Journalisten müssen programmieren lernen

Was können Journalisten von Programmierern lernen? Viel meint Christoph Kappes. Mir sind noch ein paar mehr Dinge eingefallen.

Christoph Kappes schreibt in seinem Blogartikel in der BerlinerGazette namens „Code für Alle“:

Programmierung ist ein Handwerk, das sicherlich gut erlernen kann, wer ein Grundverständnis für Analyse, Mathematik und Logik mitbringt. Es zu Erlernen braucht – wie jedes andere Handwerk auch – seine Zeit. (mehr …)



Redaktionskonferenz am 13.2.2013 mit Frederik Fischer, Blattkritik zu Datenjournalismus

Die nächste Redaktionskonferenz findet am 13.2.2013 um 16.00 Uhr statt. Wer Lust hat, dazu kommen, mag einfach einen Kommentar unter dieses Blog setzen, wir schicken dann die Adresse des virtuellen Raums per Email.

Unser Gast ist diesmalFrederik Fischer.frederikfischer

Frederik Fischer ist freier Journalist für sub-, pop- und netzkulturelle Themen und schreibt u.a. für das ZDF Hyperland Blog. Seit Juli 2012 ist er Geschäftsführer des Internet-Startups tazaldoo. Gemeinsam mit befreundeten Hacks und Hackern entwickelt er Softwarelösungen für die Kuratierung und Verifikation von Inhalten in sozialen Medien. Das erste Produkt heißt tame und ist eine kontextbasierte Suchmaschine für Twitter.

Er wird die Artikel des Datenjournalismus-Dossier sich genauer anschauen und ein paar Thesen zum sich verändernden Berufsbild des Journalisten mit den Trendbloggern diskutieren. Die Trendblogger haben sehr spannende Entwicklungen recherchiert:

  • Annette Mehlhorn berichtet aus dem Vereinigten Königreich und stellt fest:

    Datenjournalismus ist aber leider nicht gleich pure Faktenwiedergabe, sondern genauso abhängig von der subjektiven Selektion, Interpretation und Wiedergabe der Journalisten.

  • Luise Hoffmann stellt das Datajournalism Handbook vor:

    Das “Data Journalism Handbook” ist also wirklich ein sehr spannend und informativ und macht dem Namen Handbuch alle Ehre.Schade am ganzen Projekt ist nur, dass seit fast einem Jahr nichts mehr passiert ist. Die im Internet befindliche Version trägt immer noch den Name Beta 1.0 und das Versprechen der Herausgeber in der Einleitung des Buch; dass das Projekt immer noch im Arbeitsprozess ist und weiter geführt wird, wurde bis jetzt nicht erfüllt.

  • Karin Kutter stellt das Veritometre vor:

    In Deutschland ist dieses Jahr Bundestagswahlkampf. Der Einsatz einer deutschen Variante von „véritomètre“ wäre da durchaus spannend. Denn auch dieses Jahr sollen sich die Kandidaten wieder in einem Duell im Fernsehen gegenüberstehen – über die Form wird derzeit noch gestritten.

    Außerdem schreibt sie über die Einstellung von owni.fr

    Einen Monat später mussten die Macher der Website vorerst ihre Arbeit aufgeben. Der Grund: Zahlungsunfähigkeit. Das ist schade. Denn die Seite war über die Grenzen Frankreichs für ihre Innovationen und grafisch aufbereiteten Recherchen populär.

  • Finn Pauls schreibt über das Netzwerktreffen von Journalisten und Hackern:

    Meist finden sich Programmierer oder Jungunternehmer zusammen, jetzt haben auch Journalisten ihren Platz gefunden. Kooperationen zwischen den Gruppen gibt es auch: Einige der Mitglieder von Hacks/Hackers Helsinki besuchen im Februar ein Meetup-Gruppe von Programmierern, um dort mehr über Javascript zu lernen.

  • Niklas Wieczorek diskutiert die Frage, welcher Fortschritt von Datenjournalismus zu erwarten sei:

    Daten und deren (graphische) Auswertung dürfen und müssen also auch in Zukunft weiter in den Online-Journalismus eingebunden werden. Doch wichtig ist, sich nicht in ihnen zu verlieren, sondern den Überblick zu wahren und die Position des Zusammenfassenden einzunehmen. Was wäre die Bundesligatabelle ohne Spielberichte? Was wären die Börsenzahlen ohne Wirtschaftskommentare?

  • Mareike Schönherr stellt die Frage nach der ökonomischen Verwertbarkeit von Daten:

    Diese Art des Journalismus ist längst im Informationsalltag integriert. Allerdings ist der Arbeitsaufwand für die Artikel Visualisierungen für die Zeitungsredaktionen bisher noch zu hoch und wird daher an Projekte wie We Do Data oder Dataveyes abgegeben. Fraglich bleibt, ob man die benötigten Statistiker, Grafiker und Programmierer in Zukunft in die Redaktionen einbinden oder die Arbeit weiter outsourcen wird. Man wird sich Gedanken machen müssen, denn der Datenjournalismus ist keine zeitweilige Modererscheinung und es reicht nicht, alle halbe Jahre einen grafisch aufbereiteten Artikel zu veröffentlichen.

