Montevideo,


Andere Länder, andere Sitten

Trademark der Financial Times - die wichtigsten Finanzgebäude der Welt

Welche Strategie verhilft Medien auch im Zeitalter neuer Trends zu neuem Leben? Foto: Flickr/いつき

Das Ende der Financial Times Deutschland (FTD) ist hierzulande eines der prominenten Beispiele für das Ende der Printmedien. In anderen Regionen der Welt beweist die Financial Times (FT), dass es auch anders geht. Die neue FT-App speziell für den lateinamerikanischen Markt erscheint dank der örtlichen Trends vielversprechend.

Dichtmachen ist nicht alles
Nicht einmal sechs Wochen bevor der Vorstand das Hamburger Verlags Gruner + Jahr das Ende der deutschen Ausgabe der Financial Times (FTD) bekannt gab, hatte die Zentrale in London erfreulichere Nachrichten. Am 2. Oktober verkündigte die FT eine erhebliche Expansion in den lateinamerikanischen Markt. Eine neue App mit Schwerpunkt Lateinamerika ging an den Start. Zusätzlich wollte man in Sao Paulo eine neue Digitaldruckerei eröffnen. Die Entscheidung spiegelt dabei nicht nur den Bedeutungszuwachs der Region und die steigende Nachfrage nach regionalen Finanznachrichten wieder, sondern ist auch ein Abbild des Medien-Nutzungsverhaltens vor Ort.

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Hilf den Indy drucken!

Frau ließt den Argentina Independent

Online-Projekt Argentina Independent sucht dank Crowdfunding den Sprung in Druck-Präsenz, Foto: Argentina Independent

Abnehmende Werbeeinnahmen und Leserzahlen stellen Verlagshäuser weltweit vor große Herausforderungen. Die Umwälzung der Zeitungslandschaft ist dabei kein rein europäisches oder US-amerikanisches Phänomen. Auch in Lateinamerika sucht man verzweifelt nach neuen Finanzierungswegen. Unkonventionelle Wege eröffnen dabei zunächst vor allem Nischenprojekten ganz andere Möglichkeiten. 

Ein Dollar für Zehn
Weltweit kämpfen Printmeden um ihr Überleben. Erst vergangene Woche kündigte Gruner+Jahr das Ende der Financial Times Deutschland an. Nicht nur in Europa sondern auch in Lateinamerika ist man ratlos angesichts der Entwicklungen. Erst im Oktober zeigten sich die Teilnehmer der Generalversammlung der Interamerikanischen Pressegesellschaft im Oktober hilflos: „Jeder Dollar der über dem Online-Auftritt eingenommen wird, zerstört zehn Dollar Werbeeinnahmen aus Printmedien“.

Finanzen nur EIN Problem der lateinamerikanischen Zeitungen
Dabei hat das große Zeitungssterben hierzulande noch gar nicht eingesetzt. Ein Grund ist sicherlich nicht zuletzt die enge Bindung der Medien an politische Parteien. Die Krise drängt die Zeitungen näher in der Arme der politischen Machthaber. Erst Mitte November drehte sich der Korruptionsprozess um den ehemaligen peruanischen Staatspräsidenten Alberto Fujimori vor allem um die finanzielle Unterstützung ausgewählter kleiner Verlagshäuser. In Argentinien ist Präsidentin Christina Fernández de Kirchner gerade dabei, den einflussreichen aber regierungskritischen Medienkonzern Clarin zu zerschlagen.

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Das Arte-Prinzip in Lateinamerika – Doctv

Nicht nur in Europa arbeiten immer mehr Fernsehanstalten zusammen. Auch auf anderen Kontinenten entdeckt man die Kraft der Zusammenarbeit. In Lateinamerika haben 14 Staaten weitreichende Kooperationen verabschiedet. 

Stolz zeigen drei Damen und ein Herr ihre Mate-Gefäße.

„Todo sobre mi Mate“, Der diesjährige Gewinner des Doctv-Wettbewerbes aus Uruguay dokumentiert den Weg des Nationalgetränks Mate. Foto: Doctv Latinoamérika

Beinah lautlos vollzog sich vor über 20 Jahren die Gründung des deutsch-französischen Kulturkanals Arte. Was zunächst als Eliteprojekt begann, ist längst massentauglich geworden. Ähnliche zaghafte Versuche gibt es seit einiger Zeit in Lateinamerika. Der iberoamerikanische Kulturraum mit seinen fast 600 Millionen Einwohnern verspricht dabei eine größere Reichweite. Das Pilotprojekt Doctv erinnert stark an das Prinzip Arte.

Von der Produktion bis zur Ausstrahlung
Die 14 lateinamerikanische Staaten Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Costa Rica, Kolumbien, Kuba, Ecuador, Mexico, Panama, Peru, Puerto Rico, Uruguay und Venezuela verabschiedeten im Jahr 2005 das Pilotprojekt Doctv Latinoamérika. Die teilnehmenden Staaten verpflichten sich dabei zur gemeinsamen Produktion, Finanzierung und Ausstrahlung von Filmprojekten.

Den kulturellen Austausch fördern
Ziel ist es, den kulturellen Austausch zwischen den Ländern und damit die weltweite Wahrnehmung der iberoamerikanischen Kultur zu fördern. Den Anfang machen wie schon bei Arte Filme mit besonderem kulturellen Anspruch. Einmal im Jahr kürt jedes Teilnehmerland besondere Dokumentarfilm-Projekte, die im Anschluss finanziert und produziert werden. Die Ausstrahlung erfolgt regional über die öffentlichen Fernsehanstalten. Besonders Filmprojekte aus kleinen Staaten bekommen damit Zugang zu einem ungewohnt großen Publikum.

Sony Spin, Fox Sports Latinoamérika oder teleSur
Von Juni bis Oktober 2012 erfolgt die Ausstrahlung des bereits dritten Durchlaufs. Länderübergreifende Fernsehproduktionen sind in Lateinamerika an sich keine Seltenheit. Sony Spin (die lateinamerikanische Variante des japanischen Anime-Kanals Animax), Fox Sports Latinoamérika oder teleSUR (ähnlich CNN jedoch mit Fokus auf Lateinamerika) haben es bereits vorgemacht. Länderübergreifende Produktionen mit einem solchen Ausmaß waren jedoch bislang rar. Wer weiß, was Doctv Latinoamérika noch bevorsteht.