„Das hier könnte Ihnen gefallen“ ist ein Satz, den man längst schon nicht mehr nur im Schuhgeschäft hört. Auch bei Online-Händlern wie Amazon werden einem schon seit einigen Jahren Produkte empfohlen. Die Online-Verkäufer verlassen sich dabei nicht auf ihr Gefühl, sondern nutzen die Kundendaten von vergangenen Einkäufen für ihre automatisch generierten Vorschläge.
Auf der finnischen Webseite Scoopinion wird diese Idee auf Online-Texte übertragen. Hier geht es allerdings nicht um die Anzahl der verkauften Artikel, sondern das gesamte Online-Leseverhalten wird ausgewertet. Wie funktioniert das? Interessierte können sich auf der Webseite registrieren und dann ein Browser-Plug-in installieren, welches auf journalistischen Seiten aktiv wird und die verbrachte Zeit und die dortigen Interaktionen speichert.
Für den Graswurzel-Journalismus bietet das Internet die Chance, Kontaktschwellen zu senken und es somit den Bürgern einfacher zu machen, sich zu beteiligen. Bei den Online-Medien zeigt sich das vor allem bei Blogs: Sie erlauben es jedem, ohne viel Aufwand eine eigene Meinungsplattform zu erstellen.
In Helsinki verfolgt Stadi.TV diese Möglichkeit schon seit drei Jahren für den Bereich Fernsehen. Der in Helsinki empfangbare Fernsehsender verfügt über eine Internetplattform auf der Bürger eigene Videobeiträge hochladen können. Die Einsendungen werden dann ausgewertet und – wenn die Qualität stimmt – ausgestrahlt.
Zusätzlich kann jeder aus Helsinki innerhalb der Seite seinen eigenen Kanal anlegen und dort Videos online zur Verfügung stellen. Dabei ist es auch möglich, kollaborative Kanäle zu erstellen, bei denen auch andere Nutzer Videos hinzufügen können. Die Videos auf Stadi.TV können direkt hochgeladen werden oder von einer anderen Videoplattform wie Vimeo oder YouTube eingebunden werden.
Allerdings sind diese beiden Möglichkeiten von Stadi.TV nicht miteinander verbunden. Wenn ein eigenes Video im Fernsehen erscheinen soll, muss es in einem Extra-Formular hochgeladen werden und bestimmten Qualitäts-Kriterien entsprechen. Für den Sender gibt es außerdem ein eigenes Team, das auch selbst Beiträge in Helsinki erstellt und ausstrahlt.
Eine nahtlose Verbindung der Internetplattform zum Programm des Fernsehsenders fehlt daher etwas. Im Internet könnten die Nutzer noch weiter eingebunden werden. Mit Abstimmungen auf der Webseite könnte das Programm von den Nutzern beispielsweise selbst bestimmt werden. Doch so weit geht die Partizipation im Internet nicht. Stattdessen gibt es Möglichkeiten, sich außerhalb des Internets zu beteiligen. Stadi.TV bieten auch Praktika und Fernseh-Workshops an, die den Bürgern den professionellen Umgang mit dem Medium nahelegen sollen.
Beitrag von Stadi.TV zum finnischen Feiertag Vappu
Was Stadi.TV von Massenportalen wie YouTube unterscheidet, ist die gemeinsame Verbindung durch die gleiche Stadt und die dadurch mögliche, bessere Zusammenarbeit. Größere Videoportale wie YouTube profitieren von der Menge der Masse. Die Videos, die am Ende von vielen in den sozialen Netzwerken geteilt werden, stellen nur eine kleine Auswahl von vielen Videos dar. Auf lokaler Ebene ist die Masse nicht so groß und stattdessen sind durchdachtere Beiträge gefragt. Gemeinsame Workshops und Unterstützung einer professionellen Redaktion sind dabei gute Ansätze, die letztlich für auch die Bürger sehenswerte Beiträge schaffen.
Bloggen kann mittlerweile jeder. Auch viele Unternehmen haben eigene Blogs, in denen sie über Neuigkeiten berichten. Teilweise bieten diese auch Einblicke in die Arbeit des Unternehmens und die Artikel werden von Mitarbeitern geschrieben, für die das Bloggen nicht die Hauptaufgabe ist. Sie sind eigentlich keine Journalisten, aber übernehmen doch eine journalistische Rolle. Häufig war das nicht einmal geplant – wie bei F-Secure in Helsinki.
Schreibt für sein Unternehmen: Computersicherheitsexperte Mikko Hyppönen
Am 13. März wurde in Helsinki offiziell das Open Innovation House eröffnet. Das neue Gebäude, welches nun von Forschern, Studierenden und Unternehmen gemeinsam genutzt wird, soll die verschiedenen Bereiche besser zusammen bringen und Synergien nutzen. Neben den Innovations-Forschungsinstituten werden die Räume auch von Nokia und Microsoft genutzt. Zusammen mit der Aalto-Universität werden sie hier unter anderem das AppCampus-Programm durchführen, bei denen Mobile-Entwicklern mit Funding und Training unter die Arme gegriffen wird. Zusätzlich sind mehrere junge Start-Ups eingezogen, die sich zusammen eine Etage teilen und durch das European Institute of Innovation and Technology (EIT) unterstützt werden. (mehr …)
Als ich gerade dabei bin einen ernüchternden Artikel zu fehlenden Fernsehinnovationen zu finalisieren, bekomme ich eine Twitter-Nachricht: „MTV Media Finland launches social TV“.
Das hat mich natürlich neugierig gemacht: Was steckt dahinter?