Nizza,
Trendblogger-Jahrgang 2012/2013 Von Brasilien über Deutschland nach Bulgarien und Frankreich. So unüblich es sich anhört, ist es auch - aber dafür umso spannender (wollen wir hoffen)! In meiner Heimat Porto Alegre studierte ich Journalismus und berichtete vor der Kamera für das Regionalfernsehen. Dann brachte mich die sogenannte journalistische Neugier nach Deutschland. Oder nach Europa, besser gesagt: im Master of Intercultural Communication Studies studiert es sich trinational. Nach einem ersten Jahr an der Europa-Universität Viadrina, in Frankfurt an der Oder, werde ich in meinen "Meta"-Auslandssemestern aus Sofia und Nizza bloggen!


“FreeWiFiSophie” – freies Netz überall in Sofia

Internet im Bus, Taxi und unzählige Hotspots. Die bulgarische Hauptstadt auf dem Weg zur größten Open WiFi Zone Europas.

Helena Wöhl Coelho
 

Das Konnektivitäts-Paradies eines jeden Backpackers oder Neu-Sofioten! Die jedem Reisenden vertraute, oft mühsame, Suche nach einem offenen Netz findet in Sofia ihr Ende: hier gibt es praktisch überall drahtloses Internet – und das umsonst!

Der erste öffentliche Park in Sofia wurde schon 2009 mit Open WiFi versorgt. Inzwischen kamen mehrere dazu, dieses Jahr nun auch die Innenstadt. Seit dem 3. Juni ermöglicht eine Partnerschaft zwischen der Stadtverwaltung und dem Telko-Anbieter VIVACOM den drahtlosen Empfang im Herzen der bulgarischen Hauptstadt. Auf dem Vitosha Boulevard und auf dem Slaveikok Platz können die Passanten ohne Passwort und so lange sie wollen online gehen.

Ok, den Term “FreeWiFiSophie” glaube ich zwar erfunden zu haben, ist aber, ehrlich gesagt, schon sehr angebracht. Die Open WiFi Philosophie verbreitet sich hier in Broadband-Geschwindigkeit: in ganz Bulgarien soll es, laut VIVACOM, über 2500 Hotspots geben.


Osvobodiinternet

Aus Bulgarien die größte Open WiFi Zone Europas zu machen – das ist das Ziel von Osvobodiinternet. Genau, “Osvobodi” steht für “frei”, wie man wohl dem Kontext auch ohne Bulgarisch-vorkenntnisse entnehmen kann. Die Kampagne wurde vor knapp einem Jahr, am 29. Oktober 2011, gestartet, um den 42. Geburtstag des Internets zu feiern. Für einen Tag wurden die Einwohner Bulgariens aufgefordert, ihr Netz freizuschalten und mit anderen zu teilen. Ein Link zur Entsperrung wurde online gestellt und somit über 1700 Hotspots gesammelt!


Die Aktion dauerte 24 Stunden, aber die Idee hält an: Unter osvobodiinternet.com lassen sich auf der Karte aktuelle Hotspots im ganzen Land finden und hinzufügen. Im Januar diesen Jahres wurde auch eine App für Android entwickelt, die dem Smartphone-Benutzer hilft, freien Empfang zu finden: drei Wochen später zählte “Free Internet” schon 25.000 Downloads!





Hinter Osvobodiinternet steckt die bulgarische Marketinggruppe Publicis Marc und die Idee, dass Internet Freiheit bedeutet – Freiheit des Denkens, der Rede und des freien Austausches von Informationen. Laut der Initiative, ist es eine Lebensweise, ein Zeichen für eine neue Gesellschaft und Generation.

 

Wi-Fi on the go

Free Wireless im öffentlichen Verkehrsbus?! Ok, nicht neu auf der Welt, aber auch nicht so alltäglich! Überraschend für mich, wenigstens. Und die Internetrecherche für diesen Artikel lässt mich sogar denken, dass Bulgarien dem größten Teil der Welt einen ganzen Schritt voraus ist.




Angeblich hatten (surprise, surprise!) die USA diesen mobilen Zugang zuerst. Sollte diese Aussage aber Widerspruch erregen, freue ich mich auf Korrektur und Feedback. Der American Public Transportation Association nach, erschien dieser Dienst zum ersten Mal 2004 in Colorado Springs. Was aber auch noch lange nicht heißt, dass er allgemein verbreitet ist: wegen Techonologiemangel und hohen Kosten, bleibt das Anschlussangebot unterwegs selbst in den Vereinigten Staaten nicht beschwerdefrei, so PCWorld. In Bulgarien bieten die wichtigsten Bahnhöfe seit 2010 free WiFi und, seit dem 4. Juni 2012, tut es auch der Sofioter Bus 111. Der 111 fährt um die Stadt, und wurde wegen der langen Fahrtstrecke für das Pilotprojekt ausgesucht.

Und dann gibt es noch die Taxis! Green Taxi in Sofia verwöhnt die Passagiere mit Internet on board. Und, meine Damen und Herren, die (surprise, surprise, again!) Japaner tun es zwar schon seit 2010, aber Weltstädte wie London und São Paulo haben erst dieses Jahr damit angefangen, Hotspots in kompletten Taxiflotten anzubieten.

 

Lektorat: Victoria Scherff

42 KOMMENTARE , GEBE EINEN KOMMENTAR AB

    • Hey, Thiago! Yes, that was my first thought, too!! Well, ok, the second. The first was a “what?! No way…really?!?!”. :) I’ll keep an eye on how it develops, but, up to now, I can only see the benefits outweigh any possible disadvantages!!

  1. Sehr interessant! Eine neue Welt wurde durch das Internet tatsächlich erstellt. Zurzeit kann man kann sich gut vorstellen, dass je mehr ein Mensch in Kontakt durch Internet mit Anderen steht, desto grösserer seine Chancen sind, sich mit ihnen gut verstehen. Diese bulgarische Erfahrung bedeutet auch eine Inspiration für andere Länder auf der Welt, sowie auch eine hoffnungsvolle Mentalität bringt, die sich überall verbreitet sein könnte! Ich möchte gerne Sofia mit meinem laptop besuchen, um die Stadt für meine Familie zuhause in real time zu zeigen. Wäre es nicht schön?

    • Ja, Helena, auf jeden Fall! Und das könntest du nun wohl vom Bus oder Taxi aus, sowie zu Fuss unterwegs. :) Ich war auch sehr begeistert und inspiriert von der Initiative und bin gespannt zu sehen wie schnell sich de Idee verbreitet!!

  2. Achei o texto muito bom e bem escrito. Parabéns Helena. Acho a idéia da inclusão digital excelente!
    P a r a b é n s……..!
    Carlos Bello

    • Hallo, Lydia! Ja, ich kann es nur empfehlen! Sofia ist noch etwas “unbekannt” in der Szene der europäischen Hauptstädte, hat aber viele beeindruckende und überraschende Seiten. Open Wifi ist sicherlich eine davon!

  3. Ich war selbst in dem 111er Bus und war sehr überrascht, dass es sogar dort Internetzugang gibt. Als Ausländer in Sofia braucht man absolut keinen Internetvertrag für’s Handy, denn man kann sich ja überall einloggen! Sofia ist ein Vorbild für so manch andere Stadt ;) weiter so!

    • Hey, Victoria! Ja, und du warst die Erste, die mich auf den Bus hingewiesen hat!! Vielen Dank! Ich habe gerade Feedback erhalten, es funktioniert nicht immer on board.. aber Pilotprojekt ist ja Pilotprojekt. Ich bleibe auf der Ferse und sehe wie an dem Dienst weitergearbeitet wird!!

  4. Sehr interessanter Artikel! Ich stimme zu – Internet bedeutet Freiheit. Vielleicht kann man das weitreichende Wifinetz in Sofia und die damit verbundenen Möglichkeiten als eine wichtige, pluralistische Ergänzung zum klassischen Medienangebot Bulgariens sehen!?

    • Hallo, Uli! Ja, das ist eine SEHR interessante Frage! Ich vermute auch, dass das Internet vor allem in den postsozialistischen Ländern eine wichtige Rolle in der Pluralisierung des Medienangebots spielt/spielen kann. Danke für die Bemerkung, das bringt mich schon auf Ideen für den nächsten Artikel! ;)

  5. Wow!!! Sofia should be very nice, maybe one someday i can go to this place to see everything that you are seeing now! Congrats for your article!

  6. vorbildlich – keine frage! gerade hotspots in anderen europäischen metropolen sollten sich eine scheibe davon abschneiden. denn für den zugang zum world wide web werden immer noch immens hohe beträge erhoben.

  7. Internet is essential for life these days. Knowing its availability in places one wants to visit helps the decision of really going there. Very interesting!

  8. Sehr interessanter Artikel! Die Idee ist echt cool! Und est ist ein grosser Schritt für Bulgarien! Lasst uns hoffen, dass dieses Projekt fortgesetzt wird.

    • Soube que na cidade de Praia, no Cabo Verde, a internet é disponibilizada livremente na principal praça da cidade. A população que é pobre e não tem internet em casa, traz seus computadores e senta no gramado e pelos bancos, compartilhando esssa grande experiência de comunicação internacional.

  9. Muito bacana o artigo, :)

    Pra quem é viciado em internet, e está longe de casa, é ótima esta iniciativa da cidade.

    Parabéns!!!

  10. Guter Artikel. Allerdings vermisse ich die Kontextualisierung. Warum gehen immer mehr (europäische) Städte dazu über, free wifi anzubieten? Welcher Medientrend versteckt sich dahinter?
    Etwas mehr Tiefgang würde den Artikel noch besser machen…

    • Vielen Dank für den Tip, Tanja!! I’ll work on it! Bevor ich Bulgarien verlasse, werde ich mit Sicherheit noch einen Artikel über das Thema schreiben – um zu sehen wie sich das Angebot entwickelt. Werde dann auch einen Medien-Soziologen kontaktieren!

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