  • Johanna Kardel stellt den Zusammenhang von Transparenzgesetzen und Datenjournalismus her:

    Datenjournalismus ist immer nur so gut, wie die ihm zu Grunde liegenden Datensätze. In Lateinamerika könnten die neuen Transparenz-Gesetze und die damit geschaffenen Open-Data-Datenbanken langfristig entscheidend zur Qualität der neuen Journalismusform beitragen. Kurzfristig zeugen die Anwendungen jedoch von mangelnder Kreativität

  • Nastasja Rykaczewski schreibt über den Zusammenhang von OpenData und Datenjournalismus:

    Im Umgang mit zunehmenden Mengen von offenstehenden open data müssen Journalisten mit Informatikern, Statistikern oder Mathematikern zusammenarbeiten- wenn sie denn nicht alle Funktionen in einer Person vereinen können. Nicht nur verhelfen sich Databearbeitung und Journalismus über ihre Kooperation gegenseitig zu einer Wertsteigerung. Auch und vor allem verhilft diese Zusammenarbeit dem Sprung vom Zugang zur Zugänglichkeit von open data.

Eine wichtige Debatte zum Thema Journalismus und Datenschutz wurde durch das Lobbyplag von Richard Gutjahr aufgeworfen. In einem Blogbeitrag auf ikosom.de habe ich die Frage des Ziels von Lobbyplag diskutiert und dazu zwei sehr gute Beiträge von Michael Seemann und Thomas Stadler verlinkt. Kann man also ergänzend lesen, wenn man mag.

Bis am Mittwoch zur Redaktionskonferenz!

Helsinki,


Hacks/Hackers: Wo sich Journalisten und Programmierer treffen

Datenjournalismus ist kein Kinderspiel. Es erfordert mehr als nur Zahlen in Tortendiagramme zu verwandeln. Er wird daher nur von wenigen Journalisten praktiziert, die meist eigene Abteilungen in den Redaktionen haben. Wer mehr über den Kampf mit den Datenmassen lernen will, kann sich das Data Journalism Handbook zur Hilfe holen, das unsere Trendbloggerin Luise erst kürzlich vorgestellt hat: Vollgepackt auf 242 Seiten finden sich dort Anleitungen und Fallbeispielen. Doch was, wenn doch noch Fragen da sind?

Volles Haus beim Treffen in Helsinki | Foto von Hanna Nikkanen

Volles Haus beim Treffen von Hacks/Hackers in Helsinki | Foto von Hanna Nikkanen

(mehr …)

Montevideo,


Datenjournalismus dank Transparenzgesetze

Die Verwendung der Steuergelder 2011-2012. Der Katalog der offenen Daten in Uruguay bietet alle Daten und regt ihre Visualisierung an.

Die Verwendung der Steuergelder 2011-2012. Der Katalog der offenen Daten in Uruguay bietet alle Daten und regt ihre Visualisierung an. Foto: AGEV Uruguay

Datenjournalismus ist immer nur so gut, wie die ihm zu Grunde liegenden Datensätze. In Lateinamerika könnten die neuen Transparenz-Gesetze und die damit geschaffenen Open-Data-Datenbanken langfristig entscheidend zur Qualität der neuen Journalismusform beitragen. Kurzfristig zeugen die Anwendungen jedoch von mangelnder Kreativität.

(mehr …)

Lyon,


Data is the new oil – französische Medien und der Datenjournalismus

Mit We Do Data und Dataveyes gibt es gleich zwei französische Projekte, die den Zeitungsredaktionen beim Thema Datenjournalismus unter die Arme greifen.

«c’est juste être journaliste en France en 2012»

Zu Beginn des Jahres 2010 wurde dem Datenjournalismus oder „le journalisme de données“, wie man ihn in Frankreich nennt, um einen Anglizismus zu umgehen, noch bescheinigt, er etabliere sich nur sehr schleppend in Frankreich. Zwei Jahre später betont Karen Bastien, ehemalige Chef-Redakteurin der Tageszeitung „Libération“, in einem Interview, dass der Umgang mit Daten eine Selbstverständlichkeit für den französischen Journalismus geworden ist.

Die Zusammenstellung, Aufbereitung und Visualisierung von Daten raubt den Journalisten vor allem eines: Zeit. Zeit, die in ihrem alltäglichen Arbeitsleben ohnehin knapp ist. Karen Bastien stellt fest:

 Man muss eines beachten: der Datenjournalist, genau wie der Investigativjournalist, braucht sehr viel Zeit für seine Arbeit. Sie passt nicht in den alltäglichen Arbeitsablauf.

