein. Du hast dich dafür entschieden, Werbung auf deinem Blog zu schalten.

Ja, genau. Anders geht es nicht. Es gibt auch die Option einer werbefreien Version für einen Euro. Meine Einnahmequelle ist aber die Werbung. Da habe ich keine andere Wahl. Es gibt im Grunde drei Businessmodelle für Blogger: bezahlten Content, Werbung oder Spenden der Leser. Allerdings existieren letztere praktisch nicht. Ich habe etwa eine Million Leser im Monat: Wenn mir alle meine Leser einen Euro spenden würden, wäre das natürlich toll.

Um auf seinem Blog Werbung schalten zu können, brauch man eben auch wieder eine gewisse Leserschaft. Ein Teufelskreis.

Ja, auf jeden Fall. Das bedingt sich gegenseitig. Mit einem Blog ein Vermögen zu verdienen, bleibt aber ein Wunschtraum und ich kenne niemanden, der allein durch viele Leser auch Geld verdient hat.

Was kannst du uns Trendbloggern am Ende mit auf den Weg geben? Hast du einen Tipp, wie wir noch bekannter werden?

Ja, im Grunde die Tipps, die ich bereits erwähnt habe. Man sollte nicht über Themen schreiben, die einen nicht interessieren, da die Qualität des Artikels darunter leidet. Man sollte sich an seine Interessen halten. Vor allem sollte man, wie schon gesagt, nicht unbedingt Journalist spielen, das heißt den Artikel mit Höflichkeitsfloskeln schmücken oder unbedingt eine neutrale Haltung wahren. Man sollte sich in den Artikel einbringen und ein „Ich denke, dass…“ zeigt deine persönliche Meinung zum Thema. Das ist auch ein Vorteil des Blogs und es stellt eine Sympathie zwischen Blogger und Leser her.

1 KOMMENTARE , GEBE EINEN KOMMENTAR AB

  1. Pingback: Ich blogge, also bin ich | Engelspost(s)