Helsinki,
Trendblogger-Jahrgang 2012/2013 "Hyvää päivää", mit 5 A-Umlauten grüße ich aus der finnischen Hauptstadt. Seit September habe ich nun meine Uni-Stadt Jena verlässen und studiere für zwei Semester Sozialpsychologie an der Universität Helsinki. Zwischen Nokia-Schlagzeilen, buntem Angry-Birds-Franchise und entspannten Saunagängen finden sich hier in Finnland Innovationsreichtum und Entspannung zugleich. Inspiriert von diesem finnischen Geist, schreibe ich daher nun über aktuelle Trends aus der Weltdesignhauptstadt im Norden Europas.


Interview mit Thinglink: “Journalisten lieben es, uns online zu nutzen.”

Thinglink ist eine Plattform, die es jedem ermöglicht, selbst interaktive Bilder zu erstellen. Auf der Seite können Nutzer einfach ihre eigenen Bilder hochladen, Multimedia-Content darauf verlinken und es dann in ihrem Blog einbinden oder auf Facebook teilen. Es eignet sich also wunderbar für Journalisten im Web. Für unser Dossier Visualisierung habe ich mit COO Cyril Bower und UI Lead Janne Aukia von Thinglink gesprochen.

Im Interview erzählen sie darüber, wer alles Thinglink nutzt, was Presse und Journalisten an Thinglink gefällt und warum die Sichtbarkeit ihrer Marke ein Balance-Akt ist. Finn: Wer nutzt Thinglink?

Cyril: Das ist vielfältig. Ein großer Bereich sind Werbeagenturen, die Thinglink gerne für Native Advertisement nutzen. Das ist Werbung, die nicht nach Werbung aussieht, aber hinter der eine Marke steckt. Interaktive Bilder eignen sich gut dafür. Der zweite Bereich ist Journalismus. Journalisten lieben es, uns online zu nutzen. Ein Hauptgrund dafür ist, dass die Druckausgaben Probleme haben und die Zeitungen versuchen, Leser zurückzugewinnen. Und ein Weg mehr Gewinn zu machen, ist nicht nur mehr Seitenaufrufe zu haben, sondern auch Leser, die mehr Zeit auf der Seite verbringen. Wenn die Leser nun ein Youtube-Video auf deren Seite schauen, dann verbringen sie dort mehr Zeit, die durch Werbung für sie dann mehr Geld bedeutet. Dann die ganze Musik-Welt: Denen fehlt das CD-Cover, wo sie die Lyrics und andere Infos zeigen konnten. Das haben sie an mp3 verloren. Auf Thinglink können sie nun ein Coverbild hochladen und dort den Video-Clip, iTunes-Link, Liedtext und ähnliches verlinken. Ein weiterer Bereich ist Bildung. Nach einem Klassenausflug zu Abraham Lincolns Grab, kann der Lehrer den Schülern zum Beispiel einen Link geben, wo sie dann markieren, was sie gelernt haben.

Finn: Wie wird Thinglink journalistisch genutzt?

Janne: Ein Beispiel ist die Berliner Morgenpost, das vielleicht für Deutsche interessant ist. Dort nutzen die Journalisten Thinglink zum Beispiel für Infografiken. Dann nutzt die National Post aus Toronto Thinglink aktiv. Was gibt es sonst noch?

Cyril: Le Huffington Post in Frankreich. In Südamerika zum Beispiel El País. Dann die Washington Post und die L.A. Times. Die nutzen Thinglink auch. Und dann noch sehr viele Blogger. Ich bin mir sicher, wir haben jetzt einige vergessen. Die Sports Illustrated noch, ein größeres Sport-Magazin aus den USA – und dann gibt es noch ein bisschen von allem, selbst Erotik-Magazine.

Janne: Ja, die Huffington Post Frankreich benutzen oft starke Bilder, welche sie dann mit Thinglink verbinden. Die L.A. Times hat Karten gezeigt, auf denen sie Tags gelegt haben. Ein Vorteil ist auch, dass die Zeitungen die Journalisten selbst interaktive Grafiken erstellen lassen können, anstatt noch separat Programmierer zu beschäftigen. Sie müssen keine Woche warten bis die etwas Interaktives erstellt haben, sondern können es direkt selbst mit dem Artikel erstellen.

Finn: Wie ist das bei den größeren Zeitungen: Sind das Entscheidungen von oben, Thinglink zu nutzen?