(mehr …)

Stockholm,


Fortschritt durch Daten?

Geteilter Fortschritt: Datenjournalismus

Geteilter Fortschritt: Datenjournalismus

Onlinepublikationen verdrängen Zeitungen: Und doch gibt es – ausgenommen Aktualität und Geschwindigkeit – selten Auseinandersetzungen über einen wirklichen Quantensprung durch das Medium Internet. Ändert sich das mit Datenjournalismus? Eine Untersuchung am Beispielland Schweden.

Gerade die skandinavischen Länder bieten eine interessante Grundlage, um sich dem Thema Datenjournalismus zu nähern: In Schweden werden Bürger an vielen Stellen aufgefordert, ihre Daten anzugeben – und tun dies meist (allzu) bereitwillig. Das liegt allerdings auch an der traditionellen staatlichen Offenheit mit Daten. Eine Homepage, auf der man beispielsweise die Steuerabgaben seines Nachbarn einsehen kann, wäre in Deutschland mehr als unvorstellbar.

Kein Wunder also, dass auch in Schweden in den vergangenen Jahren die Sparte des Datenjournalismus immer weiter wächst. Die Beispiele Jens Finnäs mit seinem Projekt Journalismus++ oder das Forschungsprojekt „Datajournalistik“ auf der Södertörns Högskola zeigen dies deutlich. Doch welchen Fortschritt macht der gesamte Journalismus mit der Informationen vermittelnden Darstellung von Daten eigentlich?

(mehr …)



Januar-Dossier: Datenjournalismus

Im Monat Januar 2013 wird es bei den Trendbloggern um das Thema Datenjournalismus gehen. Was ist Datenjournalismus? Sehr lesenswert dazu ist das Interview von Ulrike Lange (von Medial-Digital) mit dem Journalisten und Experten Nicolas Kayser-Bril, der schon sehr viel in den Bereich gearbeitet hat u.a. beim Journalismus-Startup Owni.fr als Datenchef und Gründer von Journalism++. Er sagt in dem Interview:

Datenjournalismus ist […] nicht bloß Datenbereitstellung. Er kann Daten auch in Kontext stellen und analysieren. Nehmen wir das Beispiel Agrarpolitik. Wir haben dazu alle Daten über alle Subventionen, die jede noch so kleine Region in Europa erhält. Diese Zahl haben wir zum Bruttoinlandsprodukt der jeweiligen Region in Relation gesetzt. Wir haben also ein Ranking der Einnahmeanteile einer Region aus Subventionen erstellt. Damit konnten wir präzise sehen, welche europäische Kommune sich mit ihren Einnahmen fast ausschließlich auf Subventionen stützen. Das ist Journalismus. Wir haben eine journalistische Fragestellung, und wir vertiefen die vorliegenden Daten, auch wenn sie in binärer Form in einer Datenbank liegen. Ich würde Datenjournalismus eher definieren als Journalismus von Journalisten, die programmieren können.

Etwas genauer hat das Lorenz Matzat, ein weiterer Experte auf dem Gebiet des Datenjournalismus definiert:

Ein oder mehrere maschinenlesbare Datensätze werden per Software miteinander verschränkt und analysiert – damit wird ein schlüssiger und vorher nicht ersichtlicher informativer Mehrwert gewonnen. Diese Information wird in statischen oder interaktiven Visualisierungen angeboten und mit Erläuterungen zum Kontext, Angaben zur Datenquelle (bestenfalls wird der Datensatz mit veröffentlicht) versehen. Letztere wird ggf. kommentiert (in Schrift, Ton oder Bewegtbild). Liegen die Daten nicht maschinenauswertbar vor (z.B. hundertausende Emails) können die User aufgefordert werden, die Recherche weiter mit voranzutreiben (“Crowdsourcing”, siehe bspw. “Investigate your MP’s expenses“).

Die Aufgabe für die Trendblogger für Januar lautet, Beispiele aus den Ländern der Trendblogger rund um das Thema Datenjournalismus zu finden:

  • Spannende Beispiele der Darstellung von Daten in traditionellen Medien, insbesondere interaktive Beispiele
  • Spannende Start-Ups, welche Journalisten die Möglichkeit bieten, Daten zu analysieren und auszuwerten
  • Kontroversen rund um das Thema Daten in den Medien (Stichwort: Umgang mit Wikileaks)

Toll wäre es, wenn jeder Trendblogger recherchieren könnte, welche Journalisten sich in den jeweiligen Ländern intensiv mit der Materie befassen – diese könnten wir dann hier in der Blogroll verlinken, wir könnten aber auch Interviews mit ihnen machen.

Die nächste Redaktionskonferenz findet statt am 13. Februar 2013 mit dem Journalisten Richard Gutjahr.