Jeder, der auch nur kurzzeitig in Russland gelebt hat, musste auch schon Erfahrungen mit der etwas steifen Bürokratie machen. Da geht es nicht immer ordentlich oder fair zu. Auch wir Austauschstudenten können trotz der tatkräftigen Unterstützung der Uni ein Lied davon singen… Was im Kleinen schon tierisch nervt, ist im größeren Stil aber ein echtes Problem: Es macht ein Land für Investoren und Arbeitskräfte extrem unattraktiv!
Um diesem entgegen zu wirken, hat Präsiden Medvediev noch während seiner Amtszeit die so genannte “Offene Regierung” ins Leben gerufen, welche Politik und das ganze Drumherum wesentlich verbessern soll. Aber wie geht man das ganze an?Aber wie geht man das ganze an? In einem riesigen Land wie Russland kann man nicht so einfach jedem auf die Finger schauen und, seien wir mal ehrlich, versacken ja auch Informationen gern auf dem Weg zum Zuständigen. Deshalb will man sich nun die Wirkung des Internets zu Nutzen machen und hat eine neue Plattform ins Leben gerufen:
“Russland ohne Dummköpfe” (Россия без дураков)
Diese hat ein so einfach formuliertes, wie schwer zu verwirklichendes Ziel: “…die Identifikation und schrittweise Eliminierung von schädlichen, einschränkenden und manchmal einfach dummen bürokratischen Prozeduren und Regulationen” (Mikhail Abyzov)
Dafür kann sich dann jeder, der Russisch beherrscht, auf dieser Webseite anmelden und dann eine Beschwerde in Textform einreichen. Diese erscheint dann, ähnlich eines Blogs, in einer der Kategorien: Beliebteste, Neu, Gesetze und Lebensraum, Transport und Straßen, Haus und Lebensraum, Zitate von Beamten oder Verschiedenes. Auch wird nach Regionen und Städten geordnet. Andere Nutzer können dann kommentieren und Lösungen anbieten.
Die am häufigsten erwähnten Misstände werden dann auch der Regierung vorgelegt und strukturelle oder personelle Konsequenzen gezogen. Dazu sollte auch die Karte erwähnt werden: Diese zeigt dann Probleme nach Orten und Kategorien an. Diese sind dann mit einem Farbcode versehen: Rot bedeutet ein Problem, Gelb heißt, dass es in Bearbeitung ist und Grün zeigt: Lösung gefunden!
Meiner Meinung nach ist das wirklich eine tolle Idee. Aber hilft sie wirklich oder läuft das ganze nur werbewirksam ins Leere? Kritiker bemängeln, dass man sich nur auf der untersten Ebene beschweren kann. Wie sieht es aber aus, wenn man von Putin oder Medvediev die Nase voll hat? Die Antwort fällt nicht schwer…
Viele vermuten, dass mit dem Projekt eigentlich nur die Opposition und Wähler beeindruckt werden sollen. Ob das nun der Wahrheit entspricht, wird sich nach einiger Zeit zeigen. Ich hoffe jedoch, dass “Rossia bez durakov” mehr ist als nur Schall und Rauch und sich das russische Sprichwort “Russland ohne Idioten ist wie ein Zirkus ohne Clowns” nicht bewahrheitet.