„Drohnen sind böse. Drohnen töten Menschen.“ – Stimmt! Drohnen haben aber auch das Potenzial, den Journalismus zu revolutionieren. Wir müssen aufhören, die fliegenden Roboter zu verteufeln und stattdessen ihre Chancen nutzen!
Die meisten kennen Drohnen nur im Zusammenhang mit Obamas Krieg gegen den Terror in Ländern wie Pakistan oder dem Jemen. Kein Wunder, dass viele abwehrend auf die neue Technologie reagieren. Neben der militärischen Nutzung können die unbemannten Flugkörper aber auch zivil eingesetzt werden, zum Beispiel von Journalisten.
So können Drohnen den Journalismus revolutionieren
Drohnen sind klein und leicht. Das größte Potenzial haben sie bei der Überlieferung von Bildern und Videos, die von Hubschraubern aus nicht eingefangen werden können. Für Aufsehen gesorgt haben im letzten Jahr Aufnahmen von Demonstrationen und Naturkatastrophen. So filmten Drohnen 2013 Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei auf dem Taksim-Platz in Istanbul, Proteste gegen die Regierung in Thailand und die Zerstörung durch Taifun Haiyan auf den Philippinen.
Gerade in Ländern mit fragwürdigen Menschenrechtsbedingungen haben Drohnen das Potenzial, Journalisten und Bloggern bei einer ausgewogenen Berichterstattung zu helfen. Auch andere Bereiche können die Flugroboter abdecken. In den USA sind Verkehrsberichte mit Hilfe von Drohnen weit verbreitet. Die Möglichkeiten der Journalisten-Drohne lassen sich beliebig weiterspinnen: So könnten die Flugkörper in Zukunft auch Bilder aus Kriegsgebieten liefern und auf diese Weise Menschenleben retten.
Neue Drohnen-Modelle „Parrot MiniDrone“ und „Parrot Jumping Sumo“, vorgestellt auf der CES 2014
Drohnen sind wie das Internet: Viel Potenzial – auch zum Missbrauch
Um den Gegnern der Drohnen die Angst zu nehmen, lohnt sich ein Blick auf eine andere Technologie. Auch das Internet wurde zuerst für das Militär entwickelt und später zur zivilen Nutzung freigegeben. Heutzutage bietet es unglaubliche Chancen (auch für den Journalismus), aber birgt auch die Gefahr des Missbrauchs.
Das Beispiel Internet zeigt, dass keine Technologie an sich schlecht ist. Es kommt darauf an, wie sie eingesetzt wird. Deshalb brauchen wir natürlich auch bei Drohnen klare Regeln für die Nutzung. Rechtliche Bedenken müssen ernst genommen werden. Aber die unbemannten Fluggeräte müssen auch gefördert werden, um ihr positives Potenzial ausschöpfen zu können. Mit der richtigen Einstellung von Politik, Medien und Gesellschaft kann 2014 zu dem Jahr werden, in dem der Drohnen-Journalismus seinen Durchbruch schafft!
Was denkst du? Sind Drohnen Fluch oder Segen für den Journalismus? Schreibe einen Kommentar!
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Auch das können Drohnen! Beeindruckende Surf-Aufnahmen der „Pipeline“ in Oahu, Hawaii
Linktipps:
- Auf drohnenjournalismus.de bloggen Marcus Bösch und Lorenz Matzat über die Möglichkeiten ziviler Drohnen im Journalismus
- Sehr ausgewogener und überlegter Artikel zum Potenzial und rechtlichen Bedenken von Journalisten-Drohnen
- Dirk Hansen fragt sich: “Lohnen Drohnen?”
- Im ZDF-Blog “Hyperland” schreibt Giuseppe Paletta in seinem Artikel “Die freundliche Drohne” über die Möglichkeiten und Gefahren ziviler Drohnen
- Karsten Wenzlaff fragt sich, wann wir unser „Smartphone“ mit einer „Smartdrone“ ersetzen
- Dieser Artikel ist Teil des Trendblogger-Dossiers zum Thema Digitale Trends 2014
Ich glaube auch, dass Drohnen stärker eingesetzt werden in der Zukunft, aber frage mich, ob es überhaupt möglich ist, da etwas zu regeln – denn so eine Drohne kann doch prinzipiell überall gestartet werden und selbst wenn die Polizei eine einfängt, wie soll sie zu ihrem Besitzer zugeordnet werden? Wird es irgendwann einen Drohnenführerschein geben? Und verpflichtende Kennzeichen wie beim Auto?
