Amsterdam,
„Journalism, Media and Globalization“ heißt der Studiengang für den ich vor zwei Jahren meiner Heimat Köln den Rücken gekehrt habe. Gemeinsam mit 70 Kommilitonen aus über 50 Nationen zog ich los um zu verstehen wie Journalismus in der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts funktionieren wird. Drei Unis, zwei Länder und unzählige Seminare später weiß ich, das es keine klare Antwort gibt. Was es gibt sind Trends: Ideen, Projekte und Innovationen um auf die veränderten Rahmenbedingungen der Medienwelt zu reagieren. Aus Amsterdam werde ich für die Trendblogger nach solchen Innovationen Ausschau halten. Und wer weiß; vielleicht finden wir ja doch noch eine Antwort


Poutsch ist kein Trend mehr

Im Mai 2013 schrieb Mareike Schönherr über die Social Polling Platform Poutsch. Ein Blick auf die App heute zeigt, dass die Mischung aus sozialem Netzwerk und Umfrage-Tool funktioniert.

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Poutsch-/Voice-Gründer Felix Winckler, Etienne Adriaenssen & Melchior Schöller
Foto: Voice

Was ist ein Trend? Im Grunde beschreibt das Wort einen Zeitraum. Den Zeitraum nach den ersten Anzeichen für einen Wandel und vor dessen Realisierung. Per Definition kann Etwas nicht für immer Trend sein. Entweder die neue Strömung etabliert sich und wird Teil des Status quo oder sie verschwindet. Die Trendblogger bewegen sich in diesem kurzen Zeitraum, in dem es darum geht Medientrends zu erkennen, bevor sie Fakt und Realität sind. Das birgt ein Risiko, denn Trendsuche ist damit immer auch Spekulation. Ob ein Startup wirklich Erfolg haben wird, eine App wirklich einschlägt, weiß man erst, wenn der Trend keiner mehr ist.

Drei Jahre lang haben die Trendblogger bei dieser Spekulation mitgemacht, im abschließenden Monat des Projekts zählen jetzt nur noch die Fakten. Gemeinsam schauen wir im August auf frühere Artikel zurück und fragen „Was ist daraus geworden“?

In meinem Fall lautet die Frage: Was ist aus Poutsch geworden? Im Mai 2013 hatte Mareike Schönherr die „Social-Polling“ Plattform mit dem ungewöhnlichen Namen vorgestellt. Social Polling, das ist die Mischung aus Sozialem Netzwerk und Umfrage, aus Twitter und Surveymonkey. Fragen erstellen, Fragen beantworten, durch die Statistiken stöbern und dabei, wie Mareike die französischen Gründer zitierte, „eine strukturierte Übersicht über die Meinungslage schaffen“. Die Vision der drei jungen Franzosen war es der öffentlichen Meinung eine neue, größere Bühne zu geben. Und die Zeichen standen gut: Im Jahr 2012 gewann das Projekt den American Entrepreneurship Award und Investoren zeigten erstes Interesse.

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Design des Poutsch-Remakes ‚Voice‘

Und Jetzt? Mehr als zwei Jahre später? Ist Poutsch verschwunden. Allerdings nur weil es erfolgreich war. Mittlerweile ist Poutsch als generalüberholte Version unter dem Namen Voice auf dem Markt. „Alles ist jetzt 10x größer als bei Poutsch“ sagt Melchior über die iOS-App, bei der täglich bis zu 300.000 Fragen beantwortet werden. Der Namenswechsel ist den Investoren geschuldet, die das Projekt mochten, den Namen aber für untragbar hielten.

Im Jahr 2013 schrieb Mareike, dass Poutsch mit steigendem Bekanntheitsgrad aussagekräftige Statistiken hervorbringen könnte. Heute erzählt Melchior im Interview, dass bei Voice knapp 90% der WM-Spiele in Brasilien richtig vorhergesagt wurden. Die Franzosen haben es also geschafft, sie sind ihrem Ziel Meinungsumfragen von einem ‚top-down‘ zu einem ‚many-to-many-Prozess‘ zu machen ein gutes Stück näher gekommen. Das heißt auch, dass Mareike es geschafft hat. Sie hat über Poutsch im richtigen Moment geschrieben. Denn in den nächsten Monaten soll Voice auch als Ipad und Android-Version auf den Markt kommen. Ein Trend ist es dann nicht mehr…

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