Ist es ein harmloses Kinderfest oder eine rassistische Tradition? In den Niederlanden diskutieren die Menschen über Sinterklaas und seine Helfer, die „Zwarten Pieten“. Eine Expertengruppe der UNO fordert gar die Abschaffung des Festes. In den sozialen Medien formieren sich Protestgruppen. Hier wird die Debatte zunehmend aggressiver und emotionaler geführt.
Am 5. Dezember kommt er in die Niederlande, am 6. Dezember nach Belgien: Sinterklaas. Mit dabei hat er eine Schar schwarz geschminkter Helfer – die Zwarten Pieten. Seit einigen Wochen wird gegen diese Tradition protestiert, dies sei kein harmloses Kinderfest, sondern Rassismus, sagen die Gegner.
Das ist auch das Urteil eine Expertengruppe der UNO, die das Fest untersucht und es als rassistisch eingestuft hat. Gefordert wird nun die Abschaffung. „Die Arbeitsgruppe kann nicht verstehen, warum Niederländer nicht einsehen, dass dies eine Rückkehr zur Sklaverei ist und dass dieses Fest im 21. Jahrhundert aufhören muss“, so Professorin Verene Shepherd, die Vorsitzende der Kommission. Daraufhin brach ein Sturm der Entrüstung los.
Die zwei Lager formieren sich vor allem in den sozialen Medien. Auf der einen Seite stehen die Anhänger von Sinterklaas. Sie meinen, es sei alles harmlos, nur ein Kinderfest. Der Zwarte Piet sei schwarz, weil er durch die Schornsteine in die Häuser rutscht.
Bei Facebook hat die Gruppe „Pietitie“, die gegen die Abschaffung ist, in kürzester Zeit mehr als zwei Millionen Likes bekommen. Damit ist es die am schnellsten wachsende Facebook-Gruppe in den Niederlanden.
Geert Wilders, Vorsitzender der rechtspopulistischen Partij voor de Vrijheid, tweetete, dass er eher die UN als Zwarte Piet abschaffen würde.
Auf der anderen Seite stehen die Gegner des Nikolausfestes. Intellektuelle und Niederländer aus den ehemaligen Kolonien Surinam oder den Antillen klagen gegen das Brauchtum. Aber auch berühmte Niederländer positionieren sich. Auf Twitter und Facebook setzte sich Sängerin Anouk, die beim diesjährigen Eurovision Songcontest für die Niederlande auftrat, für eine Veränderung ein. Daraufhin erreichten sie rassistische Hassnachrichten.
Auf der Facebook-Seite „Zwarte Piet is Racisme“ haben sich die Protestler formiert. Gründer der Bewegung ist der Künstler Quinsy Gario. Auch er erhielt Drohungen.
Die Debatte scheint immer emotionaler und aggressiver geführt zu werden. „Alles abschaffen? Niemals! Eine Alternative zum Zwarten Piet? Gibt es nicht“, so denken viele Anhänger der Tradition. Eine konstruktive Lösung kann so nicht gefunden werden.
Foto: Screenshot der Facebook-Seite „Zwarte Piet is Racisme“
Folge der Autorin @JanaHannemann auf Twitter
Pingback: .@dieTrendblogger Redaktionssitzung mit Ulrike Langer (@medialdigital) | Die Trendblogger
Pingback: Institut für Kommunikation in sozialen Medien » Die Trendblogger_innen und Gender-Queer-Journalismus
Pingback: Meanwhile in Germany: Why not blackfacing? | Die Trendblogger