Auch ich denke, dass UAV, also unbemannte Luftfahrtzeuge, künftig in der Bild-Berichterstattung häufig eingesetzt werden dürften. Dafür gibt es auch durchaus sehr seröse Beispiele: http://www.skyviewimaging.de/de/index.php
Regeln aber benötigen wir unbedingt, obwohl jede Lebenserfahrung lehrt, dass sie unterlaufen bzw. unterflogen werden können. Aber die Alternative wäre – neben weiteren Störungen der Privatsphäre – ein gefährliches Chaos am Himmel. Dies lehrte gerade ein Beispiel aus Norwegen, bei dem Drohnen die Arbeit der Behörden bei einem Brand behindert haben sollen: http://www.bbc.co.uk/news/world-europe-25799491
Die Antworft Frage, ob Drohnen „gut“ oder „böse“ sind, bedarf klarer Kriterien und wird von Fall zu Fall gegeben werden. Einfach so losfliegen, weil man ja nur Bilder und nicht Menschen schießen will, reicht da keinesfalls.
Deine Fragen sind sind im Prinzip schon seit Jahrzehnten beantwortet. Frage mal in einem Modelbau-Forum deiner Wahl nach. Quadrocopter sind auch nur eine Spielart der RC-Helicopter und -Flugzeuge, die es seit langem gibt. Was sich verändert hat, ist allein der Preis, die Bedienbarkeit und die Nutzungsmöglichkeiten durch Laien.
Deswegen stellt sich auch die Frage nach Regularien nicht. Der Bereich *ist* in Deutschland komplett durchreglementiert, inklusive der Versicherungspflicht. Das zeigt sich gerade bei der Debatte um Transportdrohnen – ihr Einsatz verhindert nicht der Stand der Technik, sondern das bestehende Defacto-Verbot autonomer Fluggeräte.
Und bezüglich der Besitzer-Identifizierung: So doof ist die Polizei nun auch nicht, dass sie ein RC-Gerät einfängt und dann guckt, wem es den gehören könnte. Stattdessen wartet sie einfach bis es nach Hause fliegt. Auch das ist in der Modelbau-Szene nichts neues.
Thema rechtliche Zulässigkeit von Luftbildaufnahmen: Auch kalter Kaffee. Das entsprechende Gesetz, welches Luftbildaufnahmen genehmigungspflichtig machte, wurde 1990 ersatzlos gestrichen – nach Ende des Kalten Krieges. Die Modellbauer haben damals keine Sekunde gezögert, Einwegkameras an ihre Flugzeuge zu pappen. Seit dem gelten im Prinzip nur zwei Einschränkungen: Sicherheitsrelevante Anlagen und Schutz der Privatsphäre.
Fluch oder Segen? Ich stimme für Fluch. Allein die Vorstellung, dass solche Drohnen künftig unser aller Leben ausspionieren werden, löst bei mir (freundlich formuliert) Unbehagen aus. Sicher ist der Gedanke reizvoll, diese Geräte in bester Absicht einzusetzen. Aber man stelle sich die Bewegung über uns, unterhalb des Flugraums vor. Wer da alles schon herum experimentiert, mit den Dingern, lässt Übles ahnen. Ich bin allerdings auch nicht naiv, wir werden sie erleben. Bald. Und uns darüber fürchterlich aufregen. Der Boulevard wir noch übler, die Regenbogenpresse wird ihre Opfer gnadenlos einfangen. Nein Danke!
Sehr interessant. Kennst du Tim Pool? Er benutzt seit längerem Drohnen und ist ein Wegbereiter des „Phone-and-Drone-Journalism“ (http://www.youtube.com/watch?v=UkKd9wawhRU)
Meiner Meinung nach ist das Internet als neutrale Tchnologie in diesem Zusammenhang ein unglückliches Beispiel. Schließlich wissen wir inzwischen alle (auch schon vor dem berühmten Lobo-Text (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/abschied-von-der-utopie-die-digitale-kraenkung-des-menschen-12747258.html), dass das Internet nicht nur „die Möglichkeit des Missbrauchs“ bietet, sondern eine einzige riesige Überwachungsmaschinerie mit Katzenbildern ist. Generell: Auch die Atomkraft hat schließlich positive Seiten, dennoch setzt sich langsam in der Gesellschaft die Auffassung durch, dass die Risiken dadurch nicht aufgewogen werden. Ähnlich dürfte es auch mit den Drohnen sein – journalistische Möglichkeiten schön und gut, aber ich persönlich habe dann doch zu viele Sorgen vor dem Missbrauch (und das es missbraucht werden wird ist 100%ig sicher.)
Drohnen können z.B. auch Gaskonzentrationen messen bei Bränden an Stellen an denen niemand gefahrlos hin kommt.
Vielen Dank für die große Resonanz, die zusätzlichen Informationen, sowie Zustimmung und Widerspruch! Ich versuche mal, auf ein paar Punkte einzugehen:
@Jana Hannemann: Kannte ich noch nicht und finde ich ein super Projekt, das ich nur jedem empfehlen kann! Zeigt, wie die Demokratisierung des Journalismus aussehen könnte.
