Stockholm,


“Välkommen till Sverige, Mr. President!” – 5 schwedische Web-Adressen, die Vorfreude auf Obamas Besuch machen

Obama Titelfoto

Morgen ist es so weit: Der amerikanische Präsident Barack Obama, der Russland kurzerhand von seiner Reiseroute gestrichen hat, reist für zwei Tage nach Stockholm. Dabei handelt es sich um eine Premiere – zum ersten Mal in der Geschichte der beiden Staaten besucht ein amtierender amerikanischen Präsident Schweden für ein bilaterales Treffen. Dementsprechend freuen sich die Schwed_innen und insbesondere die Stockholmer_innen riesig auf den hohen Besuch. Und sind – auf ihre medienaffine Art und Weise – selbstverständlich bestens vorbereitet.

Im Web wimmelt es von Informationen und Reaktionen auf den Besuch des amerikanischen Staatsoberhauptes. Die Highlights der digital ausgedrückten Vorfreude auf einen Blick.

(more…)

Stockholm,


Medieninnovationen gibt es in Stockholm an jeder Ecke

Einer der Gesichter der blühenden Start-Up Szene in Stockholm: Patrik Kloz

Eines der Gesichter der blühenden Start-Up Szene in Stockholm: Patrik Kloz

In Stockholm, DEM Mekka für medienaffine junge Kosmopoliten, liegt die Innovation förmlich auf der Straße. Ich bin erst vor ein paar Stunden in der schwedischen Hauptstadt gelandet, da finde ich sie punktgenau wie eine Online-Suchmaschine. Oder sie findet mich.

Nach einem ausgiebigen Spaziergang durch die Altstadt esse ich in einem kleinen Restaurant draußen in der Fußgängerzone zu Abend. Am Nebentisch sitzen zwei junge Schwedinnen: Sie haben ihre iPhones vor sich auf dem Tisch liegen und schlürfen, chic gestylt wie sie sind, ihren Kaffee. Ich esse meine Pasta und denke mir nichts weiter. Ein paar Minuten später höre ich hinter mir einen jungen Mann, der sagt

„hey, we just created this new app and would like to know if you want to test it“.

Bingo! Ein Lächeln huscht mir über das Gesicht.

Ich drehe mich zur Seite und sehe den jungen Mann, der vor den beiden Frauen auf einem Stuhl sitzt und strahlend ein MacBook in der Hand hält. Die jungen Schwedinnen scheinen gelockt und hören ihm gebannt zu.

Die Idee: Ein virtueller Kleiderschrank, der sich die heißbegehrten Objekte merkt

Mit Begeisterung erklärt der junge Mann mit dem Namen Patrik Kloz seine neueste Kreation: Eine Shopping-App für Kleidung. Sie zeigt dem User einen virtuellen Kleiderschrank und ermöglicht es ihm – ganz bequem – begehrte Produkte zu markieren und sie personalisiert im Kleiderschrank zu speichern.

„The Dreamcloset“

soll das Ganze heißen. Und es soll das Online-Shopping revolutionieren. 

Eine Revolution des Online-Shopping?

Der User richtet sich zu allererst einen virtuellen Kleiderschrank ein. Dafür steht eine Reihe von Modellen zur Verfügung, wie beispielsweise ein begehbarer Kleiderschrank. Wem das zu langweilig ist, der kann ein Foto von seinem eigenen Zimmer oder seinem eigenen Kleiderschrank hochladen. So wird das Online-Shopping zum persönlichen Erlebnis.

Trifft der User beim Surfen auf ein Produkt, das ihm besonders gefällt, so kann er dies sofort festhalten. Der virtuelle Kleiderschrank öffnet sich mit nur einem Klick und das Objekt der Begierde kann in eines der Regale gezogen werden.

Im Laufe der Zeit sammeln sich viele begehrte Kleidungsstücke im „Dreamcloset“ – und bleiben jederzeit verfügbar. Mit nur einem Klick kann der User die Website mit dem Produkt öffnen und bestellen. Oder er kann seine zukünftigen Schätze gemeinsam betrachten: Passt die Handtasche farblich zu den Schuhen? Welche Kette könnte mit dem markierten Kleid gut aussehen? Ein virtueller Kleidungsschrank, der die Fundstücke des Online-Window-Shoppings anzeigt.

