Gent,
Trendblogger-Jahrgang 2013/2014 Ich heiße Jana, bin 26 Jahre alt und studiere in Leipzig im Master Journalistik. Jetzt zieht es mich für ein Semester nach Gent. Im Schatten der europäischen Hauptstadt Brüssel gelegen, werden die schönen Städte Flanderns gerne übersehen. Doch neben biertjes, frietjes und wafeltjes, gibt es auch dort Medientrends- und innovationen zu entdecken. Über diese werde ich ein halbes Jahr lang für euch berichten.


Die Zukunft des Journalismus ist ein digitaler Kiosk

Zeitungen kaufen – das war einmal. Zumindest in den Niederlanden. Dort kauft sich der Leser nur noch einzelne Artikel. Möglich gemacht wird das durch Internetplattformen wie Blendle oder Elinea. Sie sind das iTunes des Journalismus.

Elinea

Der Geruch von Druckertinte, ein Knistern beim Umschlagen der Seiten, ach ja. Ich bin ein begeisterter Zeitungsleser. Das macht mich anscheinend zu einem Außenseiter in der Medienwelt. Die meisten Menschen wollen eine Zeitung nicht mehr in ihren Händen halten, suggeriert mir die Print-Krise. Keiner bezahlt mehr für guten Journalismus, höre ich immer wieder.

Na gut. Dann muss was Neues her, sagen sich viele Medienunternehmen. Die Lösung in den Niederlanden ist eine Art elektronischer Kiosk – Internetplattformen auf denen die Nutzer Artikel von unterschiedlichen Verlagen, Magazinen und Zeitungen erwerben können. Bei einigen Angeboten bezahlt der Nutzer pro Artikel, bei anderen muss ein Abonnement abgeschlossen werden. Dazu gibt es Apps für das Tablet oder das Smartphone.

„Blendle“ ist eine Art iTunes für den Journalismus. Der Nutzer bezahlt jeden Artikel einzeln, je nach Textlänge kostet er zwischen 20 und 80 Cent. Online sind fast alle niederländischen Zeitungen und Magazine zu finden wie NRC Handelsblad, Grazia oder Vrij Nederland.

blendle

Konkurrent von „Blendle“ ist die Leseplattform „eLinea“. Sie verfolgt das Spotify-Modell. Der Nutzer besitzt ein „All you can read“-Abo – alles lesen für `nen Zehner im Monat – oder zahlt pro Artikel. „eLinea“ hat nicht nur niederländische, sondern auch belgische Titel im Repertoire. Neben Zeitungen und Zeitschriften entdeckt der Leser auch Cartoons oder Gedichte.

Die Idee hinter diesen Plattformen ist, dass wenn Texte wenig kosten und bequem erreichbar sind, Menschen wieder bereitwilliger ihr Geld für Qualitätsjournalismus ausgeben. Journalist Marten Blankensteijn sagt dazu: “Das Problem ist nicht, dass in der Zeitung keine guten Geschichten stehen, es ist die Weise wie es angeboten wird. Ich bezahl keine fünf Euro für eine Zeitschrift in der ein gutes Interview drin steht. Ich will meine eigene Zeitung zusammenstellen können.“

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Fotos: Screenshots von blendle.nl und elinea.nl