Journalismus heute: Informationen erhält man innerhalb weniger Zeilen. Die neusten Nachrichten sind auf 140 Zeichen beschränkt. Ohne anschauliche Bilder ist ein Artikel fast nicht mehr vorstellbar und am besten gibt es noch eine leichtverständliche Grafik, die alle enthaltenen Informationen zusammenfasst. Journalismus ist schon lange nicht mehr lediglich nur auf sorgfältig recherchierte und ausdrucksstark formulierte Texte beschränkt. Die Struktur und visuellen Ergänzungen eines Textes sind ebenso wichtig geworden wie der Inhalt.
Schon als Kinder haben sich wohl die meisten von uns für die Geschichte mit den schönsten Bildern interessiert. Es klingt vielleicht weit hergeholt mit Bilderbüchern anzufangen, wenn eigentlich vom visuellen Journalismus die Rede sein soll, aber soweit entfernt ist das gar nicht. Unser Leseverhalten wird schon früh durch Bilder geprägt.
Bilderbücher machen einen in jungen Jahren mit etwas Unbekannten vertraut: die Sprache sowie die Verbindung einer greifbaren mit einer erdachten Welt. Informationen werden durch Bilder verständlicher und können besser rekonstruiert werden.
Damit ein Bild gut zu verstehen ist, benötigt es eine übersichtliche, leicht verständliche Struktur, die zugleich spannende Informationen bieten und unterhalten soll. (vgl. Bilderbuch, Kunst und Literatur. Plädoyer für eine Ästhetik der Brauchbarkeit; Merkel, Johannes)
Bis hierhin lassen sich Funktion und Aufbau von Bilderbüchern mit denen anderer visueller Medien in Verbindung setzen. Warum sollte sich der Wunsch nach gut strukturierter Information und Wissenserweiterung im Erwachsenenalter also ändern? Das Kind in uns wünscht sich, Wissen anhand von Bildern übersichtlich vermittelt zu bekommen, um Zusammenhänge besser zu verstehen.
- ein kognitives Werkzeug, das das Leseverständnis unterstützt
- multidimensional
- eine Kombination aus Wahrheit und Schönheit (die zweifellos subjektiv von kulturellen Unterschieden und Epochen abhängig ist)
- effektiv, indem sie viel erklärt mit wenig Mitteln
Während jedoch visuelle Darstellungen in Bilderbücher das Leseinteresse wecken und zum Weiterlesen anregen sollen, haben Infografiken im Journalismus oft die Funktion übernommen, schnell zu informieren und dem Leser Zeit zu sparen.
In einer hecktischen Zeit sind schnelle Informationen wichtig. Das heißt jedoch nicht, dass gut recherchierte Artikel überflüssig werden. Ein Trend zur anschaulichen Darstellung ist trotzdem nicht zu bestreiten. Eine andere Art des Journalismus findet seine Berechtigung im Medienkonstrukt.
Manchmal werden Informationen sogar so anschaulich dargestellt, dass eine künstlerische Komponente dazu kommt, denn: information is beautiful. Das Team um information is beautiful hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur interessante Grafiken zu zahlreichen Themen zu erstellen, sondern ebenfalls diese besonders ansehnlich zu gestalten. Man erhält schöne bunte Bilder zu Themen wie “die häufigsten Todesarten im 20. Jahrhundert”, “Welchen Fisch darf ich essen” oder “Wieviele Steuern würde man einnehmen, wenn Drogen legalisiert werden”.
Weitergedacht – wenn eine Darstellung ansprechend ist, animiert sie vielleicht auch dazu, sich zu informieren warum die Umstände so sind, wie sie dargestellt werden, womit unser inneres Kind wieder angeregt wird, sich damit auseinander zu setzen, warum Dinge so sind wie sie sind. Auch wenn Infografiken hilfreich sind und eine nützliche Ergänzung sein können, die Informationen auf einer weiteren Ebene bieten, sind sie jedoch kein legitimer Ersatz zu einem fundierten Artikel oder gebe ich mich demnächst vielleicht doch mit gebündelten Informationen aus einem Bild zufrieden, weil es eben leichter und schneller ist?
PS: Freude des Gehirnjoggings können hier eine eigene Grafik erstellen. Man kann aber ebenso nur schauen welcher Artikel bei Amazon am häufigsten verkauft wurde oder welches Youtube-Video am beliebtesten ist: http://www.yasiv.com/graphs#Gset/G14
schöner Beitrag liebe Jessi ich hab noch nie mein Augenmerk groß auf Infografiken gelegt zugegebener Maßen, vllt. habe ich tatsächlich noch nicht so viele entdecken können oder sie einfach schon wieder vergessen, obwohl ich die Darstellungsform für Informationen absolut gut finde. Visuell lassen sich gerade Statistiken super aufwerten und sind erst dann wirklich greifbar… in diesem Sinne, eine klasse Sache (z.B. die Grafik mit den Büchern, ich konnte meinen Blick gar nicht mehr davon abwenden).
Um aber noch ein wenig weiterzugehen (denn darauf kam ich beim lesen irgendwie recht schnell)… wenn ich an meine Erfahrungen gerade im Online-Bereich mit Artikeln denke, dann habe ich oft den Eindruck, dass Themen heute nur noch sehr oberflächlich abgehandelt werden, Artikel einseitig geschrieben sind, es kaum möglich ist die Quellen zurück zu verfolgen und nicht selten Rechtschreibfehler aufweisen. Und dann nützen mir vermutlich auch beautiful informations nur noch recht wenig. Vllt. befinden sie sich aber auch einfach noch in der Unterzahl gut recherchierter Artikel. Das beschäftigt mich leider viel mehr, als die Möglichkeit wie man Informationen noch besser visualisieren kann.
danke Lotte:) Ich habe eigentlich eher das Gefühl, dass in letzter Zeit Infografiken und Bilder in Artikeln immer wichtiger werden. Natürlich sind sie nützlich und machen Informationen greifbarer, aber ich glaube manchmal, und das würde an deinen Gedanken anschließen, dass sie sogar wichtiger werden als der Text selbst und das erschreckt mich.
Ich stimme dir absolut zu, dass Online-Artikel anders geschrieben werden. Mich ärgert es selbst, dass gehäuft kurze Artikel gefordert werden, die letztendlich alle Informationen nur gekürzt oder wie du sagst einseitig darstellen können. Vermutlich liegt das an einem anderen Leseverhalten. Gerade das Lesen am Bildschirm ist auch etwas anderes.
Würdest du noch einen Onlineartikel lesen, wenn er keine Bilder hat? In einer Zeitung hingegen, liest man auch mal den Beitrag ohne Bild.
Ebenso klickt man einen Artikel, der langweilig geschrieben ist, online schneller mal weg, während man sich in einer Zeitung vielleicht noch durchquält und am Ende doch überrascht wird.
Mit den Quellen und Rechtschreibfehlern hast du natürlich auch Recht. Keine Ahnung, wie die sich immer einschleichen. Ich kann aber auch immernoch besser auf Papier korrigieren. Vielleicht ist das Gewöhnungssache?! Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Online immer als schneller Information angesehen wird und daher mehr überlesen wird oder verziehen wird (ja, das macht es nicht besser, aber erklärt es vielleicht etwas) – also eine Einstellungssache.
Den Nachweis mit Quellen finde ich eigentlich sogar recht praktisch, weil man alle gleich verlinken kann, wenn es dann halt gemacht wird. Es wird natürlich auch viel vergessen, was mehr als schade ist.
Selbst das Ausdrucken scheint nicht immer zu helfen. Stefan Plöchinger von der SZ hat dem Thema heute einen netten Beitrag gewidmet
http://www.sueddeutsche.de/kolumne/ihr-feedback-danke-liebe-leser–1.1632650
Irgendwie etwas beruhigend, dass es auch Redakteuren der SZ passiert, trotz “Vier-Augen-Prinzip”
Zitat aus dem Artikel:
“Wir haben ein Vier-Augen-Prinzip, außerdem einen Schlussredakteur und einen Textchef für die größeren Texte. Wir lesen alle Artikel ausgedruckt Korrektur, weil das menschliche Auge auf Papier mehr Unsinn entdeckt als auf dem Bildschirm. Und trotzdem rutscht uns leider immer mal etwas durch bei weit mehr als hundert Texten am Tag.”
Letztendlich sind Fehler aber doch irgendwie menschlich und auch wenn man sich die größte Mühe gibt alles richtig zu schreiben, wichtiger ist ja der Inhalt.
ich hab mir noch die Gedanken gemacht ob mir die Bilder die oft bei Texten dabei sind mich beeinflussen diese Texte zu lesen. Da ja diese Bilder ja schon Informationen mit sich tragen. Ich werd drauf achten in kommenden zeit. Sehr interessant!
Ich bin einer von denen, die tatsächlich oft zu faul zum Lesen sind. Infografiken kommen mir da sehr entgegen. Sie können mich aber auch dazu verleiten, mehr über das Thema herausfinden zu wollen …
Genau darauf wollte ich hinaus. Zu Beginn meiner Recherche zu Infografiken war ich zugegebenermaßen sehr “Anti-Infografik”, während des Lesens habe ich aber gemerkt, dass es nicht mehr “Artikel” oder “Nicht-Aritkel” heißt. Menschen müssen zum Einen für etwas interessiert sein, aber zum Anderen auch für etwas interessiert werden, damit sie sich mit einer Thematik auseinandersetzen und wenn das durch eine Infografik geschieht, ist das normal. Denn: schon früh lernen wir, uns durch Bilder an komplexe Themen ranzuwagen.
Mich persönlich lenken infografik stark ab, da ich immer gucke ob das was gerade im Text beschrieben worden ist auch aus der Grafik ersichtlich wird oder ob diese reine Zusatz Informationen bieten.
Aber an um möglichst viel Informationen auf geringen platz zu übermitteln sind Sie meiner Meinung nach notwendig.
Ich finde Infografiken können journalistische Texte nicht ersetzen. Sie liefern nüchterne Fakten und transportieren keine Wertung oder Meinung, welche ein Journalist immer in seine Texte miteinfließen lässt.
Also ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich eher faul bin, wenn es darum geht, mich zu informieren, was mich spätestens alle 4 Jahre aufs Neue ankotzt, da mich gerade, die meist langweiligen Texte in diesem Bereich ermüden.
Dafür liebe ich Grafiken und Diagramme, wenn sie anständig gemacht sind, das wahr schon vor 10 Jahren so.
Da sich mir die darin enthalten Informationen exakt und schnell erschließen. Und bei z. B. Statistiken find ich es auch völlig witzlos noch einen riesigen Artikel drum herum zu basteln, ein Fazit gerne aber das reicht mir auch schon.
Also wenn es Sinn ergibt, warum nicht noch mehr Informationen in die kleinen, dann wahrscheinlich eher größeren, Bildchen und Graphiken an der Seite packen.
Dass Artikel oberflächlich geschrieben sind, entdecke ich auch immer häufiger, aber etwas anders finde ich noch bedauernswert, nämlich dass ich bei der Suche nach Informationen im Internet immer wieder an Grenzen stoße, wenn ich mich zu einem Thema eines Fachbereiches informieren will.
Mich interessiert viel im Bereich der Naturwissenschaften und Medizin, bei denen ich gerne mal in richtiges Recherchieren ausbrechen würde, wobei ich dann schon des Öfteren an die Grenzen des Großen, ach so tollen Internets gestoßen bin.
Letztendlich ist das Internet wahrscheinlich genauso oberflächlich und mit unnützen Informationen gefüttert, wie ein Großteil der Weltbevölkerung!!!
Gerade in Fachzeitschriften kommt man doch ohne Infografiken nicht aus. Ergebnisse und Statistiken zu diversen Untersuchungen müssen ja irgendwie klar rüber gebracht werden. Der Text alleine kann das nicht ausdrücken, zumindest nicht verständlich. Wahrscheinlich kommt das auch auf den Fachbereich an…
Ich denke auch dass nette Bildchen und Tabellen den Text interessanter und auch verständlicher gestalten können. Man möchte ja erreichen, dass der Text wahrgenommen wird und auch gelesen wird, da sind 5 Seiten in sturer Textform wenig hilfreich. Die Leute werden halt immer bequemer.
Ich kann aber auch verstehen, wenn du, Jessi, den immer weiter weg gedrängten Wörtern hinterher trauerst^^
Hallo liebe Community,
ich möchte mich dem Tenor dieses Textes anschließen. Ich habe stelle an mir selber fest, dass Bilder Texte konkretisieren können und daher eher Interesse auf sich lenken. Auch meine Kinder finden natürlich mehr gefallen an Bilderbüchern oder auch an Zeitungsartikeln, welche auch optisch was her machen.
Jedoch sollte man dies auch nicht wichtiger behandeln, als den Text:
Denn wer die BILD liest und viele BILDer sieht, der gehört nicht gleich zu den geBILDeten
Dein Kommentar muss noch moderiert werden.
ein kleiner nachtrag:
das kamasutra wäre ohne Bilder schwer verständlich
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habe ausversehen einen neuen Beitrag geschrieben… sorry
ein kleiner nachtrag:
das kamasutra wäre ohne Bilder schwer verständlich
Also ich finde den Trend super, schwere Texte mit visuellen Darstellungen leichter verständlich zu machen. Oder einfach nur Sachverhalte in Bildern und Infografiken darzustellen. Sicherlich muss man genau Gedanken machen, welches Thema sich dazu eignet und ob die Bildinformation für sich allein stehen kann oder sie den Text lediglich unterstützen soll / kann.
Manchmal ist es ja auch so, dass Bilder / Grafiken mehr ausdrücken können als Bilder. Gut überlegt und sinnvoll durchdacht bin ich absolut PRO visual journalism!
toller Artikel