Linköping,
Trendblogger-Jahrgang 2013/2014 Modeblogs mit Instagramfotos von Vintage-Läden und Zimtschnecken, gepaart mit einem Hauch Feminismus: Mit diesem Eindruck von Schweden begebe ich mich für ein Semester nach Linköping. Nicht nur Land und Leute, sondern auch User und Medien werde ich dort beobachten und für euch beschreiben. Ob die Leute da wirklich so schön sind, wie das Internet wirken lässt, ob wirklich alles sofort mit dem Smartphone fotografiert wird, ob Schweden wirklich das europäische Musterland schlechthin ist? Mythen hin oder her, ich werde es austesten.


The SMS is not dead!

Unsere Smartphones können alles: Videotelefonie, Aktien Verfolgen, Wettervorhersagen, Dokumentieren (Hallo Instagram!), Leuchten und sogar Verkuppeln.
Um fancy übernatürlichen Shit mit dem Handy machen zu können, braucht eins in Schweden gar kein teures, internetfähiges Gerät. Das Uralt-Nokia mit Weltmeisterakku, Snake und monphonen Klingeltönen bewährt sich – mal wieder.

Ob auf dem Smartphone oder Handy: Die SMS-Funktion wird in Deutschland unterschätzt.

Wer erinnert sich noch an dieses Gefühl der Glückseligkeit beim ersten Handy? An dieses „OMG, endlich kann ich auch solche Äs-Äm-Äs schreiben!!!11Einself“-Euphorieflut? Denn um lange zu telefonieren waren die Tarife damals sowieso zu teuer. Die SMS-Funktion hingegen? Großartig.

Durch WhatsApp, iMessage, Facebook Messenger und anderem übers Internet laufenden Schabernack ist dieses tolle Feature in den Hintergrund geraten. Jedoch nicht in Schweden.
Keine Lust, dein Bahn- oder Busticket auszudrucken? Lass es dir per SMS schicken. Dadurch, dass es nur Textzeichen sind, muss das empfangende Gerät keine MMS anzeigen können. Das spart nicht nur Papier, sondern sorgt auch dafür, dass die Zu-Hause-Liegen-Lass-Gefahr geringer ist. Ans Handy denkt eins schließlich immer.
SMS-Tickets gibt es nicht nur für lange Strecken, sondern auch für Busfahrten innerhalb der Stadt.

Mit dem Handy lässt sich in Schweden auch bezahlen. Viele Snackautomaten nehmen auch eine Zahlung per SMS entgegen. Die Kosten für den Müsliriegel werden einfach vom Guthaben abgezogen. Das bedeutet: Wenn eins mal den Geldbeutel nicht dabei hat, muss eins trotzdem nicht hungern.

Doch auch der ursprüngliche Gebrauch einer SMS – die kurzweilige, schnelle Art der Kommunikation – erfährt hier eine große Blüte. Der Tod der SMS? Als ob!
Ob für die Gruppenarbeit an der Uni, das Theaterprojekt oder den Freund_innenkreis sind Verteiler und Gruppennachrichten praktisch. Wer aber nicht alle zehn Minuten die Mails checken kann und sonst auch nicht viel online ist, wird hierbei trotzdem nicht ausgeschlossen. SMS-Gruppen sind leicht zu erstellen: Auf der Homepage sucht eins einen Gruppennamen aus, fügt alle Nummern hinzu und schon kann die Party beginnen.
Mit Hilfe von Textbefehlen, die allen per SMS zugeschickt werden, können Namen im Nachhinein geändert werden oder die Gruppe verlassen. Abspeichern lässt sich die Gruppe sehr simpel, weil sie wie eine gewöhnliche Telefonnummer funktioniert. Jede versendete Nachricht wird wie eine SMS berechnet. Unmittelbarer geht es fast nicht. SMSen bewährt sich also in Schweden. Diese scheinbar schon antiquierte Art der Kommuikation lebt hier munter weiter. Und das im Mutterland der technologischen Innovationen und des rasanten Fortschritts.

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