Ihr fröhlichen Menschen, kommt nach Argentinien – oder besser gesagt: Kommt nach Buenos Aires! Was nach außen hin landesweit tolerant erscheint, ist leider noch nicht überall der Fall im katholischen Argentinien.
Für die Rechte und gegen die Diskriminierung von argentinischen Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transsexuellen setzt sich die Organisation FALGBT (Federación Argentina de Lesbianas, Gays, Bisexuales y Trans) seit 2005 ein. Sie haben schon viel erreicht, insbesondere die Legitimierung der gleichgeschlechtlichen Ehe im Juli 2010 als erstes südamerikanisches Land.
Bei genauerer Betrachtung stellt man jedoch fest, dass im Senat die Entscheidung der Legitimierung knapp ausfiel (125 pro, 109 contra, 6 Enthaltungen). Diese Zahlen repräsentieren wahrscheinlich recht gut die Situation Argentinien. Buenos Aires mag sehr offen gegenüber LGBT sein, doch muss man die Hauptstadt, wie in vielen anderen Dingen, getrennt vom restlichen Land sehen. Die zweitgrößte Stadt Córdoba ist sehr katholisch und LGBTs verhalten sich unauffällig. So ist mein Eindruck. Während in Buenos Aires anscheinend niemand ein Problem hat mit sich leidenschaftlich küssenden homosexuellen Pärchen, habe ich in Córdoba, 700 km weiter westlich der Hauptstadt noch nichts dergleichen gesichtet. Meine argentinische Freundin berichtet mir, dass viele die Homosexualität immer noch nicht anerkennen. „Die gleichgeschlechtliche Ehe tut der Religion weh“.
Nach außen will das Land Offenheit repräsentieren, in Wirklichkeit akzeptieren „die Argentinier“ diese Institution nicht. Allerdings werden diese Ehen trotz öffentlicher Abneigung geschlossen und Kinder von homosexuellen Paaren adoptiert. Es kann also auch durchaus Vorteile haben, wenn ein Land es nicht so eng mit Regeln und Gesetzen sieht!
Im restlichen Argentinien ist die Situation wahrscheinlich ähnlich wie in Córdoba. Je weiter man sich von der Hauptstadt entfernt und je kleiner die Städte, umso schwieriger wird die Anerkennung von LGBT. Die Menschen sind dort verschlossener und ignorieren schlichtweg dieses Thema. Mitte des Jahres hat Apple eine App vom Markt entfernt, die neben sämtlicher Drogensucht auch Homosexualität „durch die Macht Jesus Christus und des Kreuzes kurieren“ soll. Bei Google kursiert sie allerdings immer noch.
Buenos Aires dagegen ist eine weltoffene Stadt. LGBTs können sich wohlfühlen. Sie brauchen ihre Orientierung nicht verbergen. Kulturell gibt es keine Grenzen. Am Wochenende können auch Heteros in einen Schwulenclub gehen. Besonders für blonde Frauen kann das mal ein netter Abend sein, ohne dass sie ständig von argentinischen Männern plump angesprochen werden. Seit 1992 findet jährlich – Anfang November – der „Marcha del Orgullo“ in Buenos Aires statt. Es wird mit einem Umzug gefeiert, dass Schwule, Lesben und Transsexuelle stolz auf sich sein dürfen.
Alles was das Thema LGBT in Argentinien angeht, wird auf der Homepage der FALGBT oder auf der Facebook-Seite veröffentlicht.
Heute wurde in Córdoba das erste Mal eine Geschlechtsumwandlung vom Mann zur Frau durchgeführt. Seit Mai 2012 existiert das Gesetz, welches die Geschlechtsumwandlung ab einem Alter von 18 Jahren erlaubt.
Titelbild: http://g-trends.net/web/a-3-anos-del-matrimonio-igualitario-en-argentina/; Foto: Screenshot der Facebook-Seite Federación Argentina LGBT (FALGBT)
Sehr cooler Artikel – wenn Du willst, dann ergänze ich noch den Überblicksartikel.
Dankeschön! Ja, gern!
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