In meiner Jahresprognose sagte ich das Comeback von Comic Sans vorher. Dabei lag ich gar nicht mal so falsch – es kommt jedoch anders, als erwartet.
Linköping
App the pain away
Angstzustände, Sozialphobie und Panik lähmen Betroffene in ihrem Handlungsspielraum und erschweren ihren Alltag. In Stockholm wird momentan eine App entwickelt, die dem entgegenwirken soll. Kann eine herkömmliche Therapie digital ersetzt werden?
Aktivistische Musicals und proletarische Balladen
Schwedens queer_feministisch_anarchistische Allianz ist subversiv und bunt. Ihre Medienaffinität zahlt sich aus: Auch im Netz wird ihre DIY-Ästhetik gefeiert.
Es ist die Erzählung über vier mehrfachdiskriminierte Queers. Sie erzählen sich gegenseitig von ihren Ängsten, ihren alltäglichen Kämpfen und der rückschließenden Resignation. (Mit Hilfe der englischen Untertitel auch ohne Schwedisch-Skills nachvollziehbar.) Sobald sie gemeinsam auf eine Veranstaltung gehen, bestätigen sich alle Befürchtungen hinsichtlich unsensibler, ignoranter Mitmenschen. Wildfremde Typen fragen nach der Geschlechteridentität oder dem Begehren der vier. Auf der Schlange zur Toilette wird Baby Meinhof auch noch darauf hingewiesen, dass dies ein „Mädchenklo“ sei. Es ist zum Verzweifeln.
Plötzlich ertönt eine eindringliche Melodie, alle fangen an zu singen. Die Gruppe wird größer, die Outfits sind schrill und erinnern ein bisschen an die sportlichen Seiten der 80er.
Die Titelmusik des D.I.Y.-Musicals Moralist Instruction Musical wird zur Hymne und ist auch offline allgegenwärtig: Auf Demonstrationen, auf Partys, als Handyklingelton.
Ähnlich populär steht es um Gråt Allianz Av Vårt Hat („Weine, Allianz unseres Hasses!“). Mit der Allianz ist das rechtes Wahlbündnis Schwedens gemeint, weitere wichtige Infos zur schwedischen Politik wird in der Description-Box auf Englisch erklärt, sodass das Identifikationspotenzial über Landesgrenzen hinausgehen kann.
Bonnie Tylers Total Eclipse Of The Heart wurde zum Song über die queere_anarchistische Revolution umgeschrieben. Mit Hilfe der englischen Untertitel wissen wir alle: Dieses Lied ist nicht minder herzzerreissend, definitiv aber auch aufpeppend und zum Aufstand ermunternd. Die subversive Aneignung von oftmals gehörten Parolen macht nicht nur die Kritik innerhalb linker Kreise sichtbar, sondern ist verdammt empowernd.
Aktivistische Filmprojekte bleiben dabei nicht nur im Internet. Zum Beispiel wird der durch Fundraising finanzierte queere Film Dyke Hard diesen Frühling seine Kinopremiere feiern. Zunächst aber leider nur in Schweden.
Folge der Autorin @sassyheng auf Twitter.
Hair Riot 2.0
Während im deutschen Internet diese schäbigen Necknominationen herumkursieren, widmet eins sich in Schweden der Körperbehaarung. Ob auf Facebook, Twitter oder Instagram, es gibt starken Widerstand gegen sexistische Körpernormen.
Mehr Grrrlpower in Popkultur
Wer denkt, Frauen* warten drauf, dass die Mainstream-Medien endlich eine angemessene Repräsentation anbieten, täuscht sich: Anstatt sich abhängig von männerdominierten Zeitungen zu machen, kümmern sich Frauen* einfach selbst um ihre Repräsentation.
Gekonnt scheiße aussehen mit Comic Sans
Keine Schriftart ist so verpönt wie Comic Sans. Trotzdem schaffen sich zahlreiche Blogs mit Windows-98-Optik ihre Hipness – und beweisen, dass 2014 das Comebackjahr der Crocs unter den Fonts ist.
Dein Lokalblog ist nur so spannend wie deine Umgebung
Berlin, Göteborg oder Linköping: Wie spannend Lokalblogs deiner Stadt sind, liegt vor allem an deiner Umgebung selbst. Denn wo nichts passiert, gibt es auch nichts zu berichten.
Lieber weniger weiße Typen in den Medien
Mit ihrer Kollegin Camila gibt Mireya Echeverría Quezada den Podcast Camila & Mireyas podcast heraus. Die beiden jungen Frauen zierten dieses Jahr das Cover von Schwedens beliebtester feministischen Kulturzeitschrift „Bang“ und zeigen am eigenen Beispiel, wie intersektioneller DIY-Journalismus aussehen kann. Ich habe mich mit Mireya über Schwedens Netzfeminismus, die Medienlandschaft und Sprache unterhalten.