Gründer des Instituts für Kommunikation in sozialen Medien


Januar-Dossier: Datenjournalismus

Im Monat Januar 2013 wird es bei den Trendbloggern um das Thema Datenjournalismus gehen. Was ist Datenjournalismus? Sehr lesenswert dazu ist das Interview von Ulrike Lange (von Medial-Digital) mit dem Journalisten und Experten Nicolas Kayser-Bril, der schon sehr viel in den Bereich gearbeitet hat u.a. beim Journalismus-Startup Owni.fr als Datenchef und Gründer von Journalism++. Er sagt in dem Interview:

Datenjournalismus ist […] nicht bloß Datenbereitstellung. Er kann Daten auch in Kontext stellen und analysieren. Nehmen wir das Beispiel Agrarpolitik. Wir haben dazu alle Daten über alle Subventionen, die jede noch so kleine Region in Europa erhält. Diese Zahl haben wir zum Bruttoinlandsprodukt der jeweiligen Region in Relation gesetzt. Wir haben also ein Ranking der Einnahmeanteile einer Region aus Subventionen erstellt. Damit konnten wir präzise sehen, welche europäische Kommune sich mit ihren Einnahmen fast ausschließlich auf Subventionen stützen. Das ist Journalismus. Wir haben eine journalistische Fragestellung, und wir vertiefen die vorliegenden Daten, auch wenn sie in binärer Form in einer Datenbank liegen. Ich würde Datenjournalismus eher definieren als Journalismus von Journalisten, die programmieren können.

Etwas genauer hat das Lorenz Matzat, ein weiterer Experte auf dem Gebiet des Datenjournalismus definiert:

Ein oder mehrere maschinenlesbare Datensätze werden per Software miteinander verschränkt und analysiert – damit wird ein schlüssiger und vorher nicht ersichtlicher informativer Mehrwert gewonnen. Diese Information wird in statischen oder interaktiven Visualisierungen angeboten und mit Erläuterungen zum Kontext, Angaben zur Datenquelle (bestenfalls wird der Datensatz mit veröffentlicht) versehen. Letztere wird ggf. kommentiert (in Schrift, Ton oder Bewegtbild). Liegen die Daten nicht maschinenauswertbar vor (z.B. hundertausende Emails) können die User aufgefordert werden, die Recherche weiter mit voranzutreiben (“Crowdsourcing”, siehe bspw. “Investigate your MP’s expenses“).

Die Aufgabe für die Trendblogger für Januar lautet, Beispiele aus den Ländern der Trendblogger rund um das Thema Datenjournalismus zu finden:

  • Spannende Beispiele der Darstellung von Daten in traditionellen Medien, insbesondere interaktive Beispiele
  • Spannende Start-Ups, welche Journalisten die Möglichkeit bieten, Daten zu analysieren und auszuwerten
  • Kontroversen rund um das Thema Daten in den Medien (Stichwort: Umgang mit Wikileaks)

Toll wäre es, wenn jeder Trendblogger recherchieren könnte, welche Journalisten sich in den jeweiligen Ländern intensiv mit der Materie befassen – diese könnten wir dann hier in der Blogroll verlinken, wir könnten aber auch Interviews mit ihnen machen.

Die nächste Redaktionskonferenz findet statt am 13. Februar 2013 mit dem Journalisten Richard Gutjahr.

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  1. Das wohl bekannteste Beispiel in Schweden ist momentan der Schwedenfinne Jens Finnäs (http://jensfinnas.com/), der unter anderem Journalism++ (http://jplusplus.org/) betreibt, aber auch eine Einführungsseite in den Datenjournalismus bereithält: http://datajournalistik.se/
    Bekannt geworden ist dieser unter anderem mit der auf svd.se veröffentlichten interaktiven „räntekartan“ (= Kreditlandkarte):
    http://www.svd.se/naringsliv/sag-din-ranta/
    Ähnlich funktioniert dort auch die aktuelle Mietübersicht über Stockholm:
    http://www.svd.se/nyheter/inrikes/hyreskollen/
    In dessen Vorort Södertörn wird sogar ein eigenes Forschungsprojekt auf der Hochschule zum Datenjournalismus angeboten:
    http://webappl.web.sh.se/p3/ext/content.nsf/aget?openagent&key=projekt_page_1348470804558
    Generell scheint das Thema aber Finnlandschweden besonders anzuziehen: Die schwedische Variante des finnischen Öffentlich-Rechtlichen berichtet auf ihrem „utvecklingsbloggen“ (= Entwicklungsblogg) ebenfalls ausführlich: http://utveckling.ylebloggen.fi/tag/datajournalistik/
    Wie sieht es denn in Finnland selbst aus?

  2. Neben dem erwähnten Nicolas Kayser-Bril gibt es noch Karen Bastien, die die Plattform Wedodata.fr gegründet hat, über die im Internet viel gesprochen wird, auf die ich allerdings nicht zugreifen kann. Kann jemand helfen?

  3. In Helsinki fand im September das Open Knowledge Festival (http://okfestival.org/) statt, dort gab es auch viele Talks und Hackathons zu Data Journalism. Viele der Ergebnisse wurden im HS Next Blog der Helsingin Sanomat veröffentlicht: http://blogit.hs.fi/hsnext/ und http://www.hs.fi/kotimaa/aihe/datajournalismi/. Das Festival hat auch zur Gründung der Open Knowledge Foundation Finland geführt: http://fi.okfn.org/.
    Ein weltweites Projekt, welches auch in Helsinki Journalisten (Hacks) und Programmier (Hacker) zusammen bringt ist Hacks/Hacker http://www.meetup.com/HHHelsinki/.
    Ein weiterer Blog, der sich mit Data Journalism beschäftigt ist http://datajournalismi.fi/ auf Finnisch. Dieser wird hauptsächlich von Antti Poikola betrieben, der auch in seinem eigene Blog berichtet http://poikola.fi/ .
    Daten und Apps über Helsinki werden hier gesammelt: http://www.hri.fi/en/data-search/ Allerdings ist das noch etwas unübersichtlich, aber man kann erkennen, dass viele Zeitungen die Daten für Visualisierungen nutzen.
    Dem Code4America-Projekt folgend, gibt es natürlich auch einige Wettbewerbe wie dieser von der Helsingin Sanomat (http://blog.okfn.org/2012/02/21/finnish-data-journalism-app-contest/ ) oder Apps4Finland (http://apps4finland.fi/)

    Interessant, dass es auf schwedisch einen Datenjournalismus-Blog von YLE gibt. In Finnland waren sie in dem Feld bisher eher im Hintergrund und hinken etwas hinterher.

    PS: Die Blogger von HS Next habe ich ganz vergessen. Wichtig von ihnen Esa Mäkinen (http://www.esamakinen.fi).

  4. Pingback: Datenjournalismus dank Transparenzgesetze | Die Trendblogger

  5. In Belgien ist der Datenjournalist Joel Matriche aktiv. Er schreibt für die große, französischsprachige Tageszeitung Le Soir sowie auch in seinem eigenen Blog http://joelmatriche.com/