Stockholm,

Trendblogger-Jahrgang 2012/2013
Schweden steht für endlose Wälder und Seen; die Natur bestimmt dieses Land. Gleichzeitig gilt es als eines der innovativsten und offensten im Bereich der Technik und Neuer Medien. Wer kennt oder nutzt nicht Skype oder Spotify? Wie das zusammenpasst, möchte ich in meinem Auslandssemester in Stockholm gerne herausfinden – und meine Erfahrungen mit euch teilen.



Konzentration als Königsweg

An der Zukunft schrauben? Svenska Dagbladet

An der Zukunft schrauben? Svenska Dagbladet
(Quelle: sverigesradio.se; Foto: Frida Hedberg/SCANPIX)

Fehlende Bezahlkultur oder Wertschätzung im Netz? Auch der schwedische Journalismus beklagt das Zeitungssterben. Sparmaβnahmen im Svenska Dagbladet und ein neues Entwicklungsunternehmen im Medienkonzern Stampen, die Maβnahmen könnten unterschiedlicher nicht sein. Ein Vergleich.

Ende September machte die Traditionszeitung Svenska Dagbladet negative Schlagzeilen mit der Ankündigung der Schlieβung ihrer Sportredaktion im Rahmen eines gröβeren Sparpaketes. „Der Verband versteht, dass die Zeitung mehr Richtung digitaler Journalismus gehen muss”, zitierte die Konkurrenz Dagens Nyheter Thomas Berglund, Wortführer des Journalistenverbundes im Svenska Dagbladet, „aber man hat es in der falschen Weise und unter Druck getan.” Was sagt Berglund wohl zum Konzept von Mktmedia?

Mktmedia bezeichnet sich als Entwicklungsunternehmen. Der Verlag Stampen, Besitzer der zweitgröβten schwedischen Morgenzeitung Göteborgs-Posten, rief Mktmedia 2006 zusammen mit mehreren Lokalzeitungseignern ins Leben. Mittlerweile berichtet er von einem Umsatz von 19 Millionen Schwedischen Kronen (ca. 2,2 Millionen Euro) und zehn Mitarbeitern. Was macht Mktmedia anders als Svenska Dagbladet?

Multimedial und multikonzeptual

47 Zeitungen und 32 Webseiten sind an dem Projekt beteiligt, das  auf Konzentration setzt. Denn es ist nicht mehr nur der „klassische“ Journalismus, der bei Mktmedia im Mittelpunkt steht: In dem Unternehmen kooperieren auch Werbenetzwerke, Coupondienste und sogar der Online-Videoplayer des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders SVT.

Groβe Familie: Die Mktmedia-Akteure

Groβe Familie: Die Mktmedia-Akteure
(Quelle: mktmedia.se)

Über die drei Plattformen mkttv, mktwebb und mktmobil werden die Produkte der unterschiedlichen Teilnehmer in einem CMS vernetzt und es können sich unterschiedliche Verwendungen ergeben. „Es gibt eine Anzahl traditioneller redaktioneller Werkzeuge, aber auch eine Anzahl moderner Anwendungen wie Bezahllösungen, Verbindungen mit SMS-Lösungen, E-Zeitungen und mehr“, heiβt es auf der Unternehmenshomepage zu mktwebb.

Wo wird wirklich gespart?

Doch was ist nun DIE Lösung für den modernen schwedischen Journalismus? Das Sparpaket ist Teil der „zukünftigen Zeitung” Svenska Dagbladet: 40 Millionen Schwedische Kronen Einsparungen (ca. 4,5 Millionen Euro)), das Streichen des Kulturteils und die bevorstehende Entlassung von 60 Mitarbeitern sind die weiteren traurigen Eckdaten. Stampen verkündet über Mktmedia stolz: „Unsere Stärke ist einen groβen Zusammenhang formen zu können – Ressourcen zu sammeln und Kosten zu teilen.“ Doch besteht eigentlich ein Unterschied?

Klar ist: Natürlich verleitet ein gemeinsames CMS die eigenen Leistungen zu reduzieren, sich an anderen Contents zu bedienen. Das musst nicht zwangsläufig schlecht sein, doch: Wovor sich nicht nur der schwedische Journalismus in dieser schwierigen Zeit hüten muss, sind Scheinlösungen! Sich an einem Entwicklungsunternehmen zu beteiligen, ist nur dann ein Fortschritt, wenn das eigene Unternehmen daran (auch personell?) wächst und nicht schrumpft. Andernfalls wird das Problem lediglich ausgelagert.

Wohin führt der Weg für Mktmedia?

Im Fall von Svenska Dagbladet kommentiert Berglund: „Das ist eine Folge direkter Sparpflichten aus Oslo. Mit dem, was nun eingeleitet wird, hätte man vor ein paar Jahren schon beginnen sollen und auf Kompetenzentwicklung des aktuellen Personals setzen“, und verweist damit auf den Druck Eigners, den norwegischen Medienkonzern Schibsted. Die Maβnahmen müssen also in einem gröβeren wirtschaftlichen Zusammenhang gesehen werden. Über direkte oder indirekte Folgen der Mktmedia-Beteiligung ist bisher nichts bekannt.

Die drei Mkt-Konzepte: Web, TV und Mobil

Die drei Mkt-Konzepte: Web, TV und Mobil
(Quelle: mktmedia.se)

Doch als das öffentlich-rechtliche Sveriges Television der kommerziellen Mktmedia beitrat, hätte man groβe mediale Aufmerksamkeit erwarten können. Stattdessen lieβ sich Mktmedia-Projektleiterin Elin Olofsson mit folgenden Worten von der Branchenzeitschrift Dagens Media zitieren: „Weder kräftige Proteste noch groβer Jubel sind mir zu Ohren gekommen.“ Auch die schwedischen Medien wirken etwas ratlos.

Die Idee einer verlagsübergreifenden Bezahllösung scheint noch niemandem gekommen.

1 KOMMENTARE , GEBE EINEN KOMMENTAR AB

  1. Ja ich würde sagen das es nicht an den neuen Medien liegt, denn jeder mag gerne ein stück papier zwischen den Händen, ich glaube das liegt daran das es so gute zeitungen gibt, das eine billige Konkurenz keine chance hat