Ihr fröhlichen Menschen, kommt nach Argentinien – oder besser gesagt: Kommt nach Buenos Aires! Was nach außen hin landesweit tolerant erscheint, ist leider noch nicht überall der Fall im katholischen Argentinien.
Für die Rechte und gegen die Diskriminierung von argentinischen Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transsexuellen setzt sich die Organisation FALGBT (Federación Argentina de Lesbianas, Gays, Bisexuales y Trans) seit 2005 ein. Sie haben schon viel erreicht, insbesondere die Legitimierung der gleichgeschlechtlichen Ehe im Juli 2010 als erstes südamerikanisches Land.
Dass das Internet im Allgemeinen und das Web 2.0 im Speziellen gerade für die LGBTQI-Community völlig neue Möglichkeiten geschaffen hat, ist nichts Neues. Besonders populär in Kanada – nicht nur, aber vor allem in Toronto’s Gay Village – ist dabei die App ‚Grindr‚.
Dieser GPS-basierte Dating-Service für schwule Männer zeigt auf deinem Smartphone an, wo sich in der näheren Umgebung andere Objekte der Begierde befinden. Das Ganze natürlich mit Foto und Profil, Entfernung in Metern und weiteren Daten, die für ein potentielles sexuelles Zusammenkommen interessant sein könnten. In Kontinentaleuropa meines Wissens nicht allzuverbreitet, nutzen Grindr hier in Kanada deutlich mehr User für “quick, convenient, and discreet sex”. Einige Kommentator_innen wie beispielsweise Polly Vernon vom Guardian sprechen von einer “neuen sexuellen Revolution”. Ob das so stimmt, sei dahingestellt, insbesondere wenn man sich den jahrelangen Erfolg von Webseiten wie Gayromeo (für Deutschland) oder die Dating-Sektion von Craigslist (vor allen Dingen für Nordamerika) anschaut. Was feststeht: Grindr ist ein Erfolg in der Community.
Umso interessanter ist jetzt der Versucher der Entwickler_innen, Grindr auch in die heterosexuelle Sphäre zu verpflanzen. Die neue App heißt ‚Blendr‚ und funktioniert im Prinzip genauso wie Grindr.
Nach den ersten Wochen wird aber klar, dass eines bei Blendr besonders fehlt: Die Frauen.
Weist dies auf fundamentale Unterschiede in der Art, wie (heterosexuelle) Männer und Frauen sich begegnen wollen, hin? Ist das emotionslose, schnelle Treffen nur für manche Teile der Bevölkerung attraktiv? Was meint Ihr?
Vielleicht liegt der relativ Misserfolg von Blendr auch daran, dass die Hetero-App sich nicht die gleichen Sachen traut wie das queere Gegnstück. Eher scheint man sich auf eine Allaround-Version eines sozialen Netzwerks im GPS-Style geeinigt zu haben. Bloggerkollegin Tracy Clark-Flory fragt daher etwas provokant: “Are straight people boring?” – so würde ich es nicht formulieren, aber vielleicht trifft sie hier ja einen Nerv.
Grund genug, die “neue sexuelle Revolution” weiter zu beobachten: In Kanada und weltweit.