50 Jahre deutsch-französische Freundschaft – 50 Jahre in denen auch auf der restlichen Welt viel passiert ist: Kalter Krieg, Zusammenbruch der Sowjetunion, Terroranschläge in New York, die Finanzkrise … Deutschland und Frankreich mussten sich immer wieder neu positionieren und ihre Beziehung untereinander neu ausrichten. Zum 50-jährigen Jubiläum des Elysée-Vertrages hat Radio France in Kooperation mit WeDoData und Syllabs die deutsch-französische Freundschaft nochmals unter die Lupe genommen und sie aus der sprachlichen Perspektive betrachtet. Was waren die großen Themen und zu welcher Zeit? Wie haben sich die Debatten zwischen beiden Ländern entwickelt? In dem Projekt „50 ans mot à mot“ (50 Jahre Wort für Wort) wurden insgesamt 134 Reden und Erklärungen analysiert – davon 55 von französischen Präsidenten und 55 von deutschen Bundeskanzlern sowie 24 gemeinsame Erklärungen.
Herausgekommen ist ein spielerischer Überblick, der sowohl Laien als auch Experten ansprechen dürfte: In Sprechblasen werden die 25 meist verwendeten Wörter in jeweils einem Jahrzehnt angezeigt. So lässt sich der Gebrauch von einzelnen Worten im deutsch-französischen Diskurs über 50 Jahre einfach nachvollziehen. Wer mehr Infos möchte, klickt auf eine einzelne Sprechblase. Daraufhin bekommt der Nutzer der Seite genaue Infos über den Gebrauch des Wortes: Eine Zeittafel zeigt die Verwendung des einzelnen Begriffs über den Zeitraum von 50 Jahren. Gewählt werden kann zwischen vier Kategorien: international, politisch, ökonomisch und europäisch. Angezeigt werden dann die jeweiligen Kanzler und Präsidenten der beiden Länder sowie beispielsweise die wichtigen Verträge oder Ereignisse.Ein Überblick über die „Top 25“ in den letzten 50 Jahren zeigt: Das meist verwendete Wort war tatsächlich „Probleme“ – 87 Mal wurde es auf französischer und immerhin 64 Mal auf deutscher Seite gebraucht. Das Wort Freundschaft wurde nur 37 (auf frz. Seite) bzw. 29 Mal (auf dt. Seite) benutzt. Doch auch erfreuliche Entwicklungen zeigen sich: Das Wort „Kultur“, das in den 60er Jahren noch gar nicht verwendet wurde, hat gerade ab 2000 einen rasanten Anstieg in der Verwendung verzeichnet.
Natürlich sagt der reine Gebrauch der Begriffe noch nichts über den Kontext aus, in dem sie verwendet wurden. Und gerade in diesem Punkt ist der Überblick irreführend: Denn es wird nicht gesagt, dass die angegebenen Ereignisse in direktem Zusammenhang mit dem Gebrauch des jeweiligen Wortes stehen. So bleibt die Interpretation dem Leser selbst überlassen. Und noch eines ist bedauerlich: Das Projekt gibt es nur in französischer Sprache … Schade, soll es doch die deutsch-französischen Beziehungen beleuchten.
Bilder: screenshots der Seite von „Radio France“, April 2013