Snapchat boomt – und gewinnt in den Vereinigten Staaten mehr und mehr Nutzer. Vor allem junge User bevorzugen die App gegenüber Facebook. Während das soziale Netzwerk vor allem Negativschlagzeilen macht – Stichwort Privatsphäre – punktet Snapchat mit dem Gegenteil: Digitales Vergessen.
Snapchat, die App mit dem kleinen Gespenst-Logo, ist simpel: Mit dem Messagingdienst lassen sich Fotos, Videos und Text an Freunde verschicken. Der Trick dabei: Der Absender legt vor dem Verschicken fest, nach wie vielen Sekunden die Nachricht auf seinem Handy und dem Gerät des Empfängers gelöscht wird. Nach maximal zehn Sekunden ist die Nachricht gelöscht. Mit der Kurzlebigkeit der gesendeten Daten bildet Snapchat einen krassen Kontrast zu Facebook.
Und das beschert Snapchat immer mehr Nutzer. Neben steigenden Zahlen an privaten Usern, nutzen auch immer mehr Unternehmen die App, um mit ihren Kunden zu kommunizieren. Fastfood-Ketten schicken exklusive Angebote via Snapchat an ihre Kunden, die Messaging App funktioniert als Marketing Kanal. Die Presseabteilung der New Orleans Saints, eines der besten Footballteams des Landes, verschickt exklusive Aufnahmen und Kommentare von Spielern und Trainer – nur an Fans mit Snapchat. Auch Politiker wollen den Verbreitungsfaktor der App nutzen: Senator Rand Paul versucht über Snapchat seine Wähler zu erreichen. Laut marketingcharts.com nutzen vor allem junge Leute zwischen 18 und 29 die App, also genau das Publikum, dass Facebook und Co. den Rücken kehrt. Fastfood Restaurant, Footballteam, Politiker – sie alle hoffen, mit Snapchat exklusiv Kunden oder Wähler zu erreichen, die sie auf anderen Kanälen nicht (mehr) bekommen. Kunden oder Wähler, denen es lieber ist, dass sich Daten und Nachrichten selbst löschen, anstatt für immer irgendwo im Netz auffindbar sind.
Laut eigenen Angaben des Unternehmens werden täglich 400 Millionen Fotos via Snapchat versandt. Das sind mehr als Facebook und Instagram zusammen. Die Konkurrenz hat Snapchats Potenzial bereits erkannt. Letzten November bot Facebook CEO Mark Zuckerberg drei Milliarden für das Unternehmen. Snapchat lehnte dankend ab. Gleiches gilt für das Angebot von Google, das nochmal eine Milliarde drauf legte, um sich die App eigen zu machen wollte. Während einige Kommentatoren von Überheblichkeit der Snapchat CEOs Evan Spiegel und Robert Murphy sprachen, halten viele Experten den Nicht-Verkauf für smartes, wirtschaftliches Kalkül. Denn die Snapchat Chefs wissen um das Potenzial ihrer App. Für die boomende App hat ein großes Jahr begonnen.