Wien,
Trendblogger-Jahrgang 2013/2014 Modeblogs mit Instagramfotos von Vintage-Läden und Zimtschnecken, gepaart mit einem Hauch Feminismus: Mit diesem Eindruck von Schweden begebe ich mich für ein Semester nach Linköping. Nicht nur Land und Leute, sondern auch User und Medien werde ich dort beobachten und für euch beschreiben. Ob die Leute da wirklich so schön sind, wie das Internet wirken lässt, ob wirklich alles sofort mit dem Smartphone fotografiert wird, ob Schweden wirklich das europäische Musterland schlechthin ist? Mythen hin oder her, ich werde es austesten.


Selbstbestimmung killed the Radio Star

Wer selbstbestimmt lebt, hört kein Radio mehr. Zumindest nicht, ohne die Angebote des Internets auszuchecken. Ein Erfahrungsbericht. 

Mit 17 machte ich meinen Führerschein und konnte es kaum erwarten, endlich beim Autofahren meine eigene Musik zu hören. Das Gefährt meiner Eltern war so alt, dass die Wahl zwischen Kassetten und Radio stand. Zunächst nahm ich noch Mixtapes aus, die waren aber nach einer Zeit durchgehört und irgendwann fiel die Wahl doch auf das Radio.

Da die meisten erreichbaren Sender es für erstrebenswert hielten, denselben Song fünf Mal am Tag zu spielen (gefühlt eher ununterbrochen als zählbare Male), stieg ich schnell auf NDR Info aus. Auf dem Weg zum Training Nachrichten und Wissenswertes mitnehmen, das war immer noch besser als die Hits der 80er, 90er, 2000er und dem besten von heute. (Nebenbei bemerkt: Ich weiß, dass ich in den 80ern noch nicht gelebt habe, aber was ich im Radio zu hören bekomme, ist bei Weitem nicht das beste aus dieser Epoche. Get your facts straight, radio people!!1)

Irgendwann kam der Tag, an dem ich die Kleinstadt verließ und auf kein Auto mehr angewiesen war. Das Radio verschwand aus meinem Leben: Weder unterwegs, noch in der Küche verfolgten mich die aufdringlichen Werbe-Jingles.
Online-Radio? Gibt es schon. Aber hör ich mir wirklich Sender mit Tagesfragen à la „Können Frauen wirklich einparken?“ und schlechten Wortwitzen an? (Diese Gender-Propaganda erinnert auch so richtig unangenehm an die 1930er, als das Radio noch das Brainwash-Mittel No. 1 war.) In Zeiten von Last.fm, Spotify und Podcasts?

Manchmal schon. Gerade der österreichische Sender FM4 bietet musikalisch und inhaltlich Einiges – zumindest manchmal. Generell scheint es, als seien Radiosender im Ausland besser, ich denke da nur an die tollen Live-Sets bei BBC Radio 1 oder KEXP. Wiederum muss ich sagen, dass ich ebendiese eher auf YouTube anschaue als den Audio-Stream zu hören.

Da kann ich selbst bestimmen, wann ich mir die Inhalte zu Gemüte führen will, welche Teile ich überspringe oder vier Mal hintereinander höre. Ich kann aus allen Sendern die interessantesten Parts aussortieren, bin nicht im Netz von 4 sich gleich abhörendenden und 3 unerträglichen Sendern gefangen und kann im Notfall doch einen für mich angepassten Musikstream anschalten. Internet, ich liebe dich.

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