Der Hörfunkstandard von heute war schon gestern. Wer keine Nische hat, der hat verloren, denn die Zukunft des Radios liegt in der Besonderheit und Spezialisierung. Ein Radiosender in Nantes macht vor, dass allein durch eine deutliche thematische Verortung und persönlich zugeschnittene Formate, das Radio überleben kann.
Frankreich. Auf der Funkwelle 101.3 FM spitzen sich die Ohren in Nantes. Hier ist der Nischensender zu entdecken, der es seit mehreren Jahren schafft, sich durch ein vielfältiges Programm von dem restlichen Sendefrequenzmeer abzugrenzen und die Möglichkeiten von Radio neu zu definieren.
Aus der Eintönigkeit ein kunterbuntes Farbenspiel machen.
Eur@dio Nantes gestaltet als junger und lokal-europäischer Sender sein Programm seit 2007 unter dem Ideenmantel eines innovativen Konzepts. Mit einem Blick auf Europa werden hier besonders politische Fragen innerhalb der EU mit einem länderübergreifenden Verständnis in den Mittelpunkt des Senderprogramms gestellt, um diese mit einem lokalen Bezug auf den Punkt zu bringen. Während viele Radiosender zur geschlagenen Stunde die Nachrichten zu so vielem und doch nichts anbieten, sticht Eur@dio Nantes dem gegenüber mit einem fundiert spezialisierten Programm zu der EU und ihrer Politik sowie deren Auswirkungen auf die lokale Ebene hervor. Damit erfüllt der Nischensender nicht zuletzt einen Bildungsauftrag, den Hörer_innen die EU ein Stückchen näher zu bringen. Durch Reportagen werden in verschiedenen Programmpunkten wie beispielsweise „Le Mag Europe“ die alternativen Seiten vorgestellt, über die Europa kennenzulernen ist.
Doch nicht nur auf politischer Ebene wird hier versucht, den Hörer_innen das Konzept der EU näherzubringen. Abseits vom Mainstream, fördert der Sender außerdem kleine noch unbekannte Musiker_innen. In der Playlist teilen sich europäische Bands, wie „Pegase“, einer Indie-Popband aus Nantes, oder musikalische Exoten wie das isländische Zwillingspaar „Pascal Pinon“ die Sendezeit mit bereits erfolgreichen Musiker_innen, wie Bon Iver.
Das 2007 ins Leben gerufene Konzept fördert jedoch neben der Behandlung von Nischenthemen nicht zuletzt junge Journalist_innen aus ganz Europa dadurch, dass diesen eine Plattform zur aktiven Mitgestaltung des internationalen Geschehens geboten wird. Die Redaktion des Senders setzt sich aus einem zehnköpfigen Team zusammen, das sich aus einer bunten Mischung europäischer Nachwuchsjournalist_innen ergibt. Alle sechs Monate kommt es zu einer neuen Zusammensetzung der Redaktionsmitglieder, wobei das Programm grundsätzlich das gleiche bleibt. Gerade der internationale Input sorgt dafür, dass die in Nantes ansässige Redaktion nicht selten die Landesgrenzen verlässt, um Informationen aus ganz Europa möglichst kompakt für das französische Publikum aufzubereiten. England, Deutschland, Portugal – ganz gleich aus welchem europäischen Land, junge angehende Journalist_innen können hier einen Platz in der Redaktion von Eur@dio Nantes finden und an der Nischenidee mitwirken.
Die Zukunft liegt in der Nische.
Wie entscheidend Nischensender junge Hörer_innen anziehen, zeigt nicht zuletzt der Erfolg von Online-Radioplattformen wie radio.de oder phonostar.de. Es ist entscheidend, über den Spotify-Playlist- Tellerrand hinwegzusehen und Programme zu erstellen, die es schaffen, sich von all dem abzugrenzen, was auf unterschiedlichen Kanälen überall und jederzeit zugänglich ist. Es geht um die besondere Mischung aus Spezialisierung und Darstellung, darum, sich von der großen Masse abzugrenzen.
Einfach mal auf der Welle mitreiten. Hier geht’s zu Eur@dio Nantes!
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