Hier bin ich – wenn Überwachung überflüssig wird

Auf "trackingtransience" kann man beobachten, wo sich der Künstler Elahi gerade aufhält.

Auf „trackingtransience“ kann man beobachten, wo sich der Künstler Elahi gerade aufhält.

Es ist der 24. Juli 2013 um 03:10 Uhr nachts amerikanischer Zeit und ich kann beobachten, wo sich Hasan Elahi gerade aufhält. Als Letztes hat er das Foto einer Bar gepostet. Die Zucker und Salzstreuer sind auf einem Tablett angeordnet, die Becher umgedreht, Personen sind nicht auf dem Foto abgebildet. Wahrscheinlich schläft Elahi gerade, denn das GPS bewegt sich nicht.

Wenn Elahi hören würde, dass in Deutschland für den 27. Juli bundesweit Demonstrationen gegen die Internet-Überwachung unter dem Titel „Stop watching us“ geplant sind, würde er wahrscheinlich laut loslachen. Sein Lebensmotto könnte nicht konträrer sein: Man kann es etwa auf den Punkt bringen mit „Start watching me“. Elahi ist Künstler. Um genauer zu sein: Er ist Medienkünstler mit dem Schwerpunkt Technologie und Medien und ihre sozialen Auswirkungen. Seine Lieblingsthemen: Überwachung, Sousveillance und Grenzen. Sousveillance (frz. „Unterwachung“) soll bedeuten, dass der normale Überwachungsweg umgekehrt wird: In diesem Fall beobachten die sonst Überwachten (z. B. Bürger eines Staates) die normalerweise Überwachenden (z. B. den Staat). Als Künstler hat er sich – wie fast nicht anders zu erwarten wäre – ein sehr radikales Projekt ausgedacht: Er überwacht sich quasi selbst und macht dies öffentlich. (mehr …)