Cyril: Nein, das kommt von den Journalisten selbst. Die Journalisten fangen an, Thinglink mit ihren eigenen Accounts zu nutzen und leiten es dann an ihre Chefs weiter. Dann beginnt die größere Diskussion, inwiefern man es professionell nutzen kann. Aber es kommt immer von Journalisten, die neue Dinge ausprobieren möchten. Bei Le Huffington Post zum Beispiel war es ein einfacher Mitarbeiter – ich glaube es war damals sogar ein Praktikant – der angefangen hat, es zu nutzen. Was denen natürlich gefällt, ist die Möglichkeit Inhalte auf Facebook und Twitter zu teilen. Sie wollen die Leute zwar lieber auf ihren eigenen Seiten, aber einfach der Fakt, viral zu sein und auch in sozialen Netzwerken zeigen zu können, was sie machen – das gefällt denen gut.

Finn: Und die unabhängigen Journalisten?

Cyril: Ja, wir haben ein großes Netzwerk an Bloggern. Es gibt einen russischen Blogger, der uns andauernd Artikel weiterleitet. Ich selbst komme aus Frankreich und habe Kontakte zu französischen Bloggern. Ein recht bekanntes Projekt hat über die Wahlversprechen von François Hollande berichtet und wurde dadurch bekannt. Die unabhängigen Journalisten sind freier und haben die Freiheit, Thinglink als ihr eigenes Tool zu nutzen. Bei den Unternehmen kommen dann weitere Dinge ins Spiel, wie Sicherheitsfragen. Das funktioniert auch- wir machen das sehr erfolgreich, aber es dauert einfach länger. Also all diese Gruppen wie Blogger oder unabhängige Journalisten können uns natürlich viel freier nutzen.

Finn: Vor kurzem habt ihr die Facebook-Integration veröffentlicht. Was ist da neu?

Janne: Ja wenn zuvor Bilder von Thinglink geteilt wurden, dann mussten die Facebook-Nutzer einem Link folgen, wo sie dann das Bild auf einer externen Seite anschauen konnten. Neu ist nun, dass es auf Facebook einen Play-Button gibt. Wenn man auf diesen klickt, wird das Bild direkt in Facebook geöffnet, ähnlich wie bei Youtube-Videos.

Finn: Bilder von Thinglink kann jeder auf seiner eigenen Homepage oder in seinem Blog einbinden. Möchte Thinglink eher im Hintergrund bleiben oder wollt ihr auch Thinglink beim Endnutzer bekannt machen?

Cyril: Natürlich würden wir uns freuen, wenn es wie ‘Google’ genutzt wird und die Leute Thinglink als Verb benutzen würden. Also “Ich thinglinke das” wie “Ich google das”. Natürlich wollen wir auch die erste Wahl sein, anstatt unserer Konkurrenz.  Also ja in einem Sinne, wir setzen uns auch in den Vordergrund.

Finn: Ich glaube aber vielen Nutzern fällt das gar nicht auf. Sie nutzen die interaktiven Bilder und bekommen nicht mit, was dahinter steckt.

Janne: Das ist auch okay. Es ist ein bisschen wie Typographie: Es funktioniert am besten, wenn man es nicht mit bekommt. Zum Beispiel der Deutsche Mode-Blog Two for Fashion: Wir wissen von denen, dass sie Thinglink nicht nutzen würden, wenn wir uns zu sehr in den Vordergrund drängen würden. Viele von deren Besuchern bemerken uns vermutlich nicht einmal. Es ist eine Balance zwischen zwei Dingen. Auf der einen Seite wollen wir es jedem ermöglichen, Thinglink auf seiner Webseite zu nutzen, ohne dass es zu sehr nach Thinglink aussieht und zu viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Auf der anderen Seite wollen wir natürlich, dass sie Thinglink bemerken, auch auf unsere Webseite kommen und dort weiterstöbern.

Finn: Wo seht ihr Thinglink in der Zukunft?

Janne: Wir würden Thinglink gerne in so vielen Orten wie möglich sehen. Wir haben viel vor, aber ich will noch nicht zu viel verraten.

Finn: Alles klar, vielen Dank für das Gespräch.

 

 

1 KOMMENTARE , GEBE EINEN KOMMENTAR AB

  1. Hallo guten Tag,
    ich bin die Sprecherin (Vors.) der Alternative für Deutschland Kreisverband Dortmund und kümmere mich auch um die Pressearbeit von Professor Dilger, Landessprecher der Alternative für Deutschland NRW und Spitzenkandidat für die Bundestagswahl.
    Wir sind dringend auf professionelle Unterstützung angewiesen. Können Sie helfen? Aktuell habe ich ein Interview, das schnell weitergegeben werden sollte.
    0172 7828432

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