@Karsten Wenzlaff und @Dirk Hansen: Wir sind uns einig! Drohnen werden vermehrt eingesetzt werden, daher brauchen wir klare Regeln. Finde den Drohnen-Führerschein eine interessante Idee, wenn vielleicht auch nicht ganz ernst gemeint.
@Alexander Merz: Vielen Dank für die Informationen! Ich bin kein Rechtsexperte und daher sehr dankbar für diese Einblicke. Wie aber können wir verhindern, dass in Zukunft der ganze Himmel voller Drohnen ist?
@Knut Kuckel und @Christian Simon: Es gibt viele Vorteile, aber auch viele Möglichkeiten zum Missbrauch. Meiner Meinung nach greift man zu kurz, wenn man die Technologie per se verteufelt. Wir werden sie nicht aufhalten können. Also sollte man positive Aspekte fördern und von der Politik klare Regeln gegen Missbrauch fordern.
@Gugyno: Das ist ein gutes Beispiel für positive Aspekte der Nutzung! Es gibt viele weitere, wie die Koordinierung von Einsätzen in Katastrophengebieten, die Film-Branche, sowie die Landwirtschaft.
„Wie aber können wir verhindern, dass in Zukunft der ganze Himmel voller Drohnen ist?“
Entweder willst du, dass auch Journalisten Drohnen fliegen dürfen, oder du willst einen leeren Himmel.
Es muss doch irgendeinen Mittelweg geben! Wie gesagt, ich bin dafür, dass Journalisten Drohnen nutzen. Aber man muss das irgendwie regeln, damit nicht solche Sachen wie in Norwegen passieren, wo Drohnen Rettungskräfte behindert haben.
Nach deutscher Rechtssprechung kann die Behinderung von Rettungskräften jetzt schon Geldstrafen und Freiheitsentzug nach sich ziehen, egal welches Werkzeug oder welche Methode du dazu benutzt. Wer als Journalist erst diese Keule brauch, um den Verstand einzuschalten, dem ist auch mit einem explizitem Drohnengesetz nicht zu helfen.
Ein wirklich gelungener Artikel – wie erwartet! Wir hatten uns ja schon mal über die Thematik unterhalten und bereits da hab ich gemerkt, wie intensiv du dich -besonders mit der juristischen Diskussion- bezüglich der Drohneneinsätze beschäftigt hast. Et voilà, eine ganz andere Perspektivierung des Themas als das, was Byung-Chul Han einem so bietet!
Danke Hannah! Ich hatte heute auf Facebook wieder die Diskussion über eine „ethisch neutrale“ Technologie. Als Beispiel wurde das Messer genannt – damit kann man ein Brot schneiden oder einen Menschen töten. Es kommt darauf an, wie es eingesetzt wird. Das gleiche Argument bringe ich ja in diesem Artikel in Bezug auf Drohnen. Allerdings habe ich bei militärischen Drohnen meine Zweifel: Kann eine Maschine, die nur existiert, um Menschen zu töten, wirklich ethisch neutral sein?
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Obwohl Drohnen in der einen oder anderen Form mit Sicherheit kommen werden, und obwohl ich mir vorstellen könnte, dass eine Reglementierung sogar einigermaßen funktionieren könnte – Ich muss Christian zustimmen: Ich denke, was wir einmal an Privatsphäre aufgegeben haben, bokommen wir nur sehr schwer wieder. Und so muss man bei all dem Potenzial, das Drohnen (und eben zB auch Wearables) mitbringen, sehr sehr vorsichtig sein. Gerade wenn man sich die Kombination mit Gesichtserkennung vor Augen hält, gruselts mir schon sehr! Da muss ich einfach an alle fiesen SciFi Szenarios, wie zB HAL aus Space Odyssey denken…
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Seit zwei Jahren betreibe ich Drohnen mit TV-tauglchen Kameras. Und ich möchte einfach mal als Fachmann folgendes feststellen: Nicht die Drohne ist gefährlich sondern sein Steuerer. So heisst der Mens per Gesetz der sie bedient. Dieser Mensch bekommt klare behördliche Auflagen die das Luftrecht und Persönlichkeitsrecht betreffen. Genehmigte Flüge werden oft von der Luftaufsicht der jeweiligen Länder vor Ort beaufsichtigt. Und das sollte man allen klar sagen. Wer Drohnen gewerblich betreibt hat strengere Auflagen als jeder Pressefotograf.
Natürlich ist der Betrieb von Drohnen gefährlich. Hier würde ich mir manchmal eine eindeutige Tauglichkeitsprüfung für Drohnenbesitzer und Steuerer wünschen.
Im übrigen informiert das Luftfahrtbundesamt mit einem ausdrücklichen PDF-Flyer über den Betrieb von Drohnen.
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