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Argos – Ein Laden ohne Ware?

 

Anstelle von Ware ist der Großteil der Ladenfläche mit Bildschirmen, Selbstbedienungskassen, Katalogen und Werbung gefüllt, denn in einem Argos-Store geht man nicht von Regal zu Regal. Argos ist ein Geschäft mit einem etwas anderem Shopping-Konzept.

 

Nach einem Griechenlandurlaub in Argos beschloss Richard Tompkins seinen Green Shield Stamps Shop neu zu vermarkten. Da die Geschäfte mit den Trading Stamps (Sammelmarken) nicht mehr so gut liefen, sollte die Katalog-Ladenkette auf Geld als Tauschware umsteigen und so wurde im Juli 1973 Argos gegründet.

Eine gute Entscheidung aus heutiger Sicht: Argos gehört mit seinen über 700 Läden in der UK und seinen 129 Millionen Kunden pro Jahr zu einer der großen Ketten des Einzelhandels.
Der Katalog, der halbjährig erscheint bietet auf über 1700 Seiten 33000 Produkte, die entweder in einer Filiale gekauft oder per Telefon bestellt werden können. Viele Marken wie „Chad Vally“, „Schreiber“, „Hygena“ und „goCreat“ wurden aufgekauft und gehören mittlerweile zur Argosfamilie. Natürlich ist die komplette Produktpalette auch im Internet zu finden. Auf der Website http://www.argos.co.uk kann man sich nicht nur die Artikel ansehen, raussuchen und in einem Laden in der Nähe reservieren, sondern auch bestellen und kaufen. Seit einigen Jahren hat Argos auch seinen eigenen Teleshopping-Kanal auf dem die Ware rund um die Uhr präsentiert wird. „Argos-TV“ ist per Sky, Satellit und Freeview oder auf der Seite www.argos.co.uk/tv zu empfangen. Um die Ware zu bekommen, muss man natürlich nicht in einen Argos-Store. Alle Produkte werden auch geliefert, bei einen Einkaufswert von 50 Pfund sogar kostenlos.

Argos – ein Relikt aus der Zeit der Sammelmarken

Das besondere Konzept der Argos-Stores, die Ware nicht im Regal zu präsentieren, sonder in einem Katalog vorzustellen, stammt aus den 60ern, der Zeit der Sammelmarken. Ähnlich den heuten Bonusprogrammen wie „Payback“ vergaben viele Läden Treuepunkte an ihre Kunden, die in eigenständigen Geschäften gegen Prämien eingetauscht werden konnten. Diese Sammelmarken sollten erstens die Kunden an das Geschäft binden und zweitens dienten sie als Werbung, denn es gab verschiedene Sammelmarkenhersteller, die jeweils ein unabhängiges Unternehmen darstellten und somit unterschiedliche Prämien-Angebote hatten. Einer dieser Drittfirmen war Green Shield. Hatte man also genug Green Shield Stamps gesammelt, konnte man sich seine Prämie in einem Green Shield Katalog heraussuchen und in einem Green Shield Shop gegen sein Sammelheft eintauschen. Ausgestellt wurde damals kaum etwas. Und so ist es bis heute geblieben. Bis auf ein paar kleine Sachen findet man keine Produkte in einem Argos-Store. Dafür gibt es jede Menge Bildschirme, Kataloge und Werbeplakate.

Wie funktioniert Argos?

Wenn man über Internet oder Telefon bestellt, dann unterscheidet sich Argos nicht von deutschen Versandhäusern. Und eigentlich funktioniert das Einkaufen in einem Argos-Store nach dem selben Prinzip. Man sucht im Katalog das gewünschte Produkt und gibt die Produktnummer in einen der Computer ein. Dieser stellt dann fest, ob das Objekt überhaupt im Lager ist und gibt eine weiter Nummer an, die man auf einen Zettel schreibt. Der Computer kann auch direkt zur Produktsuche genutzt werden. Mit dem Zettel geht man dann zur Selbstbedienungskasse oder zu einer normalen Kassen. Nach dem Bezahlen erhält man erneut eine Nummer. Wenn diese aufgerufen wird, dann kann man seine Bestellung von der Produktausgabestelle abholen.

              

Das Konzept scheint zu funktionieren. Die Läden sind gut besucht und die Meisten kaufen auch etwas. Man kann so ziemlich alles erwerben was man sich vorstellt. Die Produktpalette reicht von Spielzeug über Zelte, Möbel, Musikinstrumente und Schmuck bis zu technischen Geräten wie Kameras und Computer. Die Qualität der Produkte entspricht dem Preis. Argos bietet solide Produkte zu einem vernünftigen Preis, aber nichts Exklusives.

