London,
Trendblogger-Jahrgang 2012/2013 Hello! Ich bin die Luise, 23 Jahre und lebe in Berlin. Gut die nächsten 11 Monate werde ich in London verbringen, denn ich möchte hier mehr über Musikproduktion erfahren. Ja, ich bin eine Tonstudentin und beschäftige mich viel mit Musik, Sound und Klängen. In Deutschland studiere ich an einer Filmhochschule. Musik ist an der Hff auch ein großes Thema, aber der Film steht dort dann doch oft an erster Stelle. Deshalb habe ich beschlossen mich die nächsten Monate mich mal nur auf die Musik zu konzentrieren. Außerdem wollte ich London besser kennen lernen. Diese Stadt hat mich schon immer fasziniert. Ich bin sehr gespannt auf meine Entdeckungen hier und freu mich sehr, dass ich einige durch die "Trendblogger" mit euch teilen kann. Also auf eine spannende Zeit! See you!


Mit der Multimedia-Kampagne „No Go Britain“ beschreitet Channel 4 News neue Wege

Der Royal Televison Award für „innovative News“ ging dieses Jahr an Channel 4 News und ihr Projekt „No Go Britain“. Die multimediale crowdsourcing Kampagne zeigt, wie hilfreich das Internet und Social Media sein können, um die zu finden, die was sagen können und die, die was zu sagen haben.  

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Am 20. Februar wurden die Gewinner der Royal Television Awards bekannt gegeben. Der Preis für „innovative News“ ging die Kampagne „No Go Britain“ des Fernsehsenders Channel 4 News. Die Jury ehrte somit ein Projekt, das nicht nur auf Grund seines Themas die Medienwelt im letzten Jahr faszinierte. Auch die Nachhaltigkeit sowie der innovative Weg der Recherche und der Projektführung ist einen Blick wert.

Die Innovation? Crowdsourcing!

Inspiration zu „No Go Britain“ schöpfte das Channel 4 News Team aus der Erfahrung, die die wohl bekannteste behinderten Athletin Englands, Baroness Grey-Thompson, machen musste. Auf einer Reise wurde die Sportlerin genötigt , ihren Rollstuhl aus dem Zug zu werfen und hinterher zu kriechen, da trotz Absprache mit den öffentlichen Verkehrsbetrieben kein Helfer auf dem Gleis für sie bereit stand. Die Redakteure des Senders fragten sich, auf welche Probleme behinderte Menschen stoßen, wenn schon eine so bekannte Frau wie eine Person 2. Klasse behandelt wird.

Barrierefreies Reisen: in Britain fast unmöglich 

Das Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln als behinderter Mensch ist in Großbritannien eine Qual. Nur wenige Stationen sind behindertengerecht ausgestattet. Es gibt kaum Rampen und Lifte, in den Fahrzeugen ist nur wenig Platz für eingeschränkte Passagiere und auch das Servicepersonal ist nur selten verfügbar und/oder zu schlecht ausgebildet.

Um auf das oft vergessene Problem aufmerksam zu machen, begann die Redaktion von Channel 4 News zu recherchieren und nach Betroffen zu suchen. Sie wurde recht schnell fündig. Im Internet existierten bereits viele, zum Teil schon gut vernetzte Gruppen und starke Stimmen. Ihre Aktionen und Versuche das Problem publik zu machen, hatten bis dato allerdings nur bedingt Erfolg. Für Channel 4 News wurde schnell klar; aus der geplanten Reportage musste eine ganze Kampagne werden.

Bei ihrer Abreit an „No Go Britian“ nutzte das Team alle Ressourcen der multimedialen Welt. (Blogs, Facebook, Twitter, Youtube, Fernsehen)

Einer der Höhepunkte des Projektes: „24 hours in No Go Britain“

Neben vielen anderen Aktionen war einer der Höhepunkte der Kampagne „24 hours in No Go Britian“. In einem Zeitfenster von 24 Stunden sollten Betroffene von ihren Erlebnissen und ihren Problemen mit öffentlichen Verkehrsmitteln live via Twitter berichten. 1000 Menschen beteiligten sich und nutzten #nogobritain für die Live-Berichterstattung.

Zu den meist gepostesten Schwierigkeiten gehörten das Überwinden der Lücke zwischen Zug und Bahnsteigkante und das Einsteigen in einen Bus mit einem Rollstuhl sowie das Erreichen einer Haltestelle. Die Häufigkeit mit der Probleme dieser Art auftraten war erstaunlich. Noch erschütternder war, dass nach nur wenigen Stunden bereits fünf Menschen von Erfahrungen ähnlich der von Baroness Grey-Thompson berichtet hatten. Die Redaktion von Channel 4 News beschloss daraufhin zwei der Betroffenen in eine TV-Sendung, die noch am selben Abend live ausgestrahlt werden sollte, einzuladen. Nur drei Wochen später konnten die Zuschauer von Channel 4 News eine weitere Fernsehsendung zu Thema sehen. Diesmal waren neben drei Teilnehmern der 24 Stundenaktion auch drei Bosse von britischen Verkehrsbetrieben anwesend und wurden live mit den Erfahrungen der behinderten Menschen konfrontiert. Die Diskussion ging auch hinter den Kameras weiter. Verbesserungen und die Einbindung der Betroffenen in die Behebung der Probleme wurden versprochen.

TV alleine hat nicht so viel Macht 

Durch die Kombination aus Fernsehen, Internet und Social Media, konnte aus einer geplanten Reportage eine Kampagne mit greifbarem Erfolg werden. „No Go Britian“ hat die Medienlandschaft des letzten Jahres geprägt, es geschafft zwei Parteien an einen Tisch zu bekommen und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf ein wichtiges und schon lang bestehendes Problem zu lenken. Man kann nur hoffen, dass diese Errungenschaften nicht wie ein Tropfen auf dem heißen Stein verdampft, denn Channel 4 News hat nun „No Go Britain“ in die Hände der Betroffenen gegeben und sich aus der Kampagne zurückgezogen.

 

 

1 KOMMENTARE , GEBE EINEN KOMMENTAR AB

  1. Ich find gut, dass das Thema aufgegriffen wird! Auch wenn man nicht im Rollstuhl sitzt sonder nur mit großem gepäck unterwegs ist, ist die Londoner tube eine ziemliche Qual! Selbst am King’s Cross o.ä. gibt es nicht überall Fahrstühle oder Rolltreppen – obwohl da ja wahrscheinlich viele Menschen mit gepäck unterwegs sind.
    Und wenn noch nicht mal nicht-gehbehinderte Menschen dort ungehindert und bequem reisen können, wie dann welche in Rollstühlen etc.?