Freiburg,
Studentin an der Universität Freiburg; zur Zeit wohnhaft in London, der Stadt der langen Arbeitswege, bärtigen Menschen auf Klapprädern, teuren Biere, Messerstechereien und 70er-Jahre-Revival-Outfits, in der jeder zweite Ausländer und deshalb jeder Ausländer zu Hause ist.


Sei leise, Smartphone!

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Bearbeitet. Original unter Creative Commons Lizenz von Highways Agency.

5 gute Gründe, weshalb das Smartphone öfters in der Tasche bleiben sollte. Ich bin weiß Gott kein Technikverschmäher. Smartphones machen total viel Spaß und können sehr spannend sein. Und das sie uns in der Zukunft immer weiter begleiten werden, scheint mir auch sehr wahrscheinlich. Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir lernen, angemessen mit ihnen umzugehen.

1. Halte dein Gehirn fit!

Du hast eine Stunde Wartezeit am Flughafen. Jetzt musst du dich entscheiden: Guckst du dir lauter schillernde Produkte an, die du dir nicht kaufen solltest, weil sie am Flughafen entgegen dem, was die Werbung verspricht, wahrscheinlich total überteuert sind? Spielst du Candy Crush auf deinem Smartphone, oder checkst du Facebook und Instagram? Oder liest du vielleicht doch lieber eine Zeitung oder ein Buch? Das wäre doch mal was! Das kann man auch auf dem Smartphone machen, wirst du jetzt sagen. Aber machst du das auch wirklich? Lesen ist ja viel anstrengender als ein Spiel auf deinem kleinen Handcomputer, deswegen ist es nur zu gut nachzuvollziehen, wenn du dich doch dazu hinreißen lässt, noch eine Runde zu zocken, anstatt etwas zu lesen. Aber gib dir eine Challenge! Lesen hält dein Gehirn fit und informiert dich. Du glaubst gar nicht, was man in einer Stunde alles lernen kann, wenn man aufmerksam eine Zeitung von Anfang bis Ende durchblättert. Ich habe es auch nicht geglaubt, bis mir das eine Mal der Akku leer geworden ist.

2. Guck deinen Freunden ins Gesicht!

Das Argument hörst du wahrscheinlich meistens nur von Menschen über 60, und ich fühle mich sehr unwohl, auch in diese Leier mit einzusteigen, aber es ist doch wirklich wahr. Es nervt, wenn Leute immer mit ihrem Telefon rummachen, während sie mit dir reden. Das wissen wir mittlerweile eigentlich alle, und jeder der es nicht macht, fällt positiv auf. Warum machen wir es denn dann nicht alle so? Die Regel sollte lauten: Entweder Handy oder reden. Nie beides gleichzeitig, und auch nicht abwechselnd im Minutentakt.

3. Lass dir Zeit, um dich zu langweilen!

Das Smartphone ist ein wunderbarer Lückenfüller. Im Bus, vor der Vorlesung und beim Essen, man muss sich nie mehr langweilen. Aber Langeweile ist wichtig! Das ist wie mit den Spinnen, die finden wir auch alle doof, aber wir brauchen sie, weil sie irgendwelche noch ekligeren Tierchen fressen, oder so ähnlich. Während du dich langweilst, hat dein Gehirn Zeit, auch mal durchzuatmen. Und vielleicht sogar zu denken. Wenn jede Minute deines Tages gefüllt ist, wie soll denn da jemals ein neuer Gedanke entstehen?

4. Sei nicht immer erreichbar!

Die wohl tückischste Funktion der Smartphones ist das Abrufen von eMails. Mit einem dezenten Pling wird jeder sofort benachrichtigt, wenn er was im Postfach hat. Bei manchen plingt es im Minutentakt. Ob Arbeit, Uni oder Schule – man muss das Geschäft aus der Freizeit raushalten! Wenn man auch nach Feierabend noch seine eMails checkt, dann hat man „Feierabend“ falsch verstanden. Aber es ist natürlich gar nicht so leicht, das hinterhältige Pling zu ignorieren – könnte ja was Wichtiges sein. Deshalb ganz bewusst nach Feierabend das Smartphone weglegen, oder zumindest das automatische Abrufen der eMails ausstellen.

5. Du bist keine Maschine!

Mit dem Siegeszug des Smartphones in unseren Leben hat auch ein neues Lebensgefühl Einzug gehalten: Es werden am laufenden Band Apps entwickelt, und es gibt wirklich alles, was man sich nur träumen lassen kann. Für alle Lebenslagen gibt es jetzt kleine digitale Helfer, angefangen vom Auskunftsservice für Busfahrpläne bis hin zur Aufzeichnung deiner Tiefschlafphasen. Das ist natürlich witzig und es hat eine Unmenge an Vorteilen, aber man muss sich klar machen, was das für uns bedeutet! Die Entwickler versuchen, menschliche Verhaltensmuster zu kodieren, um dann Geräte und Programme zu entwickeln, die möglichst gut auf uns zugeschnitten sind. „Kodieren“, das bedeutet, dass man den Menschen auf ein Level herunterrechnen möchte, das auch Maschinen verstehen. Damit habe ich auch gar kein Problem, im Gegenteil: Ich halte es für eine großartige Herausforderung. Aber wir dürfen uns trotz allem nicht vorgaukeln lassen, dass wir Maschinen sind! Wir sind nicht nur ein Gerät mit verschiedenen Features, die man „optimieren“ könnte. Optimiere dein Essverhalten, deinen Schlaf, deine Freizeit, das Bezahlen an der Kasse, deine Kommunikation, deine Unterhaltung – alles in einem Gerät! Das alles und noch viel mehr bieten die neuen Apps. Ich sage nicht, dass man das nicht nutzen darf – aber man darf sich auch nicht verarschen lassen: Du musst dich nicht optimieren, du bist kein Produkt. Du bist nicht dein Smartphone.