Mit der Karte des Projekts „La ville nue“ erhält man keinen klassischen Stadtführer, sondern die Möglichkeit, eine ganze andere und neue Seite Lyons zu entdecken.
In den Straßen Lyons erblickt man wie in vielen anderen Städten unzählige Touristen, die ihre Nasen in die immer gleichen bebilderten Büchlein stecken. Nach zwei bis drei Tagen hat man die wichtigsten Ziele abgehakt und kann ruhigen Gewissens wieder abreisen. Vor allem, wenn man jedoch längere Zeit in Lyon lebt, möchte man die Stadt fernab der touristischen Ecken kennenlernen.
Die Designerin Catalina Sabbagh und der Architekt Felipe Faraggi, beide gebürtig aus Chile, sind vor wenigen Jahren nach Lyon gekommen und haben die üblichen Startschwierigkeiten von Zugezogenen erlebt. Zusammen haben sie die Agentur Por si las moscas gegründet. Im Zusammenhang mit ihrem ersten Projekt la ville nue („die nackte Stadt“) haben sie bisher eine von drei geplanten Karten entwickelt, die ein völlig neues Licht auf Lyon werfen. Jeder der Lust hat, kann am Projekt mitwirken.
In einem Café in Lyon habe ich die beiden getroffen und über „la ville nue“ ausgefragt, aber hört selbst!
Interview la ville nue by Mareike Schönherr
Bisher kann man die Karte in einigen Geschäften Lyons, aber auch online erwerben. „Wir versenden die Karten auch gerne nach Deutschland“, hat mir Felipe am Ende des Interviews noch versichert. Vor wenigen Tagen wurde auch das erste Werbevideo für la ville nue fertiggestellt.
Regard maman, sans les mains! from Por Si Las Moscas on Vimeo.
Für die Zukunft ist noch eine entsprechende Smartphone-App geplant. Hierfür suchen die beiden auch dringend Entwickler, die sich am Projekt beteiligen möchten, denn das Geld solch kleiner Projekte ist wie immer knapp. Und keine Angst: die Kommunikation funktioniert auch sehr gut in Englisch.
Danke an Benjamin Beckmann für das Einsprechen der Übersetzungen!
muss mich für die miserable Tonqualität entschuldigen. Mir blieb nur das Handy
Sehr tolles Interview, danke dafür! Lyon ist wirklich eine schöne Stadt, die es lohnt, sich zu entdecken – auch wenn man die Stadt dafür nackt machen muss.
„Por si las moscas“ – eine Schöne Idee und interessanter Ansatz! Und ein erfolgsversprechendes Projekt!
Das „Wahre, Echte, Authentische erleben wollen“ – also den wahren Geist einer Stadt erkunden- diesen Wunsch teilen viele von uns in Zeiten von Individualismus, Selbstbestimmungswunsch & Co.!
Wir wollen das Unbekannte, das Unentdeckte… aber: das Unentdeckte will doch gerade „entdeckt“ werden! Und Du selbst möchtest der Entdecker sein!!!… Ich meine: Du verirrst dich in der Stadt, ohne dich an eine Karte und Orte zu halten. Nur Dein Instinkt und Entdeckergeist leiten dich. Und durch Zufall entdeckst du etwas, einen für dich „wahren“ Ort oder Moment! Und du fühlst: das ist für dich das Echte!
Wahrheit wird konstruiert, ob auf Karten wie dieser oder im normalen, standardisierten Touristguide…
p.s.: KuWi lässt grüssen…;))
Übrigens: ich frage mich, ob es in Zukunft nicht denkbar werden könnte, dass eben die heutzutage verhassten, standardisierten Touristenführer sich irgendwann in Kult verwandeln? Die Suche nach dem Unbekannten wird zu Mainstream und somit: im Hipster´schen Sinne… 😉
Das könnte ich mir schon vorstellen. Das Unentdeckte bleibt eben nicht lange unentdeckt und wie ich ja schon im Interview anmerkte: In einer relativ kleinen Stadt wie Lyon wird das Unentdeckte dann eben auch der Mainstream. Man sollte die typischen Touristenziele wohl auch nicht ganz aus den Augen vergessen, sie haben ja auch ihren Reiz, nur muss der vlt. auch neu entdeckt werden (:
hm. interessant. aber was hat das mit Medientrends zu tun???
Aber guter Artikel. v.a. mit Podcast und Video! cool!