Strasbourg,


„That‘s all folks“ – Aus für die Info-Website Owni.fr, die durch ihre Zusammenarbeit mit Wikileaks international bekannt geworden war

That`s all folks: So verkündet owni.fr das Aus für die Website.

That`s all folks: So verkündet owni.fr das Aus für die Website.

Am 21. Dezember letzten Jahres ging die Welt zwar nicht unter wie nach dem Maya-Kalender prognostiziert, doch für die bekannte französische Info-Website Owni.fr bedeutete dieses Datum das vorläufige Aus. Der Grund: Zahlungsunfähigkeit.

Der Name Owni.fr („objet web non identifé“), also unbekanntes Web-Objekt, leitet sich vom frz. Wort für UFO („objet volant non identifé“) ab. Die Seite mit dem Wortspiel im Namen wurde 2009 als „pure player“ gegründet. Sie existierte als eine Art „Non-Profit-Laboratorium“ der Mediengesellschaft „22mars“ und sollte sowohl unabhängig als auch frei zugänglich sein, d.h. gratis und ohne Werbung auskommen. Trendbloggerin Mareike Schönherr hat im November-Dossier das Finanzierungsmodell von Owni.fr vorgestellt und schon damals konstatiert: (more…)

Nizza,


Die Suche nach einem “SuBMoJour”

Während den großen Medienunternehmen die Leser weglaufen und sie mit Online-Suchmaschinen um die Clicks kämpfen, finden kleine startups rund um die Welt ihre eigenen “Sustainable Business Models for Journalism”.

 

Der Zeitungsumsatz entspricht einem globalen Markt von jährlich 200 Milliarden US-Dollar, laut der World Association for Newspapers and News Publishers. Knapp die Hälfte davon wird immer noch durch Einnahmen der Druckauflage generiert (andere wichtige Einnahmequellen stellen Werbung und Kleinanzeigen dar, sowohl im Print- als auch im Onlinebereich). 

Dennoch sagt dies wenig über die Zukunft des Print-Journalismus aus. Auch wenn die zunehmende Leserschaft in Asien und im Mittleren Osten die weltweite paid-for circulation von 2010 auf 2011 um 1,1% erhöhte, bedeutet dies nicht, dass sich die Situation auf der westlichen Erdhalbkugel verbessert. Während Asien heute für ein Drittel der globalen Zeitungsauflage verantwortlich ist und in den letzten fünf Jahren einen Anstieg von 16% erlebte, mussten die bislang größten Märkte – Nordamerika und Westeuropa – einen Rückgang von 17% verzeichnen. Was steckt dahinter? Eine Erklärung gibt der “Economist” bezüglich der Lage in den USA: “people giving up newspapers for free online news”.

Video: US Paid Circulation, The Economist

Online readers – and payers?

Die New York Times (NYT) arbeitet mit dem, was man metered paywall nennt: eine bestimmte Anzahl von Artikeln wird dem Leser als Probe freigeschaltet, wenn er mehr will muss er bezahlen. Doch das für die Industrie vorbildliche Modell der NYT ist natürlich nicht die Regel. Allgemein sinkende Leserschaften und die andauernde finanzielle Abhängigkeit von den Druckauflagen setzen den Zeitungen zu. Und was generell “building digital revenues” angeht, “it proves painfully slow”, wie es The State of the News Media 2012 ankündigt. Obwohl sich Paywalls in den USA im letzten Jahr verdoppelt haben, werden die Online-Einnahmen die abnehmenden print revenues für eine lange Zeit nicht ausgleichen können. 

In Europa und Südamerika führt(e) die Problematik des digitalen Überganges sogar zu überraschenden Maßnahmen. Im Oktober wurde Google von der brasilianischen Associação Nacional de Jornais, die 154 Zeitungen des Landes repräsentiert, kontaktiert. Der Anlass: das Bestreben nach einem Ad Revenue Sharing Deal für die auf Google News freigegebenen Inhalte. Als Google eine Vereinbarung ablehnte, ließen die 154 Zeitungen ihre Suchergebnisse bei Google löschen. Sie argumentierten, dass die ersten bereits lesbaren Zeilen die Internetuser davon abhalten würden, die kompletten Artikel zu lesen. Nach internationalem Widerhall, schlossen sich jetzt nun mit gleicher Begründung auch deutsche und französische Zeitungen der Diskussion an!

Noch kleine Fische

Und während die Großen sich nicht einigen, probieren sich auch kleinere Zeitungen in der Suche nach sustain- and/or profitability aus. Und zwar nicht so wenige haben Erfolg dabei: 69 startups wurden von der Initiative SuBMoJour in verschiedenen Ländern aufgespürt.

SuBMoJour steht für Sustainable Business Models for Journalism. Das Projekt entstand 2010 aus einer Kooperation zwischen der USC Annenberg, der J-School of Waseda University und dem Journalism Research and Development Centre at Tampere University. Mit dem Ziel neue und/oder nur mögliche journalistic business models zu entwickeln, erstellte SuBMoJour eine Datenbank von case studies, die sich nach advertising model und nach content model durchsuchen lassen. Anhand der Datenbank veröffentlichte SuBMoJour dann diesen Monat seine erste Publikation:

Chasing Sustainability on the Net präsentiert die 69 journalistischen pure players. Auf 135 Seiten analysiert die Studie wie digitale journalistische startups ihre Geschäftsmodelle gefunden haben. Die Untersuchung identifizierte zwei große Geschäftsmodelle: storytelling-oriented und service-oriented Gruppen.

Storytelling-oriented Modelle sind noch in der Überzahl und konzentrieren sich auf die Monetisierung der journalistischen Produktion an sich. Wohingegen sich service-oriented Modelle um Dienstleistungen kümmern, die sie neben dem journalistischen Inhalt anbieten. Identifizierte Einnahmequellen umfassen unter anderem Werbung, Abonnements, Spenden, Verkauf von Daten sowie die Organisierung von Veranstaltungen. Die Studie bietet auch eine praktische Anleitung für Entrepreneurs, die in der Branche Erfahrung sammeln wollen.

Lektorat: Victoria Scherff