Die feministische Tageszeitung dieStandard.at steht vor dem Aus. Die Verantwortlichen drücken sich allerdings um klare Aussagen – wohl aus Feigheit?
Stell dir vor, es gäbe eine deutschsprachige, tagesaktuelle Onlinezeitung mit feministischem Schwerpunkt. Ein Medium, welches das Spektrum in der typendominierten Landschaft erweitert. Ein Ort, an dem der Fokus auch auf sonst in Mainstreammedien untergehenden Themen fällt.
Weißt du was? So eine Zeitung gibt es! Auf dieStandard.at, einer Subzeitung der österreichischen Tageszeitung derStandard, wird Innovatives geleistet. Es sollte 2014 eigentlich nichts Ungewöhnliches sein, dass eine feministische Zeitung als Selbstverständlichkeit geführt wird.
Gerüchten zu folge wird aber aus Ressourcenmangel die Redaktion von dieStandard.at aufgelöst, auf der Seite werden nur noch Meldungen aus der Hauptredaktion übernommen. Es entsteht quasi eine Phantomseite. Lea Susemichel von den an.schlägen hat einen sehr differenzierten Kommentar zur ganzen Geschichte geschrieben. Dass das Projekte ohne Redaktion weitergeführt werden soll, würde seinem Sinn gar nicht mehr gerecht werden:
Diese Ressourcen braucht es jedoch unbedingt. Denn frauenpolitische Inhalte kommen in Österreichs Medien sonst kaum vor. Nur punktuell werden dort Meldungen und Zahlen zu Themenklassikern wie etwa der Gehaltsschere oder zu Gewalt gegen Frauen gebracht. Engagierte Analysen und Aufarbeitungen solcher Nachrichten hingegen oder gar generell eine geschlechtssensible Betrachtung gibt es in aller Regel nicht. Diese Aufgaben erfüllen nach wie vor einzig feministische Medien.
Seitdem die an.schläge diese Information öffentlich machten, ist viel Enttäuschung und Wut ausgebrochen. Über den Twitter-Account von dieStandard.at wurde sofort reagiert:
@anschlaege wir stehen nicht vor dem Aus, es gibt uns weiterhin.
— dieStandard.at (@dieStandardat) 26. März 2014
Dies verstärkt den Eindruck, dass es zum Bestehen der Marke anstatt der Redaktion kommen wird – und das unkommentiert, damit es keine_r merkt. Auf ein klares Statement der Verantwortlichen wird vergeblich gewartet, zu groß ist wohl die Angst vor einem Shitstorm. Damit schießt derStandard ein Eigentor und katapultiert sich selbst zurück ins 20. Jahrhundert.