Einfach schnell Einkaufen

Das Argos Konzept ist eine interessante und gut funktionierende Art einen Laden zu gestalten. Die Bedienung der Computer und Selbstbedienungskassen sind einfach und verständlich, auch das Abholen der Ware verläuft problemlos. Die Wartezeiten sind nicht all zu lang. Wenn man weiß was man will und schnell die Sache mit dem Shopping hinter sich bringen möchte, dann ist Argos genau das Richtige. Das Flair des Einkaufens, Produkte sehen und vielleicht sogar anfassen und ausprobieren können, fehlt allerdings total. Auch der Kontakt zum Personal geht durch das Konzept verloren und macht das Shoppen zu einem sehr nüchternen Ereignis.

16 KOMMENTARE , GEBE EINEN KOMMENTAR AB

  1. Sehr interessanter Artikel!
    Müsste ich mich als Kunde irgendwo anmelden (wie bei Payback) um eine Kundennummer zu erhalten oder könnte ich auch ohne Identifizierung einkaufen?

  2. Wo genau?

    Also, wenn du im Laden einkaufst, dann brauchst du keine Kundennummer. Da man direkt bezahlt, läuft das wie in einem normalen Geschäft.

  3. Ok.
    Und ist die Wartezeit im Laden auf meinen Artikel vergleichbar mit herkömmlichen Shops oder muss ich ähnlich lang warten wie zb. bei IKEA?

  4. Ich denke, so lang wie bei Ikea musst du nicht warten, aber mein Erfahrungswert ist nicht besonders große.
    Bis jetzt war ich nur einmal dort einkaufen und ich habe vielleicht 2 min. gewartet. Alle Leute mit denen ich gesprochen haben, haben die Wartezeiten nie erwähnt, über andere Sachen wurde eher gesprochen. Ich tippe also sehr, dass sie in der Regel nicht besonders lang sind.

  5. Wow. Ich hätte nicht gedacht, dass es sowas wirklich noch geben wird. Der Kunde ist König.. blabla. Hier wird man doch heutzutage umsorgt und betüdelt ohne Ende. Ich warte nur auf die kostenlose Kaffee-Lieferung beim nächsten Douglas-Einkauf..
    Glaubst du denn, dass dich das Konzept ernsthaft durchsetzt?

  6. Da das Konzept nicht neu ist und schon seit Jahren besteht, kann man sagen, dass es sich durchgesetzt hat.
    Ich finde es auch sehr erstaunlich, dass so viele Menschen diese Art des Einkaufens einer anderen vorziehen, aber es ist so.

    Mir stellt sich da die Frage, ob so ein Geschäft von Deutschen angenommen werden würde.
    Ich hab mit einer Italienerin gesprochen und sie meinte: Italiener wollen ihre Ware anfassen. Argos würde nicht funktionieren.

  7. Naja, in Zeiten von Internet-Shopping und Downloads ist sicher Argos auch in Deutschland nicht ganz undenkbar. Allerdings wüsste ich nicht, wozu ich dafür aus dem Haus gehen sollte. (Außer dass ich ein bisschen Porto spare..)

  8. Dein Artikel trifft genau den Punkt!
    Ich habe bei meinem Aufenthalt in England auch einmal bei Argos eingekauft – das ging wirklich sehr fix! Es hat mich sehr an Amazon erinnert, mit dem Unterschied, dass man vor Ort bestellt.

  9. Naja neben dem Porto sparst du auch noch Wartezeit, denn die Ware muss ja nicht geliefert werden. Du bekommst sie gleich.
    Das ist glaub ich der Vorteil gegenüber Online Shopping, außerdem hat man einen direkten Ansprechpartner falls man Artikel umtauschen möchte.

  10. Sehr interessanter Artikel,aber für mich ,die ältere Generation ,keine Form des Einkaufens.Wo bleibt der Lustgewinn?Gut, Zeit spart man,aber Zeit ist doch nich alles!

  11. Pingback: www.best-practice-business.de/blog » Hat Argos den Multi-Channel-Königsweg schon vor 40 Jahren gefunden?

  12. Hm Spannend, aber irgendwie geh ich doch gern durch einen Laden und “stöbere”. Digitales Shoppen ist dann doch eher was für zu Hause.

  13. Ja der Lustgewinn hält sich in Grenzen meiner Meinung nach, deshalb bin ich sehr beeindruckt, dass das Konzept trotzdem so gut funktioniert.

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