Junge Web- Designer, App- Entwickler und Medientrendsetter lauern an jeder Ecke

Meine vermeintlich zufällige Begegnung mit den Entwicklern des „Dreamcloset“ ist kein Zufall: Patrik Kloz und sein Team sind ein sehr gutes Beispiel für diese Garde kreativer Medienmenschen in Stockholm. Gerade erst vergangene Woche hat ein neuer Space für junge Start-Ups in Stockholm seine Pforten eröffnet:

das „SUP46 – Start-Up People of Sweden“.

Screenshot SUP46 Facebook

“SUP46″ – der neueste Space für die Start-Up Community in Stockholm

Dort treffen sich junge medienaffine Menschen mit Ideen, um ihre Projekte konkret in die Tat umzusetzen und sich gegenseitig zu unterstützen. So haben es auch Patrik und seine Kollegen Sheraz Sharif und Kaviraj Murgesan gemacht. Für genau 48 Stunden haben sie den Raum und das Equipment zur Verfügung gestellt bekommen und in einem Hackathon die App in nur zwei Tagen entwickelt.

„Sheraz und Kaviraj haben diese App in 48 Stunden entwickelt, fast ohne Schlaf“, erklärt Patrick, der den beiden hilft, die App zu promoten und weibliche Testpersonen sucht.

„Lean prototyping“ – frisch kreierte Produkte werden draußen auf der Straße gestestet

Lean Prototyping

Eine gern benutzte Methode der jungen Web-Designer und Entwickler: Das “Lean Prototyping”

Was Patrik und seine „tech enthusiats“, wie sie sich selbst nennen, an diesem Sonntag Abend in den Straßen von Stockholm machen, hat einen Namen. Denn neu entwickelte Apps müssen an die potentiellen User gebracht werden. Es steckt eine Strategie dahinter. „Lean prototyping“ oder auch „fast prototyping“ nennt sich diese Methode. Dabei wir ein ganz frisch entwickeltes Produkt, wie beispielsweise eine App, sofort draußen auf der Straße an potentiellen Usern getestet. So können die Entwickler_innen sofort feststellen, ob ihre Ideen ankommen und Interesse erweckt. Je schneller das Produkt promotet werden kann, umso schneller erhält es Feedback. Auf Grundlage dieser Rückmeldung können die Entwickler wiederum ihr Produkt verändern und weiterentwickeln.

Im Fall der „Dreamcloset“- Apps, die noch in den Kinderschuhen steckt, fragen Patrik und sein Team Passantinnen zwischen 16 und 25, ob sie diese den App testen möchten. Bei Interesse, bekommen die Damen den Prototypen der App per Email zugeschickt und testen ihn für ein paar Tage. Danach füllen sie einen Fragebogen aus und senden ihn zurück an Patrik. Anhand der Ergebnisse wird die App anschließend weiterentwickelt.

Ein gutes Beispiel für die Start-Up-Szene in Stockholm

Und so funktioniert die rasant wachsende und sich wandelnde Start-Up Szene in Stockholm: Sie lebt mit den Menschen und all ihren Bedürfnissen. Die hippe und trendhungrige Stockholmer Jugend ist ein ideales Publikum – sie greifen mit großem Interesse die neusten Ideen der kreativen Medienköpfe auf. Und diese lesen den Usern der schwedischen Hauptstadt die Wünsche von den Augen ab. Ist der Prototyp erstmal entworfen, wird er sofort weiterentwickelt und den Bedürfnissen der User angepasst. Immer mit einem Ziel: Das Leben noch einfacher und bequemer zu machen. Und dank der freshesten Ideen – ganz nebenbei – sehr cool auszusehen.

Fotos: Patrik Kloz, fotografiert von Isabel Lerch in der Stockholmer Innenstadt// Facebook Screenshot von “SUP46″// Schaubild aus dem Smashing Magazine, Artikel: “Design Better And Faster With Rapid Prototyping” von Lyndon Cerejo, erschienen im Juni 2012



Wie Daten Steuern

Bewahren Schweden noch die Übersicht über ihren Datenstrom?

