Bereits der Vorplatz zum Ziel aller Pilgerer, der Kathedrale von Santiago de Compostela, ist von einer bedeutungsschwangeren Atmosphäre umhüllt. Viele Tausende Pilger schreiten hier jährlich ein und fallen juchzend und dankbar es geschafft zu haben auf die Knie. Solch eine Ankunft zu beobachten ist ungemein bewegend. Man sieht regelrecht eine riesige Last von den Schultern der Neuankömmlinge fallen und erlebt sie danach losgelöst und befreit. Dass das Absolvieren des Jakobsweges (im Spanischen Camino de Santiago) ursprünglich auch die Befreiung aller Sünden bedeutete, ist heute meist nur den gläubigen Pilgern bewusst.
Beim Betreten der Kathedrale liegt noch der Weihrauchgeruch der täglichen Pilgermesse in der Luft, es ist ein magisches Gefühl endlich hier zu sein. Umso größer war mein Erstaunen, als ich auf die neuartige Art und Weise aufmerksam wurde, wie in dieser katholisch traditionellen Einrichtung den Angehörigen hier gedacht wird.
Traditionell wurden Kerzen als Licht- und Wärmespender in Gedenken an Tote entzündet und symbolisierten das Licht des Lebens und galten als Zeichen für die Auferstehung. Dabei werden in offenes Feuer und echte Kerzen aufgrund der Brandgefahr schon seit längerem auch in sakralen Hallen durch LED-Kerzen ersetzt.
In DER Pilgerkathedrale, wo das Grab des Apostels Jakob liegt, kann man jetzt seinen Lieben auch eine Kerze per SMS entzünden, welche dann an einem eher unkonventionellen LCD Bildschirm entflammt. Diese wärmespendende und persönliche Tat kostet einen 1,39 € (inklusive Mehrwertsteuer, Netzabweichungen möglich) – und erweckt die Frage, ob die Reichweite von Handynetzen vielleicht doch nicht nur auf die Erde begrenzt ist.