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ErMag.de – Brauchen wir ein Magazin für das männliche Selbstverständnis?

ermagEs gibt viele Männermagazine zu kaufen und im Netz, aber 14 Journalist_innen der Konrad-Adenauer-Stiftung haben es sich zur Aufgabe gemacht, das männliche Selbstverständnis zu hinterfragen und das ganze auf www.ermag.de zu veröffentlichen:

Die Journalisten-Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung hat sich in den Dschungel des deutschen Mannes begeben und stellt die Gewächse auf dieser Website vor.

14 Teilnehmer haben unter der Leitung eines 6-köpfigen Trainerteams in Hamburg im August 2013 die multimedialen Beiträge produziert. Sie haben sich die Frage gestellt: „Was heißt es heute eigentlich, ein Mann zu sein?“ Die Antwort darauf hat sich die Redaktion ehrlich gesagt einfacher vorgestellt. Während der Recherche wurde deutlich: Den großen Essay zum neuen Männerbild wird niemand schreiben können. Denn die typische Rolle gibt es nicht mehr. Das Bild setzt sich aus vielen kleinen Mosaiksteinen zusammen, die in jedem Beitrag enthalten sind.

Einen Schwerpunkt bildet dabei die gesellschaftlich intensiv diskutierte Frage, welche Aufgaben Väter heute wahrnehmen sollten. Die Popkultur prägt ihre öffentliche Wahrnehmung seit Jahrzehnten in unzähligen TV-Serien, wie der Beitrag „Nicht die Mama“ zeigt. Aber wie sehen Väter sich heute selber? Und vor allem: Gibt es dabei kulturelle Unterschiede? Sechs Väter verschiedener Nationalität geben aufschlussreiche Antworten über ihr Selbstverständnis, in „Papa, Baba, Père, Pedar“. Sind in Deutschland die Väter denn familienorientierter geworden? Auf den ersten Blick schon: Immer mehr von ihnen nehmen Elternzeit. Warum die meisten aber nur zwei Monate zuhause bleiben und wie vereinbar Beruf und Familie für sie wirklich sind, steht hier: „Unternehmen: Familienfreundlichkeit“. Kümmert sich die Politik denn ausreichend um Männerangelegenheiten? Nein, behauptet zumindest der Männerrechtler Andreas Kraußer, in „Das schwache Geschlecht“. Vielleicht findet er im Wahl-o-mat zur Frage „Welche Partei macht Ihre Männerpolitik?“ aber doch ein paar überzeugende Antworten.

Alles andere als schwach präsentieren sich die Kämpfer im Käfig bei „Mixed Martial Arts“. Einer der Hamburger Champions – „Der Krieger“ – ist davon überzeugt, dass diese Faszination die Männer wieder männlich werden lässt. Weniger martialisch ist die Anstrengung im Fitnessbereich, für die sich immer mehr Deutsche begeistern. Gerade bei den Männern hat sich das Bild entscheidend gewandelt: Was mit Bodybuilding im Stile Arnold Schwarzeneggers begann, ist längst zum Breitensport geworden, inklusive „Pumpen im Park“. Bis zum Wahn ist der Weg dann nicht mehr allzu weit. Ebenfalls immer populärer wird bei Männern das Kochen – sie gründen sogar eigene Clubs dafür, wie in „Der Club der harten Köche“ nachzulesen ist. Vielleicht ist der nächste Trend dann, dass wieder mehr „Männer in Strumpfhosen“ herumlaufen. Bis zum 17. Jahrhundert war das nichts Ungewöhnliches. Und Crossdresser wie Jürgen ärgern sich heute, dass sie beim Kleidungskauf in der Frauenabteilung schief angeschaut werden.

Auch die weiteren Beiträge auf dieser Website zeigen, wie viel sich gesellschaftlich verändert: Die Musiker von „Truck Stop“ schieben heute Kinderwagen („Cowboys – die besseren Männer?“); bei Online-Flirt-Portalen legen sich Männer immer häufiger in den virtuellen Einkaufskorb der Frauen („Was Frauen wollen …“); die wachsende Toleranz für Homosexuelle macht jungen Schwulen Hoffnung, bringt sie aber auch in Konflikt mit Familie und Religion („Willkommen in Sodom und Gomorrha“); für Intersexuelle ist es zwar weiterhin nicht leicht, „Anders als die Anderen“ zu sein – sie können ihr drittes Geschlecht aber nun eintragen lassen; und Ärzte, die immer mehr Männer mit Depressionen behandeln müssen, versuchen diese „Männerleiden“ zu enttabuisieren.

Visuell ist die Seite auf jeden Fall sehr gut gelungen – und es sind auch einige sehr spannende Artikel dabei. Aber schade ist, dass das Projekt nur temporär ist und nicht wie die Mädchenmannschaft als dauerhaftes Blog sich etablieren kann.

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