Bewahren Schweden noch die Übersicht über ihren Datenstrom?

Seit 1776 bestimmt ein Gesetz namens Öffentlichkeitsprinzip den Informationsfluss in der schwedischen Gesellschaft. Doch lässt sich diese öffentliche Zugänglichkeit von Daten auch auf moderne Medien übertragen? Schweden haben ein schwieriges Verhältnis zum Datenschutz im Internet.

Es klingt nahezu unglaublich: „Steuererklärung per SMS“, titelt der Skandinavien-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, Gunnar Herrmann, aus Malmö. In Schweden sei die Steuermoral höher, Gesetze und Regelungen einfacher – viele Schweden nutzten daher einen Service des Skatteverket (Finanzamt) und segnen die von der Behörde vorgegebene Steuerklärung einfach per SMS ab.

Diese Einfachheit hat nichts mit dem Bierdeckel-Gassenhauer von Friedrich Merz zu tun. (Wer erinnert sich überhaupt noch daran?) Stattdessen bedient sich die staatliche Behörde der Daten ihrer Bürger, bei Banken und Versicherungen. Weil sie es kann. Und weil jeder Schwede sie lässt. Doch es gibt Zweifel, ob dieses Modell nicht langsam außer Mode gerät. (more…)



Memento mori, Memoto

Kleiner Kasten – großer Effekt: Die Memoto-Kamera knippst bei Wunsch alle dreißig Sekunden. - Bild: Memoto

Kleiner Kasten – großer Effekt: Die Memoto-Kamera knippst bei Wunsch alle dreißig Sekunden.
- Bild: Memoto

Das Quantified Self erfasst sein Leben statistisch. Diesen Trend übertrifft nur noch das Lifelogging. Dabei wird das gesamte Leben aufgezeichnet. Was wie ein typisches Phänomen unserer Zeit wirkt, stößt an moralische Grenzen. Die werden deutlich an der schwedischen Kamera Memoto.

Mit einem schrillen Ton reißt mich der Wecker morgens aus dem Schlaf. Verpennt drehe ich mich noch einmal um, taste mit dem langen Arm nach dem Gerät, um das nervige Geräusch auszustellen – und schaue direkt in eine Memoto-Kamera… Klick. (more…)



Nach den Stockholmer Krawallen: Übers Netz in die Demokratie

Ausgebrannte Autos: Kann man Frustrierte über Soziale Medien in die Demokratie integrieren? - Photo: M. Joedicke

Ausgebrannte Autos: Kann man Frustrierte über Soziale Medien in die Demokratie integrieren?
- Photo: M. Joedicke

Wie immer: Mit seiner großen demokratischen Tradition wird Schweden auch als ein politisches Vorbild verstanden. Doch die Krawalle frustrierter Jugendlicher um Stockholm in der vergangenen Woche schrien geradezu, dass einige in dieser Demokratie vergessen wurden. Können Soziale Medien Abhilfe schaffen?

Schweden gilt vielen als das Musterland demokratischer Partizipation. Bei den letzten Wahlen zum Schwedischen Reichstag lag die Beteiligung bei hierzulande unvorstellbaren 82 Prozent. Bis in der letzten Woche in Stockholms Vororten Autos brannten – und sich niemand erklären konnte, warum es auch in Schweden einen Anteil in der Gesellschaft gibt, der sich so Gehör verschaffen möchte. Sofort entbrannten die Diskussionen, wie die Frustrierten besser in die Gesellschaft integriert werden könnten. Manche stießen auf das Internet als Lösung.

(more…)



Wie innovativ sind die Schweden?

Innovation auf Schwedisch. Die letzte Woche einer Ausstellung in den Nordischen Botschaften beginnt

Innovation auf Schwedisch. Die letzte Woche einer Ausstellung in den Nordischen Botschaften beginnt

Noch bis zum 3. Mai kann man sich im Berliner Felleshus der Nordischen Botschaften die Ausstellung “Innovative Sweden” anschauen. Wer also wissen will, warum sich die Schweden nach alltagspraktischen Dingen wie dem Dreipunktgurt, dem Reißverschluss oder der Celsius-Skala oder medialen wie dem Mobilfunk, der SMS, Skype oder Spotify noch weitere Innovationen zutrauen, sollte sich nach Berlin begeben.

