Die kanadische Künstlerin Rosea Lake hat mit ihrem Foto „Judgments“ weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Mit ihrem Werk kritisiert die Feministin die Vorverurteilung von Frauen basierend auf ihrem Kleidungsstil. In Belgien geriet das Foto in die Hände der rechtspopulistischen Partei Vlaams Belang, die es für ihre Kampagne ´Vrouwen Tegen Islamisering’ nutzte. Nicht mit Rosea Lake – sie wehrte sich gegen diese Nachahmung, unterstützt wurde sie von der Belgierin Rachida Aziz.
Auf dem Foto sind ein Frauenbein und ein Rock zu sehen, auf der nackten Haut stehen Wörter wie „Slut“, „Flirty“ oder „Prudish“. Sie sind angeordnet wie Maßeinteilungen. Das Bild namens „Judgments“ kreierte die Kanadierin Rosea Lake. Sie kritisiert, dass Frauen nach ihrem Äußeren beurteilt werden, die Gesellschaft ein Urteil über sie fällt, je nachdem wie kurz der Rock ausfällt.
Rosea veröffentlichte das Werk Anfang des Jahres, nur einige Wochen später geriet das Foto in die Hände der rechtspopulistischen Partei Vlaams Belang, die das Werk unter dem Motto „Freiheit oder Islam“ für ihre fremdenfeindliche Politik ausnutzte. Auf dem plagiierten Foto posiert Anke Van dermeersch, Senatorin bei Vlaams Belang, in einem kurzen Rock. Auch hier sind Maßeinteilungen aufgezeichnet, wobei ganz unten „Sharia conform“ steht. Die Partei wolle damit gegen die „Islamisierung europäischer Städte“ vorgehen.
Links: Original von Rosea Lake. Rechts: Plagiat von Vlaams Belang.
Rosea Lake wehrte sich gegen diese Instrumentalisierung. Unterstützt wurde sie von der Belgierin Rachida Aziz. Die Modedesignerin und Gründerin des Labels Azira kämpft mit der Kampagne „My Choice Not Yours“ für das Recht, dass jeder Mensch seine eigenen Entscheidungen treffen kann. (Auszug aus der Charta My Choice Not Yours”). Frauen sollten nicht nach ihrem Aussehen, ihrem Beruf, ihrer Religion oder ihrer Kleidung beurteilt werden.
Im Oktober gingen Rosea, Rachida und viele Protestierende auf die Straße. Gewappnet mit einem Abdruck des “Judgments”-Fotos, startete die Gruppe einen Marsch durch Brüssel. Begleitet wurde das Team von vielen Menschen, die auch im Social Web auf die Aktion aufmerksam machten und unter dem Hashtag #mychoicenotyours Fotos auf Facebook, Twitter, Tumblr oder Instagram posteten.
Aber auch rechtliche Schritte mussten folgen. Um gegen die Urheberrechtsverletzung gerichtlich vorzugehen, reichten die Frauen eine Klage gegen Anke Van dermeersch ein. Die Richter in Antwerpen stoppten sofort die ausländerfeindliche Kampagne der Partei.
„The court finds that the ideology of the campaign of Vlaams Belang goes against the message of Rosea Lake’s original campaign. Her work can’t be hijacked by this Islamophobic campaign”, so Rosea Lakes Anwalt Abderrahim Lahlali.
Tatsächlich ging nicht nur Rosea Lake gegen Vlaams Belang vor. Auch der französische Schuhdesigner Christian Louboutin forderte, dass sowohl das Foto als auch alle weiteren Werbematerialien zerstört werden müssten – der Imageschaden wäre zu groß. Auf dem Bild trägt Anke Van dermeersch die bekannten Louboutins mit der roten Sohle.
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