In meinem Video habe ich euch von der Offenheit und Transparenz der Schwed_innen untereinander berichtet.Der hierzulande lockere Umgang mit in Deutschland tabuisierten Themen, aber auch das fehlende Bewusstsein der Schwed_innen für hinterlassene Fingerabdrücke beim allgegenwärtigen Einsatz der Kreditkarte verschaffen den Eindruck, dass Privacy in Schweden einen viel geringeren Maßstab hat als in Deutschland.
So locker wird in Schweden allerdings nicht in allen Bereichen mit privaten Daten umgegangen. Das skandinavische Land hat dem amerikanischen Internet-Riesen und seiner Datensammlerei einen Riegel vorgeschoben: Seit Juni 2013 dürfen im öffentlichen Sektor Google Apps wie der Kalender, Google Documents, Google Mail und der Cloudservice nicht mehr genutzt werden. Grund: Google und seine Richtlinien können mit den schwedischen Datenschutzrichtlinien nicht mithalten. Gegner_innen von Google werden sich nun bestätigt fühlen.
Auslöser für die strikte Absage an Google ist deren unklarer Umgang mit Daten, insbesondere dann, wenn ein Vertrag bereits aufgelaufen ist oder Drittstaaten beteiligt sind. Es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass Google vertrauliche Daten nach der Kooperation mit dem jeweiligen Institut behält anstatt sie zu löschen.
Dass diese Änderung zeitgleich mit dem PRISM/NSA-Skandal in die Medien kam, zeigt eine Reaktion der Datainspektionen auf das Datenschutz-Dystopia.
Die Datainspektionen ist in Schweden ein besonderes Amt, welches in dieser Form in Deutschland noch nicht exisitiert. Während die deutsche Politik was das Internet angeht, meilenweit der Realität hinterher hängt (Stichwort #Neuland), sind die Schwed_innen schon viel weiter. Die Datainspektionen sind dafür zuständig, die individuelle Privatsphäre in Zeiten neuer Technologien zu bewahren. Die Datainspektionen bieten ein umfassendes Angebot: In Puncto Privacy geben sie auf ihrer Homepage Empfehlungen, zeigen Umfragen und halten das Land informiert. Die Dimension reicht von der Thematisierung des Whistleblowing bis hin zum Umgang Jugendlicher in sozialen Netzwerken. Dabei liegt der Fokus selbstredend auf den Benutzer_innen und nicht auf den Anbieter_innen.
Laut dem Privacy Blogger Simon Davies könnte das Verbot der Google Apps-Nutzung auch auf Schulen und Universitäten übergehen. Ein Vorreiter für diese möglich Entwicklung ist die Universität in Linköping: Hier wird mit Lisam, einem Portal, welches mit Microsoft Online kooperiert, gearbeitet. Klar ist, dass es an Alternativen zu Google nicht mangelt.
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