Die letzte Woche der Ausstellung gipfelt darüber hinaus in einer Finissage. An diesem Tag werden die Ergebnisse eines Innovationsworkshops zum Thema:

Wie können künstlerische Interventionen sowohl Effektivität als auch Motivation erhöhen und damit die Unternehmenskultur stärken?

vorgestellt. Eine Anmeldung zu diesem Event ist möglich unter [email protected]. Wer sich vorab noch weiter informieren möchte, dem sei die Website der Schwedischen Botschaft und dieser Beitrag von der Homepage des NORR-Magazins ans Herz gelegt. Außerdem gibt es hier den offiziellen Flyer der Ausstellung.



Die Klarheit aus Norwegen

Norwegische Aufgeräumtheit: Das Osloer Opernhaus vor dem Sitz von Aftenposten (hinten links)

Norwegische Aufgeräumtheit: Das Osloer Opernhaus vor dem Sitz von Aftenposten (hinten links)

Wie erreiche ich die Aufmerksamkeit der Leser? Diese Kernfrage stellen sich Journalisten jeden Arbeitstag. Das Internet stellt dabei neue Herausforderungen – aber auch Erleichterungen. Auf der Suche nach Lösungen: Ein langer Streifzug durch die skandinavischen Zeitungsseiten und ein modernes Beispiel.

So ein Mist! Schon wieder den Anschluss verpasst. Enttäuscht stehe ich an der U-Bahn-Haltestelle Slussen in Stockholm und schaue mich halb genervt, halb neugierig um. Die Menschen neben mir sind ausnahmslos mit Ihren Smartphones beschäftigt – keine Seltenheit in diesem Land. Sie scheinen sehr beschäftigt und gebannt von dem, was sie da sehen. Kommunikation Fehlanzeige. Zumindest nicht mit mir. Ich drehe mich herum – und entdecke etwas fast Vergessenes: einen Zeitungsstand. Wie magisch angezogen trete ich näher…

Über Jahre, vielleicht Jahrzehnte war dies die Hauptpräsentations- und Vergleichsfläche für Wortjournalisten. Nur am Zeitungsstand, Kiosk oder der Bahnhofsbuchhandlung konnte man die Schlagzeilen, Nachrichten, Bilder und deren Aufmachung der unterschiedlichen Blätter miteinander vergleichen. Anders heute: Vermutlich bilden die Leute mit den Smartphones neben mir die Mehrheit, wenn es um den Zugang geht, über den die meisten journalistischen Nachrichten an den Leser gelangen. Und doch ist etwas unveränderbar.

(more…)



Wie werde ich zur Marke?

Der mit dem Sprachrohr: Jeder fünfte schwedische Journalist bewirbt sich über soziale Medien

Der mit dem Sprachrohr: Jeder fünfte schwedische Journalist bewirbt sich über soziale Medien

Keine Frage: Soziale Medien gehören heute zum Berufsalltag des Journalisten. Denn was in der Gesellschaft eine zentrale Rolle spielt, sollte auch für mich als Schreiber wichtig sein. Doch mit welcher Absicht ist der Einsatz von Social Media eigentlich legitim?

Wie gewinnt ein Journalist Ansehen? Durch gut recherchierte Stücke? Durch investigatives Vorgehen? Durch deutliche Präsenz? Oder durch eine formidable Vermarktung? An anderer Stelle habe ich bereits die Frage nach dem offenbaren Vertrauensvorsprung schwedischer Fernseh- vor Pressejournalisten aufgeworfen. Woher dieses Ungleichgewicht rührt, kann ich an dieser Stelle allerdings nicht beantworten.

Vielmehr warf die Nachfrage von Karin, das ebenfalls von der Medieakademin herausgebrachte Twitterbarometer mit dem Vertrauensindex zu vergleichen, folgende Frage auf:

Zu welchem Zweck ist der Einsatz von Social Media im Journalismus eigentlich vertretbar?

 

(more…)