Trendblogger-Jahrgang 2012/2013/2014. In ein Land ziehen, in dem man niemanden kennt, in dem man sich nicht auskennt und dessen Sprache man nur bedingt gut spricht ist eine blöde Idee? Möglicherweise. Habe ich es trotzdem gemacht? Auf jeden Fall! Seit Ende Januar lasse ich mich von Valencia verzaubern und gehe mit besonders offenen Augen und Ohren durch die Straßen, um eine ganz spezielle Kultur zu erleben und gelegentlich auch auf die eine oder andere Außergewöhnlichkeit zu stoßen. Ob ich dabei nur auf siestaliebende Spanier oder bahnbrechende Erneuerungen treffe, kann bei den Trendbloggern nachgelesen werden. Update 01/2014: ... und so schnell ist man dann auch wieder zurück in der Heimat - det dufte Berlin - und siehe da, berichtenswerte "Trends" gibt es überall.


Ich nominiere Hirn und Herz

Ohne Fehler keinen Fortschritt

Ohne Regen keine Regenbögen

Und ohne dämliche Trends, würde es vielleicht auch keine sinnvollen geben

Derzeit kursieren auf vielen Onlineplattformen Videos, in denen sich Menschen vor der ganzen Welt damit profilieren, eine Menge Alkohol in kurzer Zeit zu trinken. Dass diese sinnfreie Zurschaustellung einfachen Mitläufertums auch eine nützliche Gegenidee hervorbringen kann, zeigt eine kleine Welle an guten Taten, die sich ebenso exponentiell verbreitet.

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Schauspielerin Sila Sahin hat mit 14 Jahren eine Freundin durch Blutkrebs verloren. Seit mehreren Jahren setzt sie sich für die DKMS ein.

 

Selbst nach zehn Jahren Facebook-Geschichte kann die als angeblich bald tot prophezeite Medienplattform immer noch mit neuen Ideen überraschen, wie z. B. aktuell den „Biernominierungen“ (engl. „Neknomination“ – neck your drink. nominate another). Bei diesen wird ein halber Liter Bier auf ex getrunken und anschließend drei Menschen nominiert, die dies innerhalb von 24 Stunden gleichtun und per Video nachweisen müssen. Falls sie dem nicht nachkommen, schulden sie dem Nominierer einen ganzen Kasten Bier. Danach können sie ebenfalls drei weitere Freunde nominieren und so verbreitet sich das große Onlinebesäufnis. Wenn dahinter wenigstens eine kluge Marketingstrategie eines Bierkonzerns stecken würde, könnte man auf eine eigenartige Weise vielleicht noch so etwas wie Respekt vor einer erfolgreichen Kampagne empfinden. So ist der Trend, der in Australien, Irland und Großbritannien schon weiter verbreitet ist als in Deutschland, aber auchBiernominierung dort täglich neue Nachahmer findet und derzeit sogar schon erste Todesopfer gefordert hat, eine einzige Farce. Man sollte auch meinen, dass die Datenspeicherungsdebatten der letzten Monate ebenfalls aus einem anderen Blickwinkel für das Thema sensibilisiert haben, aber anscheinend nicht genug, um die eigene Trinkfestigkeit nicht im Web zu dokumentieren.

Doch zum Glück gibt es immer zwei Seiten einer Medaille. Während sich die einen die Gehirnzellen wegsaufen, setzten andere sie ein, um überspitzt den Unsinn dahinter zu verdeutlichen, indem z. B. das gleiche Prinzip auf Fruchtzwerge angewandt wird. Wieder andere schaffen es sogar, aus dem Unsinn etwas Sinnvolles zu machen. In der gleichen Weise wie die Neknominations formiert eine Gruppe aus Freunden im Süden Deutschlands eine Gegenidee. Sarah forderte drei ihrer Freunde online auf, sich einen Organspendeausweis zu machen. Alternativ können sie sich auch bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren.

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„Ich fand diese Kettenreaktion eigentlich super, nur das Biertrinken ist ziemlich sinnfrei“, sagt Sarah über die Biernominierungen. Sie möchte mit ihrem Video eine sinnvolle Reaktion auslösen. Dass auch ihre Aktion schnell verbreitet wird, hätte sie nicht gedacht, aber sie freut sich sehr darüber: „Jeder Ausweis und jede Registrierung zählt. Ich wollte zeigen, dass man mit einem Post mehr machen kann, als nur zu beweisen, wer den besten Zug hat.“

Gute-Tat-Nominierung (Video)

Mit ihrer Idee stehen sie nicht alleine da. Auch in englischsprachigen Ländern haben sich Gegenbewegungen gebildet, die zeigen, wie man mit ganz kleinen Aufmerksamkeiten jeden Tag die Welt ein kleines Stück besser machen kann (siehe: TheImperic).

Wenn also etwas auf den ersten Blick total schwachsinnig wirkt, heißt es nicht, dass es nicht auch etwas Gutes bewirken kann. Man braucht nur kreative Menschen, die mit- und vorallem selbstdenken und nicht jedem Trend unreflektiert hinterherrennen.

 

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