Lyon,
Trendblogger-Jahrgang 2012/2013 Bonjour. Ich heiße Mareike, bin ein Berliner Urgestein und 24 Jahre alt. Ich studiere Kulturwissenschaften in Frankfurt Oder, verbringe die kommenden 10 Monate jedoch in Lyon und erkunde die französische Universitätslandschaft am Institut d’Études Politiques. Während es die meisten nach Paris verschlägt, war für mich Lyon die erste Wahl. Lyon ist nicht nur „la ville de gueule“ (frei: „Stadt der Gaumenfreuden“), sondern bietet allerlei Entdeckenswertes. Um nicht vollends dem guten Essen zu verfallen, widme ich mich sinnvolleren Beschäftigungen und werde mich für euch auf die Suche nach den neuesten Medientrends und -innovationen machen. Fragen, Kritik und Anregungen sind absolut erwünscht. Na dann, allons-y!


Zeigt her eure Töpfe – auf SuperMarmite Essen bei Fremden bestellen

Muss es immer Fast-Food sein? Durch SuperMarmite kann man auf den Herdplatten in der Nachbarschaft kulinarische Köstlichkeiten entdecken

„Da köchelt etwas (Leckeres) in ihrer Umgebung“ verspricht das neue Fundstück aus Frankreich in Sachen Collaborative Consumption. Auf SuperMarmite finden gestresste Groß-und Kleinstädter eine Alternative zu den allseits bekannten Fast-Food-Ketten, denn wer wenig Zeit und Geld hat, sollte sich nicht zwangsläufig mit lieblos zubereitetem Essen aus der Pappschachtel begnügen müssen. Hinter Marmite versteckt sich kein Anglizismus, sondern das französische Wort für einen großen Kochtopf.

Angeboten werden kann so ziemlich alles, das den Gaumen erfreut. Nachdem man sich angemeldet und für ein Essen entschieden hat, werden die genaueren Konditionen mit dem Hobbykoch oder –bäcker besprochen.  Oftmals wird man gebeten, ein Behältnis für den Transport der Mahlzeit mitzubringen, das entweder direkt am heimischen Herd des Anbieters gefüllt wird – oder die Übergabe findet an einer anonymeren Straßenecke statt. Das Essen der SuperMarmite-Anbieter sollte weder auf den Magen noch auf das Portemonnaie schlagen. Daher werden kostendeckende Preise plus einer kleinen Aufwandsentschädigung empfohlen.

Wie bei vielen derartigen Projekten braucht man auch auf SuperMarmite ein wenig Vertrauen. In den FAQs wird beispielsweise erklärt, dass hygienische Bedingungen bei der Zubereitung selbstverständlich nicht von SuperMarmite gewährleistet oder kontrolliert werden können. Als kleiner Trost: Zahlreiche Skandale haben uns gelehrt, dass auch der Restaurantbesucher oft nicht weiß, wie es hinter der Küchentür aussieht.

Offensichtlich besteht beim Konsumenten der Wunsch, sich aus großen und unübersichtlichen Konsumstrukturen wieder in privatere Kreise zurückzuziehen. So paradox es auch klingen mag: Dadurch, dass ich bei Privatleuten in der Nachbarschaft konsumiere, wird der Austausch von Waren und Dienstleistungen wieder persönlicher, auch wenn er über das sonst so anonyme Internet organisiert wird. Auf SuperMarmite schließen sich zudem Zeitmangel und bewusster Konsum nicht mehr aus. Die Mahlzeit wird mir vom Koch direkt überreicht und alle wichtigen Informationen zum Essen bietet mir sein Nutzerprofil. (Edit 04.10.2012)

Da ich im Moment hier in Lyon ohne Kühlschrank und mit Studentenbudget lebe, hätte ich SuperMarmite gerne ausprobiert. Leider gäbe es derzeit die nächstgelegene Mahlzeit nur im 80 Kilometer entfernten Domessin. In der französischen Hauptstadt hat man hingegen schon etwas mehr Glück. Bleibt zu hoffen, dass sich das Projekt schnell herumspricht. Ich habe Hunger!

8 KOMMENTARE , GEBE EINEN KOMMENTAR AB

  1. Wieder ein sehr schöner Artikel 😉 Versuch doch immer noch einen Abschnitt darüber zu schreiben, wie solche Seiten im Netz das Mediennutzungsverhalten von Menschen verändern.

    Wo man früher vielleicht im Telefonbuch geschaut hat, welche Restaurants in der Nähe sind oder sich im TV-Kochshows inspirierte, so ist es aufgrund dieser neuen Seiten rund um Collaborative Consumption doch so, dass die persönlichen Beziehungen über das Internet noch eine digitale Ebene erhalten, oder?

    Und noch ein formaler Tipp: Man könnte eventuell die Plattform selber noch in den Titel nehmen, z.B. 2Zeigt her Eure Töpfe – mit SuperMarmite bei Fremden Essen“.

    Ansonsten aber sehr schön geschrieben und da Du sehr am Anfang des Monats schreibst, wird es sicherlich recht viele Kommentare und Likes geben.

  2. Danke für deine Anmerkungen! Ich habe den Artikel jetzt noch einmal überarbeitet und meine Überarbeitungen auch markiert. Allerdings habe ich deinen Hinweis zum Mediennutzungsverhalten wohl nicht so ganz aufgreifen können. Ich muss da noch einmal in mich gehen 😉

    • Ich wuerde davon abraten, den Titel eines Blogs zu ändern, wenn er einmal veröffentlicht ist.

      Die Zähler von Twitter, Facebook und Google+ beziehen sich immer auf eine URL. Wenn Du den Titel änderst, dann ändert WordPress auch die URL und alle Twitter, Facebook und Google+ Links gehen ins Leere und werden in der Regel nicht mehr gezählt. Kann sein, dass es diesmal auch passiert.

      • Davor hättest du mich zusammen mit deinem Ratschlag warnen können, aber ist notiert (: kann ich das rückgängig machen?

  3. Die Jungs von WordPress waren ebenfalls so pfiffig und haben daran gedacht ;). Deshalb hat sich die URL hier ja auch nicht geändert und alle Likes, Pluses und Tweets sind noch da. Solange man nicht aktiv was an der URL in WordPress ändern möchte, tut sich da auch nichts, soweit ich weiß.

    • Ja, stimmt. Ich hatte nur gesehen, dass sich der Titel geändert hat und wenn man nicht aufpasst, ist dann schnell auch die URL anders. Aber jetzt ist alles gut 😉