Dreimal in der Woche geht Maria zum Joggen in den Jardín del Turia. Um ihren Oberarm bindet sie sich eine Handytasche, die Jogger hier derzeit immer häufiger mit sich tragen. Wenn sie ihre Runden gedreht hat und auf ihr Handy schaut, erfährt sie, wie viele Meter sie zurückgelegt hat und wie lange sie dafür gebraucht hat. Zeitgleich erfahren dies auch ihre Facebookkontakte, denn sie benutzt die Applikation „Endomondo“. Mit dieser App kann sie sofort ihre Freunde informieren, welche Strecke sie heute gelaufen, gegangen oder Rad gefahren ist. Die App ist bedienerfreundlich und übersichtlich aufgebaut. Es gibt einen Start-, einen Stopp-, und eine Freundeknopf. Es gibt die Optionen, Trainingsergebnisse zu vergleichen und einen Trainingsplan zu erstellen. Damit ähnelt sie anderen Apps wie z. B. „Runtastic“. Nur gelegentliche Aussetzer, die aber auch an der schlechten GPS-Verbindung des Handys liegen können, sind zu beklagen. Marias Motive diese App zu benutzen sind einfach, eigentlich möchte sie nur wissen, wie viel sie in welcher Zeit gerannt ist. Ihren Freunden teilt sie es mit, weil es motivierender ist.
Mit Hilfe der App wird sie jedoch nicht nur über Distanz und Zeit informiert, sondern auch über verbrauchte Energie und die Entwicklung ihrer Trainingserfolge über einen längeren Zeitraum hinweg. Auf der Endomondo-Homepage kann man mit den erarbeiteten Metern auch an Wettbewerben teilnehmen und eine Premiummitgliedschaft oder Trainingsausrüstungen gewinnen, indem man einfach derjenige ist, der am meisten läuft, geht oder Rad fährt. Natürlich hängt der Trainingserfolg auch von dem emotionalen Empfinden zusammen, aber hier trifft die App auf ihre Grenzen. Das alles zu analysieren, ginge auch zu weit, so Maria. Sie nutzt die App, weil es einfach praktisch sei und vor allem einfacher als ein Trainingsbuch zu führen. „Es interessiert mich einfach nur wie viel ich in der Woche renne“.
Solche Trainings-Apps stellen einen großen Bestandteil des Themas „Quantified-Self“, aber es gibt auch Ziele, die sich nicht nur auf das physische Training konzentrieren. „Quantified Self“ beschreibt eine weltweite Bewegung verschiedener Anwender und Anbieter von Technologien und Methoden, um persönliche Trainingsergebnisse zu sammeln und auszuwerten. Der Fokus liegt dabei auf den Themen Gesundheit, Verhalten, Umwelt und persönlichen Belange. Die Ziele sind Erkenntnisgewinn und Verhaltensänderung.
Über Verhaltensänderungen doziert auch B. J. Fogg, Gründer und Direktor von „Persuasive Technologie Lab“, Wissenschaftler und Lehrer an der Standfort Universität. Laut Fortune Magazin zählt er zu den „10 neuen Gurus, die man kennen sollte“. Er beschreibt, dass die Kontrolle von Verhaltensweisen und Einstellungen ebenfalls zur Verbesserung der Lebensqualität und Gesundheit gehören. Mit seiner Fogg-Methode (Video zur Fogg-Methode: http://www.bjfogg.com/) erklärt er z. B. wie man mit Pflichten umgeht, was „Motivationabilitytrigger“ sind, wie man sein Essverhalten besser kontrollieren und seine Zeit einteilen kann. Mit seinen Studenten und im Persuasive Technologie Lab entwickelt er Apps, die den Benutzern helfen sollen, ihre Lebensqualität zu erhöhen.
Doch Quantified Self besteht nicht nur aus der notwendigen Eigeninitiative. Weltweite „Meet-up-Gruppen“ motivieren ihre Mitglieder zur gegenseitiger Lebenshilfe, denn in der Gesellschaft geht vieles besser. Die Spanish Quantified-Self-Gruppe wurde von den Wissenschaftlern des “Labpsitec” an der Universität Valencia und Universität Jaume I gegründet. Sie veranstaltet regelmäßige Meet-Ups und informiert über Zusammenkünfte weltweit. Ihr Fokus liegt darauf, die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen durch das Verwenden neuer Technologien und der damit verbundenen Information und Kommunikationwegen zu steigern. Sie sind davon überzeugt, dass die Möglichkeit die Effekte von Verhaltensweisen zu analysieren und zu systematisieren, das Ziel das Lebensgefühl zu steigern unterstützt.
Letztendlich sind aber alle Methoden und Technologien von Quantified Self auch nur ein neues, praktisches Spielzeug einer bewussten Lebensbewegung. Es ist eine Erneuerung bekannter Diätgruppen, Bücherclubs, Ratgeber etc. Es ist ein hilfreiches Werkzeug, um sein Leben zu ordnen. Vielleicht wirken sie motivierend auf den ein oder anderen, aber in wieweit sie wirklich nützlich sind und wie der Benutzer mit den Informationen umgeht, liegt letztendlich immer noch beim Menschen selbst, seiner Einstellung und seinem Verhalten, denn Zaubern können diese neue Technologien auch nicht.
Natürlich sind solche Apps auch nur Tools. Die Frage ist, ob man sie benutzt oder ob sie uns „beherrschen“. Letzllich hat ihr Einsatz massgeblichen Einfluss auf die selbstbestimmte Lebensqualität.
ich hoffe, dass es dabei bleibt, dass wir sie „benutzen“ und sie uns nicht „beherrschen“
So richtig glaube ich aber nicht an die sportliche Revolution durch Apps. Durch die Spiele wird vielleicht die oder der andere länger durchhalten, aber den Schritt vom Sofa zur Laufstrecke muss Mensch noch selbst machen. Die angesprochene Eigeninitiative ist dabei immer noch das wichtigste. Bei den meisten SportlerInnen kommt die Disziplin auch eher aus dem Inneren, als durch äußere Anreize wie Spiele.
Da stimme ich dir auf jeden Fall zu. Langfristig muss die Disziplin stimmen. Vielleicht kann man so aber jemanden anfangs interessieren und der findet dann Gefallen daran und bleibt dabei, auch ohne Gewinnspiel oder ähnliches.
Hey Jessica, nur kurz zur Info: Ich glaube, da muss ein „y“ in die Überschrift, oder? LG (:
ja, auf jeden Fall, danke für den Hinweis. Ich hatte das sogar schonmal geändert, aber wahrscheinlich nicht auf aktualisieren gedrückt, sondern gleich auf ausloggen … vielen Dank :)!