Bloggen kann mittlerweile jeder. Auch viele Unternehmen haben eigene Blogs, in denen sie über Neuigkeiten berichten. Teilweise bieten diese auch Einblicke in die Arbeit des Unternehmens und die Artikel werden von Mitarbeitern geschrieben, für die das Bloggen nicht die Hauptaufgabe ist. Sie sind eigentlich keine Journalisten, aber übernehmen doch eine journalistische Rolle. Häufig war das nicht einmal geplant – wie bei F-Secure in Helsinki.
F-Secure ist ein Computersicherheitsunternehmen aus Helsinki, das sich besonders auf Computerviren spezialisiert hat. Laut dem unabhängigen Internet-Sicherheits-Institut AV-TEST bietet F-Secure den besten Schutz vor Angriffen aus dem Internet. Der Star des Unternehmens ist der Forschungsleiter Mikko Hyppönen, der unter anderem bei Ted-Talks und auf Twitter über Internetsicherheit spricht und dabei indirekt auch für das Unternehmen wirbt.
Seit 2004 hat er auch für das Unternehmen gebloggt. Er startete den Blog, um über die erworbenen Erkenntnisse der Forschungsabteilung über einen Computer-Wurm namens Mydoom zu berichten. Mittlerweile beteiligen sich auch andere Mitarbeiter von F-Secure beim Bloggen, Mikko Hyppönen schreibt nur noch ab und zu einen Eintrag.
Macht ihn diese Tätigkeit zum Journalist? Ich denke nicht. Man kann nicht jeden Blogger als Journalist einstufen. Journalisten suchen nach Geschichten während Blogger wie Mikko Hyppönen indirekt darauf stoßen. Natürlich ist die Grenze fließend und eines ist sicher: Das Produkt ist dem Journalismus sehr ähnlich. Nur mit dem Unterschied, dass Informationen immer aus erster Hand wiedergegeben und oft nicht für den allgemeinen Leser aufbereitet werden.
Die Mitarbeiter schreiben für die Marke F-Secure. Bestätigt das die These “Marken werden Journalisten”? Ich denke ja – aber nicht mit Absicht. Zu einfach ist der Schluss, dass es bei Unternehmensblogs immer um geplantes Marketing geht. Auf meine Anfrage an Mikko Hyppönen, welchen Zweck der Blog erfülle (Marketing, Kundenkontakt oder Mitarbeitervergnügen), antwortete er mir via Tweet: “Keine Ahnung. Darüber habe ich nie nachgedacht.”
Ich glaube ihm. Es war ein Zufall, der sich für das Unternehmen als gut herausgestellt hat. Sicherlich, Mikko Hyppönens Bekanntheit ist gute Werbung für das Unternehmen, aber seine Aufgabe ist nicht in erster Linie Marketing für F-Secure. Er arbeitet nach wie vor als ein führender Experte in der Viren-Forschung. Die Kanäle des Unternehmens wie Twitter und der Blog erfüllen den Zweck des Marketings, ohne dabei von einer Marketing-Abteilung gesteuert zu werden. Der Blog wird von allen Mitarbeitern der Forschungsabteilung genutzt. Er bietet ihnen einen Mehrwert ihrer Arbeit, der zusätzlich zur Motivation beiträgt. Menschen wollen schließlich gehört werden, warum starten sonst so viele private Blogs. Wenn das eigene Unternehmen dann eine solche Plattform mit Leserschaft bietet, ist das umso attraktiver.
F-Secure ist nicht das einzige Unternehmen, dass von einem von Mitarbeitern geführten Blog profitieren könnte. Nehmen wir Rovio (Angry Birds) als Beispiel: Der Blog des Unternehmens berichtet lediglich von neuen Spiele-Veröffentlichungen: eine reine Sammlung von Pressemitteilungen. Sollte Rovio nun also ihre Spiele-Entwickler auch Blog-Einträge schreiben lassen? Vielleicht nicht an dieser Stelle, denn technische Artikel interessieren viele Angry-Birds-Fans nicht. Aber sie könnten einen Entwickler-Blog mit interessanten Artikeln einrichten. Dadurch würden sie eine Zielgruppe erreichen, die auf dem Arbeitsmarkt umkämpft und für Rovio sehr wichtig ist: Programmierer. Ein Beispiel für eine solche Umsetzung ist der Nokia-Entwickler-Blog.
Die Möglichkeiten des Internets machen solche Kanäle sehr einfach. Daher ist es nur eine Frage der Zeit bis weitere Unternehmen die Vorteile von mehreren Blogs wahrnehmen. Sie müssen sich nur trauen.
Foto: PR-Bild Mikko Hyppönen
Interessant ist auch, das der Blog auf Englisch ist … und damit natürlich gleich einem größeren Publikum zur Verfügung steht!
Witzig, darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Für die größeren Unternehmen in Finnland ist Englisch recht selbstverständlich, teilweise auch als Unternehmenssprache. In Deutschland wird über so etwas ja häufig diskutiert, aber als Ausländer in Finnland bin ich darüber natürlich recht froh.