Lyon,
Trendblogger-Jahrgang 2012/2013 Bonjour. Ich heiße Mareike, bin ein Berliner Urgestein und 24 Jahre alt. Ich studiere Kulturwissenschaften in Frankfurt Oder, verbringe die kommenden 10 Monate jedoch in Lyon und erkunde die französische Universitätslandschaft am Institut d’Études Politiques. Während es die meisten nach Paris verschlägt, war für mich Lyon die erste Wahl. Lyon ist nicht nur „la ville de gueule“ (frei: „Stadt der Gaumenfreuden“), sondern bietet allerlei Entdeckenswertes. Um nicht vollends dem guten Essen zu verfallen, widme ich mich sinnvolleren Beschäftigungen und werde mich für euch auf die Suche nach den neuesten Medientrends und -innovationen machen. Fragen, Kritik und Anregungen sind absolut erwünscht. Na dann, allons-y!


Youboox – eine Bibliothek für die Hosentasche

Das geschriebene Wort ist nicht tot, aber man liest es jetzt und in Zukunft lieber in E-Ink oder auf dem Tablet und vor allem unterwegs. Das französische Projekt Youboox unterstützt diesen Trend mit einer kostenlosen Online-Bibliothek.  

(Quelle: Youboox.fr)

Was habe ich mich gewehrt und große Reden geschwungen: Niemals würde ich ein E-Book kaufen. Es gibt doch nichts Schöneres als den Geruch eines ungelesenen Buches. Man möchte doch auch etwas in der Hand halten. Und, und, und. Heute muss ich lächeln, wenn ich selbige Aussagen aus den Mündern meiner Mitmenschen vernehme. Zu Weihnachten habe ich mich nach langen Überlegungen selbst mit einem E-Reader beschenkt. Ich bin nun großer E-Book-Fan.

Der deutsche Buchhandel revidierte zwar seine euphorischen Prognosen, mit den E-Books ließen sich im Jahr 2015 9,2 Prozent des Umsatzes generieren, auf 3,5 Prozent. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass auch die militantesten Bücherwürmer, wenn nicht bekehrt, dann aber doch wenigstens in Versuchung geführt werden könnten, wenn sie erst einmal einen E-Book-Reader für einige Zeit benutzen könnten.

Seien wir doch ehrlich: Das gedruckte Buch wird seinen bisherigen Stellenwert bald schon einbüßen. Wen die Praktikabilität nicht überzeugt: Hat schon einmal jemand versucht, in der überfüllten U-Bahn seinen Ulysses einhändig zu lesen? Mit dem E-Reader geht das. Zusätzlich muss erwähnt werden, dass man mit einem E-Book auch seinen Beitrag für die Umwelt leistet, wie das Öko-Institut bestätigt.

Das französische Team von Youboox legt große Hoffnungen in das E-Book. Youboox ist eine Online-Bibliothek, deren Bestand an E-Books man auf dem Laptop oder via iPad-App unbegrenzt und kostenlos durchstöbern kann. Youboox verspricht, den Verlegern zu höheren Einnahmen zu verhelfen, indem diese nicht einmalig für den Kauf eines Buches, sondern für jede gelesene Seite entlohnt werden. Für 9,99€ im Monat wird auch ein Premium-Account angeboten, mit dem man der Bannerwerbung im unteren Bildschirmbereich entgeht.

Kürzlich veröffentlichte das Team von Youboox in Zusammenarbeit mit Storeslytics, die Erhebungen über den französischen App-Store veröffentlichen, eine Analyse des Angebots an französischsprachigen E-Books im iBookstore mit einigen interessanten Grafiken. So sieht man beispielsweise, dass der iBookstore über knapp 47.000 französischsprachige E-Books verfügt, die nur etwa fünf Prozent des Gesamtangebots ausmachen. In den Regalen der Buchhandlungen findet man hingegen etwa 622.000 Bücher in französischer Sprache. Die Studie soll offensichtlich darauf hinweisen, dass es an der Zeit ist, dem E-Book-Store von Apple Konkurrenz zu machen.

Allerdings ist Youboox dazu bisher noch nicht im Stande. Mit etwa 3.000 Titeln im Angebot ist das Wort „mager“ noch eine freundliche Umschreibung. Ich habe bereits nach verschiedenen Titeln gesucht und bisher noch keinen davon finden können. Sollten bei Youboox die Bestände demnächst jedoch deutlich aufgestockt werden, könnte das Projekt eine echte Alternative zu iBookstore, Amazon und Co. werden.

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