Das Ende der Financial Times Deutschland (FTD) ist hierzulande eines der prominenten Beispiele für das Ende der Printmedien. In anderen Regionen der Welt beweist die Financial Times (FT), dass es auch anders geht. Die neue FT-App speziell für den lateinamerikanischen Markt erscheint dank der örtlichen Trends vielversprechend.
Dichtmachen ist nicht alles
Nicht einmal sechs Wochen bevor der Vorstand das Hamburger Verlags Gruner + Jahr das Ende der deutschen Ausgabe der Financial Times (FTD) bekannt gab, hatte die Zentrale in London erfreulichere Nachrichten. Am 2. Oktober verkündigte die FT eine erhebliche Expansion in den lateinamerikanischen Markt. Eine neue App mit Schwerpunkt Lateinamerika ging an den Start. Zusätzlich wollte man in Sao Paulo eine neue Digitaldruckerei eröffnen. Die Entscheidung spiegelt dabei nicht nur den Bedeutungszuwachs der Region und die steigende Nachfrage nach regionalen Finanznachrichten wieder, sondern ist auch ein Abbild des Medien-Nutzungsverhaltens vor Ort.
Smartphones sind in Lateinamerika hoch im Kurs
Die FT passt sich mit dem Fokus auf mobile Lösungen dem regionalen Trend an. Der voranschreitende Netzausbau sowie die schnell wachsende Mittelklasse führen dazu, dass unter den zehn am stärksten wachsenden Märkte für Android und iOS (Nokia spielte bis vor kurzem kaum eine Rolle) vier lateinamerikanische Länder zu finden sind. Während sich zwischen Juli 2011 und Juli 2012 in Chile (weltweit Platz 2.) die Nutzerzahlen nahezu verdreifachten, nutzen auch in Brasilien, Argentinien und Mexiko heute doppelt so viele Leute ein Smartphone wie noch im Jahr 2011. Studien gehen davon aus, dass die Hälfte der brasilianischen Bevölkerung im Jahr 2015 ein Smartphone nutzen wird. Auch wenn solche Entwicklungen bei neuen Technologien normal sind, sind die Vorrausetzungen hierzulande besonders erfolgsversprechend. In Ländern wie Argentinien, Panama und Uruguay sind weit aus mehr SIM-Karten als Einwohner im Umlauf, Festnetzanschlüsse wurden vielmals nie eingerichtet.
High-end-Anwendungen sind nicht alles
Smartphones werden in Lateinamerika jedoch nicht immer nur genutzt, um sich über neue Märkte zu informieren oder den Kaschmir-Pullover für den Ehegatten auszuwählen. Während High-End-Applikationen wie die FT-App gegebenenfalls im Alltag der Oberschicht präsent sind, werden dem Großteil der Bevölkerung praktische Anwendungen immer vertrauter. Skype ermöglicht auch den Ärmeren weltweite kostenlose Telefonate. Anwendungen wie Earthquake Alert oder Terremoto warnen vor den nächsten Erdbeben und erhöhen damit die Sicherheit in kritischen Regionen. Glucose Buddy (zur Messung der Blutzuckerwerte), EyeXam (spart zunächst der Gang zum Augenarzt) oder Pillboxie (errinnern auch im Schlaf an die Einnahme aller Medikamente) kürzen die Kosten des Gesundheitssystems und ermöglichen damit mehr Menschen eine bessere gesundheitliche Versorgung. Und wer dann mit steigenden Wohlstand auch erstmals Geld zum Sparen hat, der erfährt dann mit der FT-App wo er sein Geld gewinnbringend anlegen kann.
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