Geburtstage, Weihnachten, Hochzeitstage. Jubiläen gibt es immer – tolle Anlässe, um große Präsente gemeinschaftlich zu verschenken. Meistens steht man dann aber auch vor der Herausforderung „Was soll man schenken?“ und „Wie kommt das Geld zusammen?“, denn gerade die Organisation von Gemeinschaftsgeschenken ist oft problematisch. Einer hat immer die A****-karte das Geld einzusammeln und ihm schlechtestenfalls ewig hinterher zu rennen. Wie dies alles leichter vonstattengehen kann, zeigt die Plattform Givbeez. Naja, oder besser gesagt zeigte …
2012 stellte Karin Kutter bei Die Trendblogger den virtuellen Geschenkedienst vor. Mit Givbeez sollte das Schenken leichter werden. Alle Schenkenden werden online in eine Gruppe eingeladen und sammeln Geschenkideen. Wenn man sich auf ein Geschenk geeinigt hat, wird dies über Givbeez online gekauft und jeder überweist seinen Anteil zentral an Givbeez. Kein Einsammelstress mehr. Wenn alle termingerecht bezahlt haben, verpackt Givbeez das Geschenk und verschickt es pünktlich und kostenlos zu demjenigen, der beschenkt werden soll. Als besonderen Anreiz übernimmt Givbeez zehn Prozent der Geschenkkosten, wenn sich mindestens zehn Personen am Geschenk beteiligen.
Mit diesem Konzept gewann das Unternehmen 2012, in den ersten vier Wochen der Open-Betaphase, den Shop Award 2012 der Münchner Messe „Internet World“ in der Kategorie „Best-Social-Commerce-Strategie“. Doch ein guter Start ist kein Garant für ein erfolgreiches Projekt. Inzwischen ist Givbeez nicht mehr aktiv. In der Betaphase war das Schenken mit Givbeez nur für Facebook-Nutzer möglich. Geplant war jedoch auch eine Nutzung per E-Mail, weiteren Netzwerken und Apps.
Die Internetseite www.givbeez.de ist inzwischen inaktiv. Die Givbeez-Facebookseite gibt es noch und informiert auch weiterhin über die Idee, aber der letzte Post in der Chronik ist mehr als zwei Jahre alt. Der Grund des Scheiterns liegt wohl hauptsächlich in der Finanzierung: „Wir haben mit unserer Finanzierung für dieses Projekt leider nicht durchgehalten und nicht schnell genug genügend Kunden gewonnen. Daher liegt der aktuelle Fokus auf neuen Projekten.“, so Geschäftsführer Merten Bulst im Interview.
Er verrät aber auch, dass er den Gedanken des praktischen Verschenkens noch nicht ganz aufgegeben möchte. Wäre ja auch schade drum … Jedoch sind sie nicht die einzigen, die das Konzept für sich entdeckt haben. Friendfund ist beispielsweise eine Plattform ebenfalls aus Berlin, die sogar schon seit vier Jahren das Beschenken in Gruppen vereinfacht.
Doch was ist mit Givbeez passiert? Warum hat es nicht geklappt und wie können andere Start-Ups von einem gescheiterten Start-Up lernen? Das beantwortet Merten Bulst nun im Quick-Check.
Hi Merten, welche Bilanz würdest du für die Anfangszeit von Givebeez ziehen?
Wir hatten eine schöne Zeit mit dem Projekt – vor allem mit unserem animierten Testimonial „Bizzy“, der in einem kurzen Video das Prinzip erklärt. Wir hatten so unglaublich viele Ideen, das Schenken online zu einem großen Erlebnis zu machen.
Ihr hattet sogar einen Preis gewonnen. Warum ist es letztendlich gescheitert?
Über den Award haben wir uns sehr gefreut. Der Preis wurde vergeben für die „Best Social-Commerce-Strategie“. Genau daran ist ironischerweise das Projekt gescheitert. Einer unserer Gesellschafter musste aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden. Dadurch hatten wir sehr überraschend ein großes Loch in der Finanzierung und auch zu wenig Zeit für die Beschaffung von neuem Kapital. Somit mussten wir Insolvenz anmelden. Rückblickend haben wir jedoch einige Dinge nicht beachtet. Von der Sache sehr überzeugt haben wir uns letztlich zu wenig um den Beweis des Geschäftsmodelles gekümmert.
Welche Ratschläge könnt ihr also anderen Start-Ups geben? An was sollen sie unbedingt denken, wenn sie ihre Firma gründen?
MVP – Minimum Viable Product – daran sollte man sich konsequent halten. Nur das nötigste, um das Geschäftsmodell zu beweisen – so überzeugt man auch sein mag. So kann man schnell nachjustieren oder wie oft nötig komplett die Richtung ändern.
Wie macht ihr jetzt weiter? Gibt es noch eine Zukunft für Givbeez?
Wir (es gibt noch keinen Auftritt) arbeiten hauptsächlich an einer B2B-Software, welche wir vermieten. Davon leben wir. Wir arbeiten parallel immer an einem kleinen Start-Up-Projekt. Auch Givbeez wird gerade renoviert und wird evtl. unter neuem Namen mit ähnlichem Prinzip in Asien an den Start gehen.
Liebe Jessica, interessanter Artikel! Übrigens gibt es jetzt ein französisches Start-up, das inzwischen mit der Idee der „Mitzahlzentrale“ auch in Deutschland wirbt. Alles über leetchi.com findest Du hier: http://www.